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Dortmund: Julia Wissert bleibt Intendantin

Julia Wissert © Birgit Hupfeld

22. September 2023. Julia Wissert bleibt Intendantin am Schauspiel Dortmund. Wie die Kommune mitteilt, hat der Stadtrat einer Verlängerung ihres Vertrags bis 2030 zugestimmt.

Zur Begründung heißt es in der Pressemitteilung: "Julia Wissert ist es gelungen, das Publikum nach dem Corona-Einbruch sukzessive zurückzuholen. In den kommenden Spielzeiten möchte sie das Theater weiter zur Stadt hin öffnen und den Spielplan an zeitgenössische Debatten und gesellschaftliche Diskurse anschließen. Wissert hat ein internationales Schauspielensemble aufgebaut und mit Projekten im Stadtraum sowie Festivals wie 'Dortmund Goes Black', 'Queer Festival' oder 'Feministischer Thementag' deutlich Akzente gesetzt. Sehr erfolgreich war sie auch bei der der Akquise von Fördermitteln."

Julia Wissert, 1984 in Freiburg / Breisgau geboren, studierte Regie an der Universität Mozarteum Salzburg sowie Drama und Media Arts an der University of Surrey in London. Ihre Diplomarbeit setzt sich mit strukturellem Rassismus an deutschen Theatern auseinander. Als Regisseurin arbeitete sie unter anderem am Berliner Maxim Gorki Theater, am Theater Luzern und am Schauspielhaus Bochum. 2012 wurde sie für ihre Bearbeitung von Ibsens "Nora" beim Körber Studio Junge Regie mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, 2014 wurde ihr der Kurt-Hübner-Regiepreis verliehen. Im Februar 2019 machte sie mit einer Anti-Rassismusklausel in Künstler*innenverträgen von sich reden, um im Rahmen eines Vertragsverhältnisses Beteiligte vor rassistischen Äußerungen und Übergriffen zu schützen.

Zur Beginn der Spielzeit 2020/21 übernahm sie die Leitung der Dortmunder Schauspielsparte. Sie folgte in dieser Position auf Kay Voges. Bei ihrer Ernennung war sie nicht nur die jüngste deutsche Intendantin, sondern auch die erste Person of Colour in dieser Position. In ihren ersten drei Spielzeiten hatte die Intendantin mit geringem Publikumszuspruch zu kämpfen, was ihr immer wieder vorgeworfen wurde. Eine Verlängerung ihres Vertrags stand in der öffentlichen Debatte daher zuletzt zur Disposition.

Die wichtigsten Beiträge zu Wissert und ihrer Intendanz finden Sie hier gesammelt.

(Stadt Dortmund / miwo)

Kommentare  
Julia Wissert bleibt in Dortmund: Frage an den Schwarm
Kontinuität ist wichtig. Glückwunsch! Dass das Einwerben von Fördergeldern als zentraler Erfolgsindikator herangezogen wird, sorgt mich. #dercon

Frage an den Schwarm: Was sind Ihre "Eine Reise wert"-Inszenierungen (à la Michelin: 3 Sterne) der letzten drei Spielzeiten?

(Anm. Redaktion: Auf Twitter, wo wir die Frage an Menschen im Ruhrgebiet einreichten, kamen bislang diese Antworten: 1) @yeahokapi: "Das Kapital: Das Musical", "Die Not steht ihr gut", "Woyzeck", "Der Gott des Gemetzels", "Das Spiel ist aus". 2) Konstantin Küspert @derbesteautor: "Über Leben")
Wissert bleibt in Dortmund: Erfreulich
Schön, dass die Stadtpolitik nicht bei jeder Zahlen-Debatte gleich einknickt und dem Team Raum gibt, etwas aufzubauen und zu entwickeln. Würde man sich in anderen Städten auch wünschen.
Wissert bleibt in Dortmund: Schade
Schade für Dortmund. (...) Alle Inszenierungen die ich und wirklich weltgewandte und interessierte Zuschauer*innen von Frau Wissert gesehen haben waren uninspiriert, distanziert und handwerklich schwach. Niemand wünscht sich die Rieger der alten weißen Männer zurück nur solle man mit wachem Auge Beobachten was nach Wissert noch vom Dortmunder Theater und Publikum noch übrig bleiben wird? Wir, junge Menschen aus Dortmund mit internationaler Geschichte bekommen den Eindruck nicht im Theater mitmachen zu können und wenn wir kommen sitzen wir weiterhin vor Leeren Theaterreihen.

Vielleicht hätte man auch anderen Menschen eine Chance geben können, die innovativere und zugängliche Möglichkeiten für das neue Theater mit allen Fragestellungen verhandeln. Gerne auch im Kollektiv. Wir haben unser Abbo gekündigt und fahren jetzt lieber nach Bochum (...).

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(Der Kommentar wurde um zwei Passagen gekürzt.
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Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion)
Wissert bleibt in Dortmund: Wünsche für Wissert
Alle Anfangs-Dramaturg*innen sind weg, so mancher erschöpfter Flügel am Dortmunder Schauspiel, der wieder fliegen will. Es bleibt Julia Wissert zu wünschen, dass sie diesen zweiten Auftakt in ihre Intendanz - nun ohne die Riesenhypothek einer Erstintendanz unter Covid-Einschränkungen und mit dem klugen Rückenwind einer nicht auf reine Auslastungszahlen schielende Dortmunder Kulturpolitik - nutzen kann, gestaltend Kompetenzen um sich zu scharen und zu halten, um dem Dortmunder Schauspiel wieder inspririerend neuen Wind einzuhauchen. Es wäre eine so große Freude. Alles Gute nach Dortmund!
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