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Neuerungen beim Stückemarkt des Berliner Theatertreffens
Hauptaspekt Sprache
13. November 2014. Die Berliner Festspiele reagieren auf die Kritik an ihrer Neugestaltung des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen. In der heute erschienenen Ausschreibung für 2015 sind europaweit Dramatiker_innen und Theatermacher_innen eingeladen, sich zu bewerben, unter der Voraussetzung, "dass das Medium Sprache ein Hauptaspekt der Arbeit darstellt und die Künstler_innen am Anfang ihrer Karriere stehen".
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13. November 2014. Die Berliner Festspiele reagieren auf die Kritik an ihrer Neugestaltung des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen. In der heute erschienenen Ausschreibung für 2015 sind europaweit Dramatiker_innen und Theatermacher_innen eingeladen, sich zu bewerben, unter der Voraussetzung, "dass das Medium Sprache ein Hauptaspekt der Arbeit darstellt und die Künstler_innen am Anfang ihrer Karriere stehen".
Nach der Ausweitung des Stückemarkts auf performative Arbeiten (2012), als Ergänzung zu den bis dahin in szenischen Lesungen vorgestellten Dramentexten, hatte sich der Stückbegriff des Stückemarkts zuletzt vom Textbegriff abgelöst. Auf der diesjährigen Ausgabe des Festivals waren zwei von drei Arbeiten vertreten, die als Performance- bzw. Installationstheater dem sprachlichen Zeichensystem keinen bzw. einen untergeordneten Rang einräumten (siehe den Stückemarkt-Überblick auf nachtkritik.de). Der schwindende Stellenwert des Literarischen war daraufhin u.a. vom Förderer des Stückemarkts Heinz Dürr via Frankfurter Allgemeine Zeitung moniert worden.
Jetzt wieder Wettbewerb und Jury
Das ebenfalls in die Kritik geratene Patensystem, in dem drei Künstler je eine persönliche Einladung aussprachen, wird durch die Rückkehr zum Wettbewerbs- und Juryprinzip abgelöst. Juror_innen für 2015 sind: Tim Etchells, Autor, Regisseur und Performer (Forced Entertainment, New York/Sheffield), Helgard Haug, Autorin und Regisseurin (Rimini Protokoll, Berlin), Lutz Hübner, Autor (Berlin), Milo Rau, Autor, Regisseur, Recherchetheatermacher (Zürich/Köln) und Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Theatertreffens (Berlin).
Die Jury wählt aus den Einsendungen insgesamt fünf Arbeiten aus, die während des Berliner Theatertreffens (1. bis 17. Mai 2015) als Szenische Lesungen oder Gastspiele gezeigt werden.
(chr)
Debattentexte, die die 2013 angekündigte Neuausrichtung des Stückemarktes ausgelöst hatte:
Warum Autoren am Theater nicht mehr gebraucht, Schreiber aber dringend benötigt werden – ein Plädoyer für den Writers' Room von Ulf Schmidt (13.11.2013)
Wunschzettel für einen neuen Stückewettbewerb von Frank Kroll (4.12.2013)
Als "weitgehende Zurücknahme des neuen Kurses" interpretiert Jürgen Berger die Neuerungen beim nächsten Theatertreffen-Stückemarkt in der Süddeutschen Zeitung (4.12.2014). Die in der 2014er-Edition des Festivals eingeführten Änderungen hätten "allzu kurzschlüssig auf die angeblich zu massive Autorenförderung in deutschen Landen reagiert". Wohl auch wegen der Kritik daran gebe es jetzt "eine neuerliche Kurskorrektur". Von TT-Leiterin Yvonne Büdenhölzer hat Berger sich erklären lassen, wie diese "zu verstehen ist". "Die Sicht des zurückliegenden Stückemarktes auf die aktuelle Theaterarbeit sei sehr radikal gewesen, man habe ja nur einen einzigen klassischen Theatertext nominiert. Da der Stückemarkt sich aber weiterhin als 'Plattform für Autoren' verstehe, werde man künftig gleichberechtigt in zwei Richtungen suchen": nach dem "klassischen Schreibtischtext" einerseits, andererseits nach dem "Theaterabend, der im Kollektiv, durch dokumentarisches Material oder im Rechercheprozess entstanden ist". Auch werde der Wettbewerb europaweit ausgeschrieben. Die Annahme, dass die Kritik des Stückemarkt-Mäzens Heinz Dürr etwas mit den Neuerungen zu tun habe, weise Büdenhölzer zurück. Dürr habe "zu verstehen" gegeben, "dass er uns vertraut und weiter fördern wird."
(ape)
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Hier ist die Zusammenfassung zum Artikel. Die entsprechende Passage ist in der mp3 Version vorhanden: http://www.deutschlandradiokultur.de/das-ende-des-interpretenbetriebs.1396.de.html?dram:article_id=245710
(Lieber Sascha Krieger, und ob der eigentümlichen Schönheit soll es auch so stehen bleiben. Mit besten Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Sollen die, die stets durch alle Raster fielen (Altersgrenzen; für Stadttheater zu radikal; arm an Vitamin B etc.), nun ins Boot geholt werden?
NO I AM NOT TRYING TO SPAM. Danke.
es ist wieder ein Mal beeindruckend, wie schnell und blindwütig hier drauflosgeschossen wird. Der Stückemarkt hat in den letzten Jahren etwas versucht - man könnte sogar sagen etwas gewagt. Nämlich eine adäquate Form zu suchen für einen neu zu bestimmenden Autorenbegriff. Die Entscheidung der Mülheimer Dramatikertage Rimini Protokoll auszuzeichnen hat als eines von vielen Ereignisssen die Notwendigkeit signalisiert über Autorenschaft im Theater nachzudenken. Guckt man sich die Spielpläne im deutschsprachigen Raum an erscheint das Ganze auch kein Elitenphänomen zu sein. Allerorten Stückentwicklungen, Texte von Regie und Schauspiel, Experten des Alltags in zahlreichen Variationen, Dokumentartheater...
Was tun? Am besten den Kopf in den Sand stecken und immergleich weitermachen! Das scheint die Devise einiger Lästerzungen hier zu sein. Der Stückemarkt hat sich Performancekollektiven geöffnet und hat von Markus & Markus sicher nicht die abschließende theatrale Erleuchtung erhalten, wurde aber zumindest ordentlich angestachelt über das Warum und Wieso einer Leistungsschau des deutschen Theaters nachzudenken. Das war wertvoll im Sinne eines eigenständigen Ereignisses Festivals, welches sich nicht im Archivieren der Großleistungen und Überreichen von Auszeichnungen erschöpfen will. Dann hat der Stückemarkt es gewagt Rückschau zu halten auf die Arbeit der vergangenen Jahrzehnte. Eine dreitägige Veranstaltung, die wirklich großartig war. (der erste Bergmann-Tag szenisch mit größeren Abstrichen, aber Kimmig und vor allem Mehler am letzten super!) Gespräche wurden geführt, die wirklich interessant auf die Realität von Stückautoren reflektierten, wirklich Diversität von Autorenschaft zeigten und wirklich in der Gesamtschau der Tage größeres als den nächsten Stückauftrag in den Blick nahmen. Eine Veranstaltung, die leider nicht von der Presse beachtet wurde. Schade.
Nun hat das letzte Jahr den "Sprung nach vorne" bedeuten sollen, in dem der Autorenbegriff im Sinne von Schreibstube ganz radikal infrage gestellt wurde. Auch die Jury wurde nicht mehr benötigt. Die Ergebnisse legen wohl nah, dass das zu weit gesprungen war. Es sollte wohl eine Art nachhaltige Förderung für den Nachwuchs durch die Paten hergestellt werden. Der Vorwurf des Nepotismus war hierdurch leicht bei der Hand.
Und man kann dem Stückemarkt aktuell nur gratulieren, dass die Kritik nicht mit der Arroganz der Macht weggelächelt worden ist. Es ist reagiert worden. Ganz im Gegensatz zu gängiger Praxis in der ästhetischen Produktion. Ich will hier sicher keinen Jubelperser abgeben, aber der Mut eines derartig optimal etablierten Festivals, seine Grundlagen - den Autorenbegriff - infrage zu stellen, um zeitgemäß zu bleiben erscheint mir wertvoll und anerkennenswert. Natürlich sind nicht alle hochfahrenden Hoffnungen, die sich damit verbunden haben befriedigt worden. Natürlich hat der "Markenkern" vielleicht auch das "standing" des Festivals gelitten. Es ist nicht mehr der Nike unter den vielen Jungautorenförderfestivals. Es hat versucht weiter zu gehen. Und das obwohl so ein Unterfangen risikobehaftet ist. Gut so.
ps
@baron und kingolf
niemand will wohl zurück zum literarischen Text. und keiner der vorherigen Autoren ist irgendwie beschädigt. Jeder von ihnen ist von einer fachkundigen Jury ausgewählt worden in der Vergangenheit. Das ändert sich nicht mehr.
Und zu 6 ist nur zu sagen, dass ein verfälschtes "Zitat" Oberenders nicht dadurch korrekter wird, dass man es ständig wiederholt.
"Niemand will wohl zurück zum literarischen Text." Gehts denn beim Stückemarkt jetzt um die Wörter in Bedienungsanleitungen oder Vereinssatzungen oder Rundegeburtstagsansprachen? Kann denn überhaupt ein Text auf der Bühne KEIN literarischer Text sein? Kurios, diese auf (scheinbaren)Konsens bauende Abwertung von "literarischem Text"! Welches Problem gibts denn da? Es würde mich freuen, das erklärt zu bekommen.
(Sehr geehrte/r Kingolf Lück, Ihre Deutung des Oberender-Programms ist von einer Unterstellung nicht zu trennen. Sie geben Oberenders Position verkürzt und tendenziös wieder. Daher sehen wir von einer Veröffentlichung des Kommentars ab. Mit freundlichen Grüßen, Die Redaktion)
ich muß mich entschuldigen. Ich habe ungenau formuliert. Tut mir leid.
Ich meinte, dass der Stückemarkt wohl nicht mehr zum Alleinvertretungsansspruch auf das gesprochene Wort auf Bühnen von literarischen Autoren zurückkehren wollen. Die Ausschreibung ist so offen, dass auch so eine Art von Theater im Tableau der ausgewählten Autoren möglich erscheint, aber eben auch eine Textproduktion innerhalb von Probenprozessen, Improvisationen, Interviews etc. Niemals würde ich derartigen Produktionsweisen grundsätzlich Literarizität absprechen wollen. Das wäre ja albern. Also bitte ich um Vergebung für meine verkürzte Formulierung.
(Sehr geehrte/r Kingolf Lück, die Unterstellung lag in einem anderen Punkt Ihres Kommentars, den wir hier selbstredend nicht wiederholen wollen. Das Dementieren des Autors als Dramatiker, das Sie Oberender nachsagen, lässt sich aus dem von Ihnen zitierten Internet-Beitrag nicht herauslesen: "Das deutsche Theater sei nicht mehr nur ein Interpretenbetrieb", heißt es da. Dieses "nicht mehr nur" benennt, was den TT-Stückemarkt (der übrigens als Forum der Schreibenden nicht "abgeschafft" ist) in seiner Neuausrichtung bewegt: Andere Formen der Autorenschaft, eben auch solche von Regisseuren und Kollektiven, sind den bisherigen hinzugetreten. Mit freundlichen Grüßen, die Redaktion)
Oberender macht als ehemaliger Autor eben gerne Dinge, wo man mit ihm schimpft. Das ist seine Art von Restrebellion. Nun musste er ein wenig zurückrudern. Da bietet sich Hübner als Matrose doch an.
Im Ganzen muss man das nicht ernst nehmen. Das sind Anwandlungen. Wenn mir morgen jemand erzählte, es gibt den originären Romanautor nicht mehr und auch nicht die originäre Lyrikerin, würde ich ihm ja auch nicht sofort glauben. Das die Autorenschaft nun vom Kollektiv übernommen wird, wollte man nicht einmal in der DDR glauben. Heute sollte man sich erst recht davon distanzieren.
Natürlich gibt es immer andere Formen der Autorenschaft und das ist auch gut so. Nur tritt die eine Form nicht gegen die andere an.
Und genauso wenig wie der Buchautor als Einzelwesen verschwinden wird, ebensowenig wird der Dramatiker oder die Dramatikerin nur noch im Rudel auftreten. Es werden weiterhin einzelne Menschen Stücke verfassen, so wie auch Romane und Gedichte, da ist Oberender vollends machtlos, denn das machen Menschen schon seit über zweitausend Jahren und es ist ein Grundrecht.
"Gerade eben weil sich die Theaterlandschaft so vehement neuen, kollektiven Formen von Autorschaft und performativen Produktionsweisen öffnet, halte ich es für wichtig, dass demgegenüber auch der individuelle Dramatikertypus weiterhin gefördert wird, da sprachlich eigenwillige dramatische Texte und Theatersprachen nachwievor prominente Foren brauchen. Die Kraft eines guten dramatischen und gern auch postdramatischen Textes ist schlichtweg unersetzlich."
http://theatertreffen-blog.de/tt14/der-autor-ist-tot-es-lebe-die-autorschaft-ein-kommentar-zum-diesjaehrigen-stueckemarkt/
http://www.oliverkluck.de/index.htm
Für die laufende Diskussion ist der nachtkritik-Artikel leider keine gute Grundlage, gibt er doch nur unvollständig beziehungsweise meinungsmachend die Ausschreibung zum Stückemarkt 2015 wieder, welche sich hier findet: http://bit.ly/1wP7GCk
Auch der Verweis auf den TT-Blog (@ Katrin) ist nicht wirklich weiterführend, bezieht sich dieser Kommentar doch auf den Stückemarkt 2014.
Liest man sich die Ausschreibung auch nur ein einziges Mal offen und unverstellt durch, kann man sich über die Unkenntnis oder Ignoranz, die sich in den meisten der hier veröffentlichten Kommentare niederschlägt, nur wundern. Liebe Leute, wo ist euer Problem?
Der Stückemarkt 2015 ist über Bewerbung zugänglich für Theaterautoren und Theatermacher gleichermaßen. Die Besetzung der Jury zeugt davon. Theatertexte und Theaterprojekte begegnen sich auf Augenhöhe, ohne miteinander in einen Vergleich treten zu müssen. Sie werden ebenbürtig behandelt - wie das in den Spielplänen der meisten deutschsprachigen Stadttheater im Übrigen schon lange der Fall ist. Wird in diesem Forum hier also noch ernsthaft in Frage gestellt, dass sich der Autorenbegriff im Theater in den vergangenen Jahren gewandelt hat, nämlich indem er vielfältiger geworden ist?
Der Stückemarkt hat versucht auf diese Entwicklung zu reagieren und sich 2012 reformiert. Dass solch ein Versuch nicht auf Anhieb hundertprozentig sitzt, ist legitim, er kann aber auch als solcher erst einmal honoriert werden. (Wird dem Theater doch oft genug vorgeworfen, wie langsam es auf seine Gegenwart reagiert, wie oft es hinterherhinkt.) Der Stückemarkt hat in den letzten drei Ausgaben seit seiner Öffnung und Neuausrichtung demnach selbst eine kontinuierliche Entwicklung vollzogen. (herrmann hat das unter Punkt 9 sehr umfassend und gut beschrieben.) Weder stand dabei jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt zur Debatte den Stückemarkt abzuschaffen, noch war der dramatische Text zu irgendeinem Zeitpunkt von ihm ausgeschlossen.
Man scheint nun, mit der Ausschreibung für 2015, an einem Punkt angekommen zu sein, an dem man einerseits den zuletzt eingeschlagenen Weg konsequent weiter verfolgt und sich andererseits auf alte Stärken besinnt. Das Patenprinzip weicht wieder dem Wettkampf. Die (hochkarätige und vielfarbige) Jury wählt wieder 5 Stücke aus - verschiedenste Theatersprachen und Autorenmodelle stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander.
Liebe Leute, wo ist also euer Problem? Woher rührt eure Angst? Warum dieser Hass, Neid und Zynismus? Oder anders gefragt: Wie würdet ihr es denn machen?
Voll Ungeduld warte ich auf bessere Ausschreibungen, auf eure kreativen Vorschläge und Ideen!
Jonathan
Dass dem Einzigen, der sich in dieser "Diskussion" das Recht rausnimmt, differenziert, sachlich und tatsachenbasiert zu argumentieren, vorgeworfen wird, sich im ton zu begreifen, zeugt nicht nur von einer beinahe wahnwitzigen Ironie, sondern spricht auch noch Bände.
Und leider spricht es nicht für die Diskussionskultur auf nachtkritik.de, die durchaus auch hausgemacht ist – Stichwort "Anonymisierung", eine Diskussion, die wir schon auf der TuN 13 führten, Sie erinnern sich, lieber wb? Von den angekündigten Verbesserungen sehe ich bis heute nichts. Das Ergebnis ist die weitgehende Übernahme des Forums durch Trolle..
"Jonathan" (@22) hat den Beitrag mit der Anrede "Liebe Besserwisser, Schwarzseher und Lästermäuler!" bewusst für Gegenwind geöffnet, würde ich denken. Was seiner anschließenden Argumentation womöglich abträglich ist, aber das liegt bei ihm. Es ist selbstredend auch ein anonymer Kommentar, was ihn nicht schwächer macht.
@22. Interessieren würde mich, inwiefern die oben stehende Meldung "meinungsmachend" eingerichtet ist.
@29. Lieber Christian Rakow, die Meldung ist aus meiner Sicht meinungsmachend aus folgenden Gründen:
- Schon die Überschrift greift nur einen kleinen Aspekt aus der Ausschreibung heraus, der zufälligerweise jener ist, welcher in den letzten Jahren zum Stein des Anstoßes wurde. Sie lenken damit den Leser von vornherein in eine bestimmte Richtung. Außerdem kann diese Formulierung, derart aus dem Zusammenhang herausgerissen und als Überschrift gesetzt, schnell falsch verstanden werden, wie Sie das auch in diversen Kommentaren hier nachlesen können. (Ein ähnliches Prozedere übrigens wie 2013, als Sie titelten "Theatertreffen schafft Stückemarkt in bisheriger Form ab". Dass der Stückemarkt abgeschafft sei, ist - ausgehend von dieser Meldung - danach vielerorts zu hören gewesen.)
- Es gibt keinen Link zur vollständigen Ausschreibung.
- Dafür gibt es einen Link zum FAZ-Artikel, mit ausdrücklichem und prominentem Hinweis auf Herrn Dürr, obendrein verbunden mit der These vom "schwindenden Stellenwert des Literarischen".
- Die Formulierung im ersten Satz der Meldung ("reagieren auf die Kritik") sowie der Post auf Facebook ("Knallige Performancekunst ohne Worte beim Stückemarkt 2014 war denn wohl doch zu viel: Jetzt gibt's wieder Text...") sind nicht sachlich, sondern subtil manipulierend. So wird die Ausschreibung von vornherein als 'Einknicken vor der Kritik' und 'Schritt zurück' klassifiziert. Dass sie aber auch als weiterer Schritt eines mehrjährigen Reformprozesses gelesen werden kann, bleibt dabei - zumindest von Seiten der Redaktion - außen vor.
- Sie stürzen sich in Ihrer Meldung vornehmlich auf eine 'Wiederbelebung des Textbegriffes' (der allerdings - auch im Stückemarkt - nie tot war) und schenken der Performance und anderen Formen der Autorschaft, die auch 2015 weiter verfolgt werden, kaum Beachtung.
PS: Wie eine neutrale und sachliche 'Meldung' aussieht, ist hier nachzulesen: http://bit.ly/1xknhOn
Kurz zu ihren Punkten, die meine Gestaltung der Meldung kritisieren. Wir veröffentlichen auf nachtkritik.de keine Ausschreibungen, das ist Sache des Marketings. Wir versuchen Nachrichten zu verfassen, in dem wir Besonderheiten im Theaterweltgeschehen markieren und sie in einen verständlichen Kontext rücken. Das Tableau des letztjährigen Stückemarkts und die darauf reagierende Kritik sind ein Kontext, vor dessen Hintergrund die aktuellen Neuerungen verständlich werden. Die Kritik von Heinz Dürr in der FAZ ist zitiert worden, weil Dürr als einer der Hauptgeldgeber der Veranstaltung eine exponierte Rolle einnimmt.
Auch die Verabschiedung des Patensystems haben wir registriert ebenso wie die Rückkehr zum Wettbewerbs-Prinzip (es ist in beiden Fällen eine Rückkehr, weil es sich um zuvor etablierte Elemente des Stückemarkts handelt). Die Überschrift des Beitrags muss den – in Augen des Redakteurs – prägnantesten Punkt aus dieser Gesamtheit herausheben. Mir schien, der liegt im besagten Ausschreibungskriterium, "dass das Medium Sprache ein Hauptaspekt der Arbeit" sein solle. Er wird verständlich vor dem Hintergrund, dass im letzten Jahr gerade der schwindende Text- oder Literaturbegriff der Veranstaltung diskutiert wurde. Und hiermit meine ich lediglich, wie in der Meldung benannt, einen gänzlich anspruchslosen Begriff von Text als "sprachlichem Zeichensystem", also nicht einen engeren Begriff von Dramatik oder Autorschaft, wie er jetzt in den Kommentaren diskutiert wird.
Ich gebe Ihnen Recht, dass die Anmoderation der Meldung auf Facebook reißerischer ist, vielleicht zu reißerisch. Dass wir dort in der Regel etwas boulevardesker und persönlicher, mehr aus einer eigenen Bewegtheit heraus unsere Stoffe anmoderieren als auf unserer Seite, liegt sicher auch an den Dynamiken dieses Mediums. Da experimentieren und lernen wir, ich jedenfalls, eigentlich jeden Tag.
Zmek Szmek (Bukaresti)
jetzt schlägt's dreizehn. Ich glaube, dass ich hier auf dieser Seite schon zu unterschiedlichsten Diskussionsanlässen meine Versuche unternommen habe etwas wertvolles zu verfassen. Ihre Unterstellung ich würde hier aus einer von Ihnen nicht näher definierten anscheinend anrüchigen "Motivation" heraus schreiben, greift mich an als unabhängigen Geist und das ohne jeglichen Beleg. Wenn Jonathan einen ähnliche Formulierung benutzt wie ich und wohlmöglich auch versucht zu argumentieren statt rumzumeinen, dann sind wir beide die Büttel des Stückemarkts??? Ich weiß nicht, wieso jemand ähnliche Formulierungen wie ich benutzt. Es ist mir auch völlig wurscht. Es hat ja schon jemand mein Pseudonym klauen wollen. Sicher nicht, weil ich so genial schreibe, aber vielleicht ist es einfach Teil des Spasses hier Verstecken oder Mimikry zu spielen. Mir wurscht! Ich habe die Kommentare vor mir als gewohnt polemisch, anti-haltungsselig und argumentativ schwachbrüstig gelesen. Das hat mich dazu gebracht eine leicht herablassende Einleitung zu schreiben - man will ja nicht hinter den polemischen Standards zurückfallen in der Arena der Meinungsgladiatoren. Und dann habe ich pro Stückemarkt argumentiert, weil ich von der eingeschlagenen Richtung und auch von der Abkehr vom letztjährigen Modus überzeugt bin. Ich habe versucht zu ARGUMENTIEREN, neben der kleinen Polemik am Anfang. Darauf konnte ich wieder mal Eintagsfliegen wie Kingolf Lück bewundern, die mit größtmöglicher Effekthascherei viel Aufsehen erregen konnten. Wer ist Kingolf Lück? Kein Name, der mir hier vorher begegnet wäre. Niemand der außer diesem thread etwas beizutragen hätte. So jemand ist doch wohl eher ein "motivierter" Schreiber. Ich verstehe, dass eine argumentative Auseinandersetzung nicht jedem liegt und habe das auch schon in ganz unterschiedlichen threads erleben dürfen, aber mir zu unterstellen ich wolle Pressemeldungen "emotional unterfüttern" ist wirklich jenseitig. Cui bono? Ich interessiere mich für Theater und nicht für Bundesstiftungen. Und deshalb schreib ich hier zu allem Möglichen. Schon etwas länger.
Wenn ich dich richtig verstehe, Maus, dann hat doch aber gerade das Deutsche Theater dies schon einmal gemacht. Und zwar, als 2010 Michael Althen die Autorentheatertage kuratierte. Der war nun wirklich alles andere als im Theaterbetrieb verhaftet...
[.. Liebe Stückemarktautor*innen, als erstes Förderprogramm für Autoren erweiterte der Stückemarkt 2012 den Theatertextbegriff und reagierte damit auf die veränderten Bedingungen unter denen Stücke entstehen können. Nach dem Innehalten des Jubiläums im Jahr 2013 und der Neuausrichtung in diesem Jahr setzen wir in einem europaweiten Wettbewerb unsere Suche nach innovativen Theatersprachen und vielfältigen Formen der Autorschaft fort. Dramatiker und Theatermacher, die am Anfang ihrer Karriere stehen, sind aufgerufen, sich mit ihren neuen Arbeiten zu bewerben. Eingesendet werden können Theatertexte genauso wie Theaterprojekte, in denen das Medium Sprache ein Hauptaspekt ist. Die fünfköpfige Jury wählt fünf Positionen zeitgenössischer Autorschaft aus, die in Lesungen oder Gastspielen beim Theatertreffen präsentiert werden. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie und Ihr diese Ausschreibung an interessierte Dramatiker und Theatermacher weitergebt und sind dankbar für Ihre und Eure Rückmeldungen und Kritik zum und beim Stückemarkt 2015. Mit herzlichen Grüßen, Yvonne Büdenhölzer & Christina Zintl ..]
(Anmerkung der Redaktion: Der Rundbrief an die AutorInnen und Verlage entspricht in weiten Teilen der allgemeinen Ausschreibung auf der Seite der Berliner Festspiele / Theatertreffen: http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/theatertreffen/stueckemarkt_tt/ausschreibung_stm/ausschreibung_stm_1.php)
ückemarktes durch zögerliches Handeln, das wenig überzeugend wirkt, weiter ramponiert, was letzten Endes auch für die Dürr-Stiftung nicht gut sein kann
http://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=10249:2014-11-17-23-55-36&catid=242:Presseschau&Itemid=115
in mehreren Kommentaren wurde die Position Thomas Oberenders verkürzt oder vereinfachend wiedergegeben und daran der Vorwurf geknüpft, er wolle den Autor abschaffen oder ersetzen (6, 45) bzw. eine ganze Berufsgruppe vom Betrieb ausschließen (16, 46). Einmal davon abgesehen, dass beides trotz seiner Position als Intendant der Berliner Festspiele nicht in seiner Macht liegen dürfte (es gibt daneben noch zahlreiche weitere Förderungsinstrumente und -institutionen für Theaterautor*innen) – das ist eine gewagte und keineswegs die einzig mögliche Interpretation eines Vorgangs, den man auch schlicht als Erweiterung des Autorenbegriffs lesen kann. Von Exklusion ist bei Oberender nie die Rede. Dass er Lutz Hübner für einen bedeutenden Autoren hält, spricht doch dafür, dass er sowohl für kollektive Arbeiten und Stückentwicklungen als auch für dramatische Texte eines schreibenden Autors eine Zukunft sieht.
Wir als Redaktion bitten darum, von Kommentaren abzusehen, die lediglich bereits geäußerte Argumente und Kritikpunkte wiederholen und behalten uns vor, dergleichen nicht weiter zu veröffentlichen.
MfG
Georg Kasch / Redaktion
(Liebe/r (..),
wir haben das Manuskript des Gespräch beim Deutschlandradio angefragt.
Beste Grüße, Anne Peter / Redaktion)
Als Ergänzung im Wortlaut hier nochmal Irene Banziger aus dem FAZ-Gespräch mit Heinz Dürr:
"Als Stifter, so Dürr, der keine inhaltlich-formalen Vorgaben macht, aber im Sinne der großen abendländischen Theaterkunst Menschen mit ihren Problemen auf der Bühne zuschauen und nicht von dekonstruktivistisch-privatbefindlichen Theoriedestillaten angeödet werden möchte, lässt man sich von einem Vorhaben überzeugen, anstecken, begeistern – und gibt Geld dafür"
Damit ist allerdings nicht gemeint, dass Dürr Geld sein Geld mit der Gießkanne streut, wie etwas weiter unten klar wird:
"Schon nach der Eröffnungsrede des Stückemarkts vom Leiter der Berliner Festspiele Thomas Oberender habe Dürr das Gespräch gesucht und bemängelt, dass Oberender "eine Notwendigkeit konstruierte, sich anders zu artikulieren als 'die Großväter'". Dürr habe sich dagegen gefragt, "was zum Beispiel an Shakespeare opahaft wäre? Und ob dieser nun keine Chance auf dem Stückemarkt hätte? Und ob Oberender Kategorien wie Performance, Installation, Happening wirklich für neu halte" [Dieser Absatz ist nicht aus dem Artikel von Irene Bazinger, sondern aus der auf nachtkritik.de veröffentlichten Presseschau, die diesen zusammenfasst, zitiert. Die Red.]
Daher also die Reaktion aus dem Haus der Festspiele, allerdings mit offener Hintertür. Stückemarkt nicht mehr nur für Autoren, sondern unter anderem auch für Autoren. Die Aufstellung der Jury entsprechend. Keine reinen Autoren, dafür Nebenbeiautoren. Lutz Hübner als einziger Alleinschreiber, von Oberender bereits mit Göthe verglichen "als einer von ein bis zwei Autoren pro Generation, die bleiben werden" (vgl. "Das Ende des Interpretenbetriebs", Beitrag vom 05.Mai 2013, Deutschlandradio Kultur).
(Hinweis der Redaktion – Hier der Link zu unserer Presseschau des Textes von Irene Bazinger: http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9570:Presseschau-vom-23-mai-2014--die-faz-belauscht-den-unmut-des-stifters-heinz-duerr-ueber-die-neuausrichtung-des-berliner-stueckemarkts&catid=242:Presseschau&Itemid=115)
(...) Lassen sie diese Meinungen doch bitte stehen, selbst wenn sich Wiederholungen einstellen sollten. Das ist ja in gewisser Weise auch eine Bestätigung/Bekräftigung dahin gehend, dass so mancher oder gar mehr, mit den aktuellen Entwicklungen unzufrieden sind. Keine Angst, Oberender und Co halten das schon aus.
(Werte/r User/in, die Anfrage läuft noch. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
das Gespräch zwischen Thomas Oberender und Susanne Burkhardt vom 5.5.2014 im Deutschlandradio Kultur ist leider als Audio-Stream nicht verfügbar. Wir haben aber die entscheidenden Stellen transkribiert und stellen sie hier zur Verfügung.
Herzliche Grüße aus der Redaktion, Esther Slevogt
Susanne Burkhardt: "Wo steht das deutschsprachige Theater heute, 50 Jahre nach Gründung des Theatertreffens?"
Thomas Oberender: "Was sich in diesen Jahren verändert hat, ist vor allem die Gesellschaft. Es ist eine mobil gemachte Gesellschaft, eine, die ihre Werte und ihr Sich-selber-Diskutieren in einer Weise verwandelt hat, die man sich damals wahrscheinlich nicht vorstellen konnte. Das betrifft natürlich Veränderungen im ganz grob politischen Sinne (...) Aber es ist auch: wie gehen wir mit Autoritäten um, wie hat sich das Bild des Vaters seit 1968 verändert. Oder der Kinder. Wie hat die ökonomische Liberalisierung uns alle an den Rand der Funktionsfähigkeit gebracht. Und das lässt in einer ganz neuen Weise die Kunst über sich selber nachdenken, über ihre Institutionen und Formen. Und das führt dazu, dass das deutschsprachige Theater in einem wesentlich höheren Prozentsatz nicht mehr ein Interpretenbetrieb ist, wie das damals war. (...)
Das Theater ist längst ausgezogen aus den Institutionen, die für Interpreten gebaut waren. Heute sind diese Institutionen Orte, in denen Autoren arbeiten, und diese Autoren nennen sich Regisseure. Es geht nicht mehr darum, die xte Lesart von „Kabale und Liebe“ zu finden, sondern dieses Reflexivwerden von Kunst, die Ausweitung des Werkbegriffs auf Momente des Performancehaften, der Multigenres, die in gleichem Maße Tanztheater, Konzert und Sprechtheater sind. Das hat sich forciert. (...) Ich glaube, diese große Veränderung hat zu neuen Werkformen geführt aber auch zu neuen Formen von Institution."
(Thomas Oberender auf die Bitte um eine Einschätzung des Sückemarkts:-)
"Ich finde dieses monopolisierte Verständnis vom Autorenbegriff ungesund und auch nicht mehr zeitgemäß. Es gibt in jeder Generation etwa ein bis zwei wirklich fruchtbare Theaterschriftsteller, ich würde mal sagen, jemand wie Lutz Hübner, der Land auf und Landab gespielt wird und der auf eine merkwürdige Weise ausgeklammert ist in der Hochkulturdebatte, das ist einer, der wird Nachleben haben. Das ist ein guter Autor. Ich bin ein zu Tode gepflegter Jungautor gewesen. Ich war fünf Jahre auf Stückemärkten und man wird derart gehypt, verheizt, gepampert und umsorgt, dass das meiner Meinung nach inzwischen ungesund ist. Wenn den größten Deppen irgendwo nix mehr eingefallen ist, was sie mit ihren Häusern machen können, dann fingen sie an, sich um Autoren zu kümmern. Weil das irgendwie Großmutters Rezept für zeitgenössisches Theater war. Das ist mitnichten mehr so. Die wahre Zeitgenossenschaft, die wird kaum noch am Schreibtisch geschrieben. Ganz selten. Ich bin eigentlich vollkommen offen, was Autorenschaft betrifft. Sie muss nur Realität erzeugen. Also, wirklich irgendetwas Dringliches. Und das muss nicht nur am Schreibtisch passieren."