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Burgtheater Wien: Stefan Bachmann neuer Direktor

21. Dezember 2022. Stefan Bachmann übernimmt die Direktion des Wiener Burgtheaters. Das gab Andrea Mayer – Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlicher Dienst und Sport – heute Vormittag auf einer Pressekonferenz in Wien bekannt.

Der Schweizer Regisseur ist derzeit noch Intendant am Schauspiel Köln. In Wien soll er sein Amt im Sommer 2024 antreten. Er folgt auf Martin Kušej, der am Dienstag, einen Tag vor der Verkündung, seine Bewerbung um eine Verlängerung zurückgezogen hatte. Kušej leitet das Haus seit 2019.

Der Bewerbungsprozess wurde von einer Findungskommission begleitet. In ihr waren vertreten: Christian Kircher, Chef der Bundestheater-Holding; Kurt Reissnegger vom Radiosender Ö1, Iris Laufenberg, derzeit Intendatin am Schauspielhaus Graz, ab Sommer 2023 in selber Position am Deutschen Theater Berlin; Theresia Niedermüller (Bundesministerium für Kunst, Kultur, Öffentlicher Dienst und Sport) sowie der Burg-Schauspieler Philipp Hauß. 15 Bewerbungen von 18 Personen seien geprüft worden (darunter Doppelspitzen). Sechs der Bewerber:innen seien weiblich gewesen.

Der Neue

Stefan Bachmann, 1966 in Zürich geboren, begann seine Theaterlaufbahn als Hospitant bei Luc Bondy an der Berliner Schaubühne. 1992 gründete er, unter anderem zusammen mit seinem jetzigen Kölner Chefdramaturgen Thomas Jonigk, die freie Theatergruppe "Theater Affekt". Nach Regiearbeiten an der Berliner Volksbühne, dem Zürcher Neumarkt Theater und dem Hamburger Schauspielhaus war er von 1998 bis 2005 Schauspieldirektor am Theater Basel. Mit der Spielzeit 2013/14 übernahm er die Intendanz am Schauspiel Köln. Nachdem sein Weggang zwischenzeitlich beschlossen war, verlängerte er dort seinen Vertrag zuletzt bis 2026.

Bachmann wurde fünfmal zum Berliner Theatertreffen eingeladen, erstmals 1996 mit Goethes "Die Wahlverwandtschaften" (Zürcher Neumarkt Theater), zuletzt 2021 mit Max Frischs Graf Öderland (Theater Basel). Der 56-jährige hat bereits mehrmals an der Burg gearbeitet. 2008 erhielt er für seine Inszenierung von Wajdi Mouawads Verbrennungen den Österreichischen Theaterpreis Nestroy für die Beste Regie und nochmals 2013 für die beste deutschsprachige Inszenierung – von Elfriede Jelineks Text Winterreise. Zuletzt inszenierte er hier 2018 Jedermann (stirbt) von Ferdinand Schmalz (nach Hugo von Hofmannsthal).

(Österreichisches Bundesministerium für Kunst / miwo)

Kommentare  
Bachmann an die Burg: Gratulation
Endlich ein Wechsel. Juchu. Doch nach der Kölner Amtszeit, sollte Bachmann doch besser ohne Klüngel starten. Hoffentlich. Eine Frau wäre so toll gewesen. Warum hat das nicht geklappt?
Bachmann an die Burg: Keine Regie-Esoterik
Bachmann kennt Wien gut. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn er wird liefern müssen, und zwar von seiner ersten Spielplanpressekonferenz an. Schonfrist gibt es Wien keine. Er wird großes Theater mit aufregenden Stücken, faszinierenden Schauspielern und fulminanten Inszenierungen bringen müssen. Alles andere scheitert in dieser eleganten, aber unbarmherzigen Stadt, die meiner Erfahrung nach theatergeschmacklich viel eher mit Paris oder London verwandt ist als mit Berlin oder Hamburg (vom Rest Deutschlands ganz zu schweigen). Für andernorts als interessant empfundene Regie- oder Dramaturgie-Esoterik interessiert man sich in Wien in höchst überschaubarem Maße - und eigentlich gar nicht. Und nach dem Volkstheater und den Festwochen wird man kein drittes Schwarzes Loch im Wiener Theater-Universum dulden (vermutlich war das auch der Grund für die Nichtverlängerung Kušejs, der an sich keinen schlechten Job gemacht hat). Jedenfalls: Bachmann könnte das schaffen - er, der erste Schweizer als Burg-Direktor! Toi toi toi
Bachmann an die Burg: Unbarmherzige Stadt
Bachmann kennt Wien gut. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn er wird liefern müssen, und zwar von seiner ersten Spielplanpressekonferenz an. Schonfrist gibt es Wien keine. Er wird großes Theater mit aufregenden Stücken, faszinierenden Schauspielern und fulminanten Inszenierungen bringen müssen. Alles andere scheitert in dieser eleganten, aber unbarmherzigen Stadt, die meiner Erfahrung nach theatergeschmacklich viel eher mit Paris oder London verwandt ist als mit Berlin oder Hamburg (vom Rest Deutschlands ganz zu schweigen). Für andernorts als interessant empfundene Regie- oder Dramaturgie-Esoterik interessiert man sich in Wien in höchst überschaubarem Maße - und eigentlich gar nicht. Und nach dem Volkstheater und den Festwochen wird man kein drittes Schwarzes Loch im Wiener Theater-Universum dulden (vermutlich war das auch der Grund für die Nichtverlängerung Kušejs, der an sich keinen schlechten Job gemacht hat). Jedenfalls: Bachmann könnte das schaffen - er, der erste Schweizer als Burg-Direktor! Toi toi toi
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