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Kay Voges soll 2025/26 Intendant in Köln werden
12. August 2023. Der Regisseur und derzeitige Direktor des Wiener Volkstheaters Kay Voges soll ab der Spielzeit 2025/26 Intendant des Schauspiels Köln werden, wie Christine Dössel von der Süddeutschen Zeitung "aus gut informierten Theaterkreisen" erfahren hat. Voges würde damit Stefan Bachmann nachfolgen, der 2024 ans Wiener Burgtheater wechselt. In der Spielzeit 2024/25 leitet der Regisseur Rafael Sanchez das Kölner Haus interimistisch.
Kay Voges, geboren 1972 in Düsseldorf, hat sich insbesondere in seiner Leitungszeit am Schauspiel Dortmund (2010 bis 2020) einen Ruf als Theater-Experimentator und Brückenbauer zwischen analogen und digitalen Künsten erworben. Er ist Initiator und Gründungsdirektor der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund. 2017 war er als Regisseur mit seiner Inszenierung "Die Borderline Prozession" zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Am Wiener Volkstheater wurde Voges "für sein energetisches Ensemble, das einen anderen Schauspielstil in die Stadt gebracht hat, die Offenheit fürs Ausprobieren" gelobt, wie nachtkritik-Autor Martin Thomas Pesl in seinem Überblick über die Wiener Theaterlandschaft einschätzt; zugleich hatte Voges mit Publikumswiderständen an dem konservativ positionierten Haus zu kämpfen; Teile der Presse diagnostizierten einen Mangel an "psychologischem Illusionstheater" als "Ursache für leere Ränge im Volkstheater", so Pesl. Mit Claudia Bauers mehrfach preisgekrönter Inszenierung "humanistää" (nach Ernst Jandl) bescherte die Intendanz Voges dem Volkstheater 2022 eine lange ungekannte Beachtung in Fachkreisen.
Die Kölner Intendanzfindung erwies sich als schwieriger Prozess, nachdem 2019 die Wahl des Salzburger Theaterleiters Carl Philip von Maldeghem zum Nachfolger von Bachmann am Widerstand der Stadtgesellschaft gescheitert war. Zuletzt wurde eine Findungskommission um Karin Beier, Intendantin des Hamburger Schauspielhauses (und Bachmanns Vorgängerin am Schauspiel Köln), Kathrin Mädler, Intendantin des Theaters Oberhausen, und Ulrich Khuon (zuletzt Intendant des Deutschen Theaters Berlin und künftig Interimsintendant des Zürcher Schauspielhauses) eingesetzt. Das Kölner Ensemble, das öffentlich gefordert hatte "Wir wollen eine multiperspektivische Intendanz mit Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten seitens des Ensembles.", war in der Findungskommission nicht vertreten (lesen Sie dazu das nachtkritik-Interview mit Ensemblevertreter*innen).
Christine Dössel kommentiert in der Süddeutschen Zeitung die bevorstehende Berufung: "Voges für Köln hingegen, das erscheint als eine wirklich gute, sinnvolle Lösung. Vielversprechend. Und doch überraschend: Voges ist keine Frau, nicht queer, keine Person of Color, und er tritt auch nicht im Kollektiv an – alles Kriterien, die gegenwärtig als Bewerbungsvorteile gelten können. (…) Zwar ist der sanfte Kommunikator Voges alles andere als ein Hierarch. Aber er ist nun mal ein weißer, regieführender Mann über 50. Einen solchen zu berufen, war jahrhundertelang eine Selbstverständlichkeit, jetzt ist es erklärungs- und durchsetzungsbedürftig, wenn nicht gar mutig."
Laut Informationen der SZ wird die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Montag dem Hauptausschuss der Stadt Kay Voges für die Kölner Intendanz vorschlagen und, "wenn alles glatt geht (wovon auszugehen ist)", am Dienstag auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorstellen.
(sueddeutsche.de / chr)
15. August 2023. Die Entscheidung für Kay Voges als Intendant des Schauspiels Köln ab 2025/26 wurde am heutigen Dienstag durch die Stadt Köln offiziell bekannt gemacht. Ein Kommentar von Dorothea Marcus.
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Eine kleine Anmerkung noch zum Artikel: Zu schreiben, Maldeghem wäre am "Widerstand der Stadtgesellschaft" gescheitert, erscheint mir sehr hoch gegriffen. In meiner Wahrnehmung hatten das überregionale Feuilleton und einige prominente Stimmen der Kulturszene (z.B. Kermani) Maldeghem lautstark kritisiert (ob zu recht oder unrecht kann ich gar nicht beurteilen, ich habe in Salzburg nie etwas von ihm gesehen) und dieser hatte daraufhin zurückgezogen. Diese wenigen Stimmen einer sehr kleinen, homogenen, elitären und in sich geschlossenen Kultur-Blase/Bubble als "die Stadtgesellschaft" zu bezeichnen erscheint mir völlig falsch und vermessen.
Nochmal: Viel Glück und Erfolg für Voges.
Bitte nicht…
man könnte solche aussagen und narrative mal im kontext des aufschwungs der afd als eine art reaktionären backlash interpretieren. Wir sind scheinbar nach weniger als popeligen 10 Jahren intersektionaler Emanzipationsbewegungen im Theater schon an dem Punkt, an dem selbst der Feuilleton wieder Lust hat das weiße Patriarchat zu feiern, nachdem es angeblich benachteiligt wurde. da kriegt man ja richtig lust auf die zukunft
Wen hätte man lieber gesehen, ok, das interessiert mich, da fange ich gerne an.
Anna Bergemann? Nun, da scheint ja, wie bei so manchen Frauen auf den Intendanz Positionen auch nicht ausschliesslich Milch und Honig zu fließen. Shermin Langhoff, so sie denn überhaupt wollte, hätte ich spannend gefunden, allerdings auch einen Verlust für Berlin. Aber auch bei ihr Führungs- und interne Querelen. Wer noch? Rafael Sanchez hätte man bestimmt eine Chance geben können. Aber wo sind denn all die queeren, weiblichen, nicht weißen potentielllen Kandidaten? Nuran David Calis z.B. hat noch nie ein Haus geleitet, andere fangen grade erst an, wie Selen Kara oder Julia Wissert. Pinar Karabulut, keine Leitungserfahrung, vielleicht auch keine Ambition, das weiss ich nicht. Claudia Bauer, leider keine Lobby offenbar.
Ich glaube, bei aller Mauschelei, die sicher passiert in diesem Betrieb, AILAHT Hüstel, muss doch geguckt werden, wer überhaupt da ist UND die Qualifikation hat, so rein von der Erfahrung. Köln ist schliesslich kein kleines Haus. Ich finde das auch keine tolle Wahl für die Stadt und mich würde es interessieren, wer noch im Topf war.
Und auch wenn Kay Voges natürlich eine eigene Linie vorgibt, ist er nicht als Hausregisseur berufen, sondern als Intendant - bei all den kritischen Kommentaren läuft das etwas aus dem Ruder, wenn Regisseur und Intendant Voges hier vermischt werden.
Auch wenn die Wiener Zeit nicht den erhofften Publikumszuspruch gab, ist das Wiener Publikum eben dooch sehr anders gestrickt als das Kölner.
Bei der Berufung nach Wien war ich skeptisch, ob das gutgeht - nach Köln finde ich die Berufung einfach die Idealbesetzung. Ich wünsche Herrn Voges und seinem Team viel Erfolg und Freude!
Auf Wien bezoogen: Manchmal ist einfach ein guter Künstler am falschen Ort.