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Auflösung der Theater Vorpommern GmbH für neues Großtheater?

Die Abschaffung der Arten

5. Juni 2010. Nach Informationen der Ostsee-Zeitung soll die Theater Vorpommern GmbH aufgelöst und in einer größeren Gesellschaft aufgehen, die dann alle Bühnen zwischen Putbus und Neustrelitz zusammenfassen würde. Das neue Großtheater Vorpommern-Ostmecklenburg, so die Ostesee-Zeitung am Freitag, würde durch Verteilung der Sparten auf verschiedene Standorte Kosten in Millionenhöhe sparen. Als Geschäftsführer sei Dirk Rautmann im Gespräch, bisher kaufmännischer Direktor in Neubrandenburg.

Die beiden Hauptgesellschafter der Theater Vorpommern GmbH, die Städte Greifswald und Stralsund, wiesen den Zeitungsbericht inzwischen zurück und stellten klar, dass die Bürgerschaften der beiden Hansestädte eigenständig über die künftige Entwicklung der Theater Vorpommern GmbH entscheiden würden. Die zuständigen Ausschüsse in Greifswald, Stralsund sowie im Landkreis Rügen würden in den kommenden Wochen zum Teil in Sondersitzungen über den aktuellen Stand informiert.

Die Gesellschafter betonten einem Bericht von MVRregio zufolge auch, die bisherigen Vorgespräche innerhalb der Theater Vorpommern GmbH und mit der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz dienten lediglich dazu, Möglichkeiten der künftigen Zusammenarbeit auszuloten. Dabei sei die Fusion zu einem gemeinsamen Theater nur eine Option.

Erst kürzlich waren die Geschäftsführer der Theater Vorpommern GmbH, Anton Nekovar und Hans Peter Ickrath, mit sofortiger Wirkung abberufen worden.

 

(Ostesee-Zeitung / mvregio / sle)

 

 

Kommentare  
Großtheater in MeckPom: Zeichen stehen auf Fusion
Trotz der Versuche der Gesellschafter Ruhe ins Haus und in die Diskussion über die Zukunft des Theaters Vorpommern zu bringen, bleiben einige Fragen ungeklärt.
Tatsache ist, dass das Theater Vorpommern, die Vorpommersche Landesbühne Anklam und der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz bereits im Dezember 2009 einen Kooperationsvertrag vereinbart haben (vgl. http://www.ad-hoc-news.de/theater-theater-in-vorpommern-und-ostmecklenburg--/de/News/20816354). Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit unter Wahrung der Eigenständigkeit der Häuser wurden also, so schließe ich aus der Meldung, bereits ausgelotet. Insofern finde ich es unverständlich, dass dies - als Alternativoption zur Fusion - offenbar erneut verhandelt wird, wie es der Erklärung zu entnehmen ist.
Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang ebenfalls,dass die bestellten Interimsgeschäftsführer des Theaters Vorpommern einen Vertrag bis Ende 2010 haben. Eine Nachfolge der gekündigten Geschäftsführung wird derzeit nicht diskutiert.
Einher mit dem Vertragsende der Interimsgeschäftsführung geht das Auslaufen des Gesellschaftsvertrages des Theaters Vorpommern (vgl. http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2542). Dieser wurde im März 2009 seitens Greifswald gekündigt. Auch hier gibt es im Moment offenbar keine Verhandlungen über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit.
Unklar ist ebenfalls, wie man in Greifswald und Stralsund mit der desolaten finanziellen Situation des Theaters umzugehen gedenkt. Musste doch zuletzt die Belegschaft Lohnkürzungen (keine "Nullrunden" !!!) in Kauf nehmen und die Ostseefestspiele abgesagt werden.
Die Zeichen stehen meines Erachtens auf Fusion. Nur scheint es in Greifswald und Stralsund niemand sagen zu wollen...
Auflösung des Theaters Vorpommern?: Situationsbild
Da ist nichts mehr zu machen – so oder ähnlich könnte man ausdrücken, was am Theater Vorpommern für eine Schmierenkomödie aufgeführt wird. Nicht nur, dass man den Intendanten gefeuert hat, schlimmer noch: man räuchert den nordöstlichen Teil Deutschlands vollkommen aus. Was die DDR nicht vermocht hat, der Bildungsminister und die Stadtoberhäupter samt Landrätin von Rügen treten noch nach. Der letzte Intendant des Theater Vorpommern, Anton Nekovar, hat sich eingesetzt für den Erhalt des Theaters und seiner Eigenständigkeit. Unter den Voraussetzungen einem anarchistisch agierenden Teils der Belegschaft entgegen stehen zu müssen. Statt mit dem Intendanten für den Erhalt des Theaters zu kämpfen haben sich Mitarbeiter „selbstständig“ gemacht, um gegen den Intendanten mobil zu machen. (...) Paradox dabei, es sind die Eleven des Theaters, die an selbiger Bühne ihr mehr als 20jähriges Bühnenjubiläum feiern (...) Erschütternd! Erschütternd vor Allem deswegen, weil man dem Theater weder politisch, künstlerisch noch personell eine Chance gegeben hat. Sicher, der Spielplan vergangener Jahre war überdurchschnittlich gut, aber hat auch manchmal vermissen lassen, was den Zuschauern der Region gefallen hätte. Nun aber, da Rechtsanwälte statt Künstler die Spitze bekleiden, Tremolo und Scheppern das Musiktheater „ausfüllen“ soll, Anarchie mit Führungs- und Einfallslosigkeit das Sprechtheater „beglücken“. (...). Es wäre entweder Zeit, wirklich einen Schlussstrich zu ziehen oder künstlerisch einen gesamten Castwechsel samt Verantwortlichen für Spielplan und Terminierung zu vollziehen. Es tut dringend Not, dass wieder Kunst eine Chance hat an diesem Haus, wenn es überhaupt noch eine Chance gibt. Ein Intendant, der sich künstlerisch auskennt, der weiß, was er macht, der weiß, was das Publikum will – und der sein Ensemble so zusammenstellen darf, dass die auf der Bühne stehen, dies auch umsetzen. (...) Gäste, die bisher dem Treiben noch Highlights aufsetzten, werden ja jetzt auch wegrationalisiert…. Was also hatte man vor, als man den Intendanten vor die Tür setzte? Die Antwort kann nur lauten: Das Theater eingehen lassen – ggf. über den Umweg eines Grosstheater-Konzern’s, denn wie lange kann ein solches Reisetheater gut gehen, wie es Herr Tesch fordert. Spätestens, wenn auffällt, dass Reisekosten in exorbitanter Höhe durch den Transport von Ensemble, Bühnenbild und die Technik entstehen, wird man sagen, dass das zu teuer ist – aber das vorher zu erkennen, ist für die Verantwortlichen vielleicht zu viel verlangt….?!
Theater Vorpommern in Auflösung?: Fisch stinkt am Kopf
Schuster bleib bei deinen Leisten – Anwalt bleib bei deinen Klienten…

So oder ähnlich gelten alte Sprichworte – und sie haben Ihren Grund. Kein Patient erwartet einen Automechaniker im OP-Saal, warum vereinnahmen dann zwei Rechtsanwälte die Spitze eines Theaters? Wie soll ein Jurist beurteilen, wofür ein Intendant viel Erfahrung hinter und auf der Bühne sammeln muss? Wie kann ein Jurist objektiv künstlerische Leistung beurteilen und Entscheidungen treffen, die intensiver künstlerischer Erfahrung bedürfen? Wie soll sich ein Jurist verteidigen, warum überhaupt das eine oder andere Stück auf dem Spielplan landet? (...)

Und das ist nur die Spitze des Eisberges!

In Vorpommern muss man erleben, wie ein Theater eilends bergab geht! Die Politik wollte den Könner und Macher des Theaters nicht mehr. Professor Nekovar war einfach schlicht und ergreifend zu unbequem. Denn er hat sich vor sein Theater, vor sein Ensemble und vor die Kunst gestellt und diese Verteidigt. Dabei musste er Kämpfen! Kämpfen gegen den Verwaltungsdirektor, gegen den sogar die Staatsanwaltschaft mittlerweilen 2 Ermittlungen eingeleitet hat. Kämpfen gegen Teile des Ensembles, das sich eher mit Inventurnummern als mit künstlerischen Anspruch zufrieden gibt. Kämpfen gegen die Politik. Und der letzte Punkt ist der dramatischste. Denn wenn die Politik Einfluss auf die Kultur nimmt, dann ist es um die Kultur schon geschehen. Politik vermag allein durch die Zuschüsse steuern, ob es bergauf oder bergab geht. Im Theater Vorpommern geht es nur noch bergab, gesteuert durch die Politik, umgesetzt durch zwei Juristen. Die Mittel reichen nicht vorn und nicht hinten. Personal wird schlicht nicht mehr nachbesetzt, der Spielplan reduziert auf ein Minimum, ja weniger als eine Art kultureller Grundversorgung ist gewährleistet. Diese Rechnung mag für Juristen im ersten Moment schlüssig sein. Hat aber dabei jemals einer daran gedacht, wie das Publikum darauf reagiert, wenn die Vielfalt fehlt? Und genau hier greift dann wieder die Politik ein – diesmal auf Landesebene, wenn sie verordnet, Fusioniert mit allen Theatern auf der linken Seite des Landes. Gewollt, beschlossen, verkündet. Das heißt dann, dass an einem Ort alle paar Wochen eine Oper, ein Schauspiel ein Ballett oder ein Konzert zu sehen sind. Das Theater spielt sich also mehr auf Landstraßen als auf der Bühne ab.
Wohin das führt, ist klar, entweder bekommen die Beteiligten ein Burnout, oder die Reisekosten werden einfach so hoch dass sie wirtschaftlich nicht tragfähig sind, oder das Publikum wendet sich vollends vom Theater ab, weil sie einfach nicht mehr die Identifikation damit erkennen können. Wahrscheinlich trifft aber alles zusammen – und dann ist das Theater Geschichte. Muss es soweit kommen????
Der Fisch fängt immer am Kopf an, zu stinken! Wo, wenn nicht an der Küste weiß man das eigentlich am besten? Und doch tut niemand etwas dagegen, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Die Öffentlichkeit wird gezielt heraus gehalten. Bleibt noch das Übel mit den ehemaligen Stasi-Mitarbeitern. Eine Überprüfung hat es nie gegeben. (...) Oder gab es die Aufarbeitung nur im Kino, im Film „Das Leben der Anderen“?

(Werter Resurrectionist,

die Auslassungen betreffen Unterstellungen, die wir von der Redaktion aus nicht überprüfen können. Damit soll niemand gedeckt werden, auch die Kollegen von der Presse nicht. In der Art und Weise allerdings, wie Sie es ausdrückten, wären Ihre Äußerungen justitiabel.

Mit freundlichen Grüßen
Die Redaktion)
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