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Volksbühnenurgestein Hendrik Arnst verstorben
4. Januar 2023. Der Schauspieler Hendrik Arnst ist am 2. Januar dieses Jahres im Alter von 73 Jahren verstorben, teilt die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin mit. Arnst war von 1994 bis 2012 fest im Ensemble des Hauses engagiert und gastierte hier bis zuletzt. Er galt als "Volksbühnenurgestein". Seine liebevoll raue, manchmal ruppige Präsenz war unverwechselbar, seine Zartheit, die in einem wuchtigen, untersetzten Körper schlummerte, und seine erdige Direktheit machten ihn zu einem der großen Spieler der Volksbühne von Frank Castorf.
Hendrik Arnst, geboren am 7. Mai 1950 in Weimar, absolvierte von 1969 bis 1972 die Schauspielschule "Ernst Busch" in Berlin. Es folgten Engagements an den Theatern in Anklam, Aachen und Mannheim, bevor er 1994 in seiner ersten Produktion an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, "Pension Schöller: Die Schlacht" (Regie: Frank Castorf), den Eugen Rümpel spielte. Es folgten in kurzer Zeit viele maßgebliche Volksbühnen-Inszenierungen wie "Die Nibelungen – Born Bad II", "Des Teufels General", "Dämonen", "Schmutzige Hände", "Die Sache Danton", "Erniedrigte und Beleidigte", "Meister und Margarita", "Der Idiot", "Gier nach Gold", "Berlin Alexanderplatz", Die Brüder Karamasow oder Der Spieler (alle Inszenierungen in der Regie von Frank Castorf).
Hendrik Arnst arbeitete außerdem mit den Regisseuren Dimiter Gotscheff ("Iwanow"), David Marton (Howl) und René Pollesch ("Stadt als Beute"). Auf mindestens 36 Rollen hat es Hendrik Arnst an der Volksbühne gebracht, zählt das Haus in seiner Presseaussendung. Zuletzt stand Arnst hier 2022 in Sturm und Drang – Geschichte der Deutschen Literatur I in der Regie von Julien Gosselin auf der Bühne.
Arnst trat regelmäßig auch in Film und Fernsehen auf. Neben dem "Polizeiruf", dem "Tatort" und Stippvisiten in Serien wie "Der Tatortreiniger" ist er in den Filmen "Duell – Enemy at the Gates" von Jean-Jacques Annaud und "The Cat's Meow" von Peter Bogdanovich (beide 2001) und "Der Hauptmann" von Robert Schwentke (2017) zu sehen.
"Allein seine Erscheinung – kräftige Statur, die Stimme ein Bariton und sein gutmütiger oder auch rasender Blick – verweist auf seinen Seltenheitswert", würdigt die Volksbühne ihren verstorbenen Schauspieler. "Sein Spiel war immer konkret, der Ton authentisch." Aus einem Interview mit Arnst in dem Sammelband "Republik Castorf", herausgegeben von Frank Raddatz, heißt es in Arnsts eigenen Worten: "Ich bin als Spieler nicht mit der Frage beschäftigt: Muss ich jetzt zum Fenster gehen, mich da umdrehen und den Satz sagen oder umgekehrt. Darum geht es nicht. Sondern darum, einen Sog zu erzeugen, der die Dinge in Bewegung bringt, der sie schnell macht und der zwingend ist, dass man als Spieler wie in einem Rausch damit umgehen kann. Das ist wie ein Jimi-Hendrix-Solo."
Hendrik Arnst verstarb infolge einer kurzen schweren Krankheit. Die Seebestattung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis, schreibt die Volksbühne.
(Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin / chr)
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Ein Großer
Nicht nur auf der Bühne, die er mit seiner sehr präsenten Aura , bis in die letzten Reihen ,
füllen konnte.
Er war ein , furchtbar lebenskluger und friedlicher Mensch, mit all den wundervollen Macken,
die einen abschrecken oder begeistern konnten.
Für mich, ein Punk im positivsten Sinn.
p.