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Jahrhundertregisseur Peter Brook verstorben
3. Juli 2022. Der britische Theater-, Film und Opernregisseur Peter Brook ist gestorben. Das meldet die französische Zeitung "Le Monde".
Brook, der seit 1974 in Frankreich lebte und über Jahrzehnte das Théâtre des Bouffes du Nord in Paris leitete, verstarb am gestrigen Samstag im Alter von 97 Jahren. Er ist einer der herausragenden, international prägendsten Theatermacher der Bühnenwelt im 20. und 21. Jahrhundert. Seine Inszenierungen von Peter Weiss' Revolutionsdrama "Marat/Sade" (mit der Royal Shakespeare Company in London erarbeitet und 1967 verfilmt), viele seiner Shakespeare-Interpretationen, aber auch seine Aneignung der indischen Mythologie des "Mahabharata" gelten als Meilensteine des Theaters im 20. Jahrhundert.
Peter Brook wurde 1925 in London als Sohn jüdischer Einwanderer aus Lettland geboren. Ab 1945 arbeitete er als Regisseur. 1970 gründete er in Paris das Centre International de Recherche Théâtrale (CIRT), aus dem das Théâtre des Bouffes du Nord hervorging. Brook beschäftigte sich lebenslang mit den Werken von William Shakespeare wie auch mit zeitgenössischen Autoren wie Jean-Paul Sartre, Peter Weiss oder Friedrich Dürrenmatt. Er verfilmte William Goldings Roman "Herr der Fliegen" (1963) und drehte mehrere Shakespeare-Verfilmungen für die BBC. Seine Theatertheorie hat er in Schriften wie "The Empty Stage" (dt. "Der leere Raum") oder "There Are No Secrets" vorgelegt.
Brook war Commander des Order of the British Empire, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, Offizier und Kommandeur der Ehrenlegion. Er ist Träger des Europäischen Theaterpreises (1989), erhielt den mit einer Million US-Dollar dotierten Dan-David-Preis (2005) sowie den Internationalen Ibsen-Preis (2008). 2019 wurde Brook mit dem Prinzessin-von-Asturien-Preis für Kunst in der Sparte Künste ausgezeichnet.
In einer Würdigung zum 90. Geburtstag von Peter Brook erinnert sich der Dramaturg und ehemalige nachtkritik-Redakteur Wolfgang Behrens an eine Lieblingsstelle aus Brooks epochaler Studie "Der leere Raum" ("einem der wahrsten Bücher, die je über das Theater geschrieben wurden", so Behrens) und leitete aus ihr den zentralen Gedanken ab: Um das abgegriffene, nachahmende, "das tödliche Theater zu überwinden, bedürfen Peter Brook und seine Schauspieler keiner Konzepte, sondern nur der Spannkraft des Augenblicks".
Noch 2019 gastierte Peter Brook mit seiner Pariser Produktion "The Prisoner" auf den Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Der Theaterkritiker Andreas Wilink beschrieb sie mit den Worten: "Brooks Theater ist so unsagbar weit entfernt von dem, was unser Stadttheater, die freie Szene, das Performative, was unsere Diskurse und Ästhetiken bestimmt, dass man meint, es müsse von einem sechsten Kontinent zu uns herüber gekommen sein. Ihn Atlantis zu nennen, wäre schon zu sehr Zuschreibung."
(lemonde.fr / chr)
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