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Förderung von Stücken für Kinder und Jugendliche

11. Dezember 2023. Vier Autor:innen erhalten für ein Kooperationsprojekt mit einem Theater eine Förderung im Programm "Nah dran!" des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland (KJTZ) und des Deutschen Literaturfonds. Das gab das KJTZ in einer Pressemeldung bekannt.

Aus 60 Einsendungen wählte die Jury Stückprojekte der Autor*innen Finn-Ole Heinrich, Markolf Naujoks, Lisa Krusche und Dorian Brunz für eine Förderung aus. Sie erhalten jeweils ein Arbeitsstipendium in Höhe von 8000 Euro für ihre Stückentwicklung. 

Finn-Ole Heinrich wird sein Projekt "Aali vom Kanali" mit dem Jungen Theater Regensburg umsetzen. Markolf Naujoks bringt sein Stückprojekt "Der Himmel, die Vögel, der Schnee beim richtigen Namen genannt" im Jungen Schauspielhaus Hamburg zur Uraufführung. Lisa Krusche kooperiert bei ihrem Projekt "Ein Riese allein hebt noch keinen Mond an den Himmel" mit dem Thalia Theater Halle. Dorian Brunz wird mit dem Theater Oberhausen an seinem Stückvorhaben "Schmetterball" zusammenarbeiten. Die Theater werden mit jeweils 1000 Euro bezuschusst.

Die Jury bestand aus Anna Scherer (Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters an der Burghofbühne Dinslaken), Sarah Claire Wray (freie Performer*in und Autor*in, Berlin) und Moritz Staemmler (Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Literaturfonds).

Das KJTZ und der Deutsche Literaturfonds möchten mit "Nah dran!" seit 2009 Prozesse in der Stückentwicklung und der Inszenierung von neuen szenischen Anordnungen für das Kindertheater ermöglichen. Der Fokus liegt dabei auf der Zusammenarbeit der Autor:innen mit Theatern und Regisseur:innen.

(KJTZ / miwo)

Kommentare  
Förderung "Nah dran": Zumutung
Ein Stück für 8000€ schreiben? Das ist doch eine Zumutung! Ich hoffe, die Theater legen jeweils mindestens weitere 8000 drauf!
Förderung "Nah dran": Nicht unüblich
Vermutlich wird ein zusätzlicher Werkauftrag mit den Theatern abgeschlossen, so dass das Gesamthonorar höher liegen dürfte, aber grundsätzlich sind 8000€ jetzt auch nicht unüblich, gerade im Kinder- und Jugendbereich. Manche arbeiten auch für noch weniger, einige aber natürlich auch für (viel) mehr, klar.
Förderung "Nah dran": Übliche Zumutung
Meiner Erfahrung und meines Wissens nach wird kein zusätzlicher Werkvertrag mit den Theatern abgeschlossen - dies wäre auch nicht im Sinne der Nah dran-Förderung. Natürlich wird ein Vertrag über den folgenden Spielbetrieb des Textes abgeschlossen, demzufolge dann Tantiemen für die einzelnen Vorstellungen abgegolten werden, ja, aber das Honorar fürs Schreiben wird nicht noch einmal erhöht: Für das Schreiben des Theatertextes bekommen die Autor_innen 8000 Euro. Dass das nicht viel ist, dass das durchaus als eine Zumutung wahrgenommen werden kann und dass dieses Honorar auch - je nach Arbeitsaufwand der Autor_innen - deutlich unter dem Mindestlohn liegt, ist Konsens, denke ich. Schreiben für das Theater (und insbesondere für den KJT-Bereich) ist prekäre Arbeit, und der Grund hierfür liegt im System selbst. Der Verband der Theaterautor_innen (VTheA) z.B. wird nicht müde, diesen Umstand zu benennen und für eine Verbesserung, für eine zumindest adäquate Bezahlung von Theaterautor_innen zu kämpfen - es ist höchste Zeit, dass auch Theaterautor_innen von ihrer Arbeit leben können! Trotzdem möchte ich an dieser Stelle aber auch betonen, dass die Nah dran-Förderung durch das KJTZ und den Literaturfonds für das KJT-Schreiben ein regelrechter "Segen" ist. Ohne diese Förderung wäre die Situation der KJT-Autor_innen noch sehr viel desolater. Denn, klar, da haben Sie recht, lieber "Autor", normalerweise und fernab von Förderungen Dritter wird im Theaterbetrieb für sehr viel weniger Honorar geschrieben. Ich bezweifle aber, dass es "einige" geben soll, die Kinder- oder Jugendtheatertexte "natürlich auch für (viel) mehr" als 8000 Euro schreiben - wer sollte die denn bezahlen? Neben dem grundsätzlichen Problem der schlechten Bezahlung von Theaterautor_innen kommt im KJT-Bereich ja noch ein weiteres grundsätzliches Problem dazu: Welche Wertschätzung hat in unserer Gesellschaft denn die Arbeit für junge Menschen? Was ist uns denn z.B. Kinderbetreuung oder Bildung wert? Genau, nicht nur die Honorierung von KJT-Autor_innen ist eine Zumutung - es geht wieder einmal um gesamtgesellschaftliche Priorisierungen...
Förderung "nah dran": Auch Abendspielplan gemeint
Lieber Carsten Brandau, nur zur Klärung: Dass es „einige“ gäbe, die (viel) mehr als 8000€ verdienen würden, bezog sich auf den gesamten Bereich der Dramatik, also auch auf den Abendspielplan. Das war vielleicht missverständlich formuliert. Ansonsten gebe ich Ihnen natürlich recht.
Förderung "nah dran": Tantiemen
Die "normalen" Tantiemen für Kinder- und Jugendtheater Stücke liegen weit darunter. Ich bekomme maximal 100.- € pro Aufführung. www.editionsmidt.de
Förderung "nah dran": Jurykompetenz
wie zur Hölle kann ein Jurist wie Moritz Staemmler, jahrelang verantwortlich für den Musical-Bereich des Bloch-Verlages, zu einem Jurymitglied werden, das über die Qualität von noch nicht aufgeführten Kinder-und Jugendstücken entscheidet? Unglaublich.
Förderung "nah dran": Mal halblang
Jetzt mal halblang, liebe Community. Das nah dran Programm des KJTZ ist eines der positivsten Dramatiker:innen Förderprogramme. Gründe dafür sind:
Die Kontinuität der Koop zwischen KJTZ und Literaturfonds
Die Einbeziehung von UA-Theatern
Der gemeinsame Arbeitsprozess von Autor:in und Theater
Der Schwerpunkt auf Förderung von repertoirefähigen Stücken (ja, die prämierten Stücke werden tatsächlich nachgespielt!)
Der Auswahlprozess wird reflektiert und ggfs. auch verändert
Erfolg ist natürlich ein unklarer Begriff, aber wenn man die Anzahl von nah dran Stücken beim Mülheimer Dramatikpreis oder auch die Anzahl an Nachinszenierungen heranzieht, funktioniert das Programm ziemlich gut!
(Klar: Die Honorare für Dramatiker:innen müssen trotzdem generell steigen.)
Förderung "nah dran": Jury-Kompetenz
Hallo @Viktoria,
woher stammt denn wohl die unbewiesene Behauptung, ich sei "Jurist" und "jahrelang verantwortlich für den Musical-Bereich des Bloch-Verlages"? Beides stimmt nicht.
Ich habe Theaterwissenschaft, Anglistik und Neuere Geschichte studiert, bin seit mehr als 20 Jahren bei Felix Bloch Erben, dort zunächst als Dramaturg im Schauspielbereich tätig, dabei einige Jahre lang mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater, seit elf Jahren leite ich den Verlag.
Wie bin ich in die "Nah dran!"-Jury gekommen? Für die Bühnenverlage bin ich seit einigen Jahren im Verwaltungsrat der VG Wort, von dort ins Kuratorium des Deutschen Literaturfonds entsandt, der Literaturfonds stellt wiederum traditionell ein Jurymitglied für "Nah dran!".
Natürlich vertreten wir bei Bloch auch viele Musicals, dafür ist aber schon "jahrelang" mein geschätzter Kollege Boris Priebe verantwortlich, der tatsächlich auch Jura studiert hat.
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