Theater heute veröffentlicht "Best of"-Liste 2010
Kritikerliebling Köln
Berlin, 26. August 2010. Wieder haben 42 Kritiker ihre Stimmen abgegeben, um für die Fachzeitschrift Theater heute die "Best of" des Jahres 2010 zu wählen. Zwölf von ihnen votierten für das Schauspiel Köln als Theater des Jahres. Aus Köln kommt auch die Inszenierung des Jahres: Die beim Theatertreffen gezeigte Hinter-Glas-Inszenierung Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen von Intendantin Karin Beier konnte sieben Stimmen auf sich vereinen.
Der eindeutigste Sieger wurde im Bereich der Dramatik ausgemacht: Roland Schimmelpfennigs in einem Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurant situiertes Shortcuts-Stück Der goldene Drache, bereits mit dem Mülheimer Dramatikerpreis 2010 ausgezeichnet, konnte 15 Stimmen auf sich vereinigen und wurde auch hier zum deutschsprachigen Stück des Jahres ernannt, während Dea Lohers in Mülheim mit dem Publikumspreis ausgezeichneten Diebe mit fünf Stimmen den zweiten Platz errangen. Den Titel ausländisches Stück des Jahres teilen sich mit jeweils fünf Stimmen Yael Ronens Stückentwicklung Dritte Generation über die hochexplosive deutsch-jüdisch-palästinensische Gemengelage und das Lebenserzählungs-Protokoll Life and Times - Episode 1, dessen eigenwillig chorische Inszenierung das Nature Theatre of Oklahoma als Gastspiel vom Wiener Burgtheater beim Theatertreffen präsentierte – mit fünf Voten auch zweitplatziert in der Inszenierungs-Rangliste.
Neun Kritiker wählten Nis-Momme Stockmann zum Nachwuchsdramatiker des Jahres, wobei die meisten sein in Mülheim nominiertes Stück Kein Schiff wird kommen favorisierten. Nachwuchsregisseur wurde Antù Romeo Nunes (sieben Stimmen) für seine so wohltuend zupackende wie unterhaltsame Uraufführung von Oliver Klucks Prinzip Meese. Kluck errang für sein Stück Warteraum Zukunft außerdem fünf Nennungen in der Nachwuchsdramatiker-Kategorie.
Bühnenbildner des Jahres wurde, wie schon 2009, mit ebenfalls sieben Stimmen Andreas Kriegenburg, der nicht nur für das Schaufelrad der Loher'schen Diebe, sondern auch für den blutrot ausgeschlagenen Bühnenkasten seines Prinzen von Homburg belobigt wurde (beide Inszenierungen am Deutschen Theater Berlin).
Uneins ist sich die Kritikerschaft über die schauspielerischen Höchstleistungen. Fabian Hinrichs konnte in dem ungewöhnlichen Pollesch-Solo Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang! (Volksbühne Berlin) glänzen; Paul Herwig bewegte, wie schon beim Theatertreffen, als Pinneberg in Luk Percevals Kleiner Mann, was nun?-Inszenierung (Münchner Kammerspiele).
Seine Partnerin Annette Paulmann teilt sich die Goldmedaille mit Sandra Hüller, die ihre Verwandlungskunst sowohl in Lars-Ole Walburgs Parzival (Schauspiel Hannover) als auch in Claudia Bauers Virgin Queen unter Beweis stellte, und der unverwechselbaren Margit Bendokat vom Deutschen Theater Berlin, die in diesem Jahr bereits mit dem Berliner Theaterpreis gewürdigt wurde. Nachwuchsschauspielerinnen des Jahres sind zwei ehemalige Spielerinnen des Volksbühnen-Jugendclubs P14: Maria Kwiatkowsky (Volksbühne Berlin) und Lilith Stangenberg (Schauspielhaus Zürich).
Und natürlich ärgern sich fast alle über die Finanzkrise und ihre Folgen für Kommunen und Theater.
(kultiversum / ape)
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Tragen Sie es mit Fassung, liebe/lieber 123, versuchen Sie bitte
das Positive zu sehen: Waren Sie nicht für Karin Baier und Köln ??
Ihr Stadttheaterkonzept hat offenbar schon Anklang gefunden: ist das so rein Garnichts ?!
Gewiß, schon aus meiner Stückeerfahrung dieser Spielzeit wären da schon noch andere Nominierungen drin gewesen: Ich favorisierte ja
bekanntlich Weimar. Frau Völcker hätte für ihre Untersuchung zur
"Deutschen Seele" (2) sehr wohl als Autorin in Frage kommen können,
ebenso Nora Schlocker als Regisseurin und auch ein Spieler, eine Spielerin aus Weimar: die sind wirklich gut !!
Nun mögen die auch Stimmen bekommen haben, habe das Jahrbuch ja noch nicht zu Händen. Schön, daß "wir" jetzt so langsam auf die neue Spielzeit lossteuern. Ich hoffe, in einem anderen Thread wieder einige Striche zu Ödipus zu vernehmen, denn diese Diskussion
hat mir schon einen weiteren Wink davon gegeben, wie es hier auf nachtkritik de. zuweilen auch zugeht, zugehen kann: die Blogger
-wie Stefan und Herr Heinrich- ermöglichen ja zudem durchaus Threads zu den Sachen, die auf nachtkritik de. sonst "nur" im Forum laufen. Ich hoffe für die kommende Spielzeit, daß auch die Blogs neben nachtkritik de. ihre Aufwertung erfahren: Stefans Blog, der Blog von Herrn Krieger, der Blog von den Herren Heinrich und Rödiger: die könnten gut und gerne dauerhaft verlinkt sein, oder !?
Muß ja nicht immer um die "Nackedeis" gehen -wie jetzt, etwas überraschend, im Holz-Thread-. Liebe Grüße aus Kiel, Ihr AZ
nicht die vielschreiberInnen: wo bleibt die suche nach: wirklichen talenten im autoren-theater - echte stücke? STÜCKE! dennoch: Glückwunsch allen PreisträgerInnen.
aber nachwuchsstückeschreiber und nachwuchsdramatiker könnte man als eigene listung machen, ist doch eine mogelpackung, drama.
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aber bühnenbild find ich berechtigt.
ich finds nicht verdächtig mit den namen und den listen, das ist vielleicht schiefe wahrnehmung, weil im tv und www alles so express geht, theater ist laaaahm. beständigkeit der namen, ist doch hübsch. ich find gut, dass mich keine zwingt alle paar wochen meinen geschmack anzupassen, man kann ja neues schon gar nicht wahrnehmen, dann kommt halt wieder mal einer alle jubeljahre wo ich himalayamäßig begeistert ah und oh machen kann, aber die listen sind doch berechtigt: gratulation zu den tollen leistungen! allen. warum stehen hier nicht mehr gratulationen? ehre den best of! danke, dass ihr so gute leistungen gebracht habt! ich freu mich namen zu lesen, die ich gut finde.
Da fällt einem nichts mehr ein. Gar nichts mehr.
Spekulationen. Ohne jedes Risiko. Stücke, die WIE Stücke sind.
Die Kritikerkaste und Loher/Schimmelpfennig kannst du in der Pfeife rauchen. Haut ab! Gebt das Theater endlich frei. Weg mit eurem Parasitentum. Ihr mit eurer verlorenen Empfindungsfähigkeit.
Man kann gar nicht so viel von diesem Pseudo--Theater gucken wie man kotzen will.
Keine Subventionen mehr für Netzwerker, die an Ihren Coproduktionen ersticken und geradezu automatisch überallhin geladen werden.
Es ist immerhin schön, dass Sie Karin Beier und Lilienthal mit majetätischem Pathos noch durchgehen lassen. Diese Leute sind recht unverbraucht, keine Groß-Intendanten, haben innovatives Potenzial und können sogar neue Strukturen entwickeln.
123, Sie sind irgendwo in der Altersklasse zwischen Castorf und Peymann einzuordnen, prangern aber das Altgeprägte an – eigentlich müssten Sie trotz juveniler Anflüge einen Hang zur Gerontophilie entwickeln, würde ihnen nicht Ihre notorische Erregungsfähigkeit im Weg stehen, die zuweilen das kognitive System blockiert.
Der Ausfall von gutem Theater schafft auch die Kritikaster ab. Fast würde mir scheinen, wenn die großen Theater wegfielen, wäre Ihnen ein Art Lebenselixier entzogen. Sie müssten sich ein neues Hobby-Tätigkeitsfeld aussuchen.
"Vor der Hermannschlacht von Petras fürchte ich mich mittlerweile."
Gegen Ängste dieser Art wüßte ich ein Hausmittelchen - nicht hingehen, nicht anschauen. Oder sind Sie eines dieser bemitleidenswerten Geschöpfe, die sich Theateraufführungen berufsmäßig anschauen müssen?
Viele Grüße
Wolfram Heinrich
Gibt immernoch bei weitem mehr interessante Abende, mindestens aber diskussionswürdige, als ich annährend sehen könnte in so einer Spielzeit.
Ich nannte Weimar, hätte aber mit ähnlichem Recht auf Dresden, Leipzig, Rostock, Oberhausen oder Moers (siehe die "Törlesse" in den letztgenannten Städten) nennen können: die Erwartungshaltungen sind mittlerweile schlichtweg unbescheiden.
Andererseits stimmt es schon: Das mit den "üblichen Verdächtigen" drängt sich auf,
und nicht immer ist das ganz schlüssig, warum das so ist.
Gegen Fabian Hinrichs als "Schauspieler des Jahres" ist gewiß nichts einzuwenden, und so preisüberschüttet kam "Schau mir in die Augen gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang" von Pollesch ja nicht daher !
Natürlich wäre der eine oder andere männliche Darsteller in Weimar meineserachtens bei einer Nennung zum Nachwuchsschauspieler in Frage gekommen, und eine Xenia Noetzelmann und Nora Schlocker allemal in ihren jeweiligen Nachwuchssparten, und warum nicht Anna Blomeier für Ihre Gesamtleistung in Leipzig oder eine Karina Plachetka in Dresden ... ??!
So werden viele von uns noch ihre "Favoritinnen/Favoriten" haben, und so ein Abend wie "Alles offen" von Tobias Rausch, in seiner Rührigkeit allemal ein Kandidat für eine Nominierung ! -tatsächlich hat er ja auch eine Nennung-, warum sie nicht bei dieser Gelegenheit offen nennen: Vielleicht haben die KritikerInnen nur nicht zum rechten Zeitpunkt die richtige Stadt
aufgesucht - so ließe sich ein solcher Thread jedenfalls auch verstehen.
"Die dritte Generation" wird dann auch genannt werden, der TH-Liste wieder ein wenig gerechter werdend, obschon es auch ein etwas fahles Licht auf den Stand der Kritik werfen mag, wie vielen KritikerInnen und Kritikern zum besten "Ausländischen Stück" so garnichts einfallen will: offenbar ist es anderswo auch nicht besser als hierzulande ?... .
"Flohbär" war seinerzeit zum Beispiel in Karlsruhe fündig geworden, "Stefan" sowohl an der Schaubühne als auch am MGT (und sah zB. Fabian Hinrichs in einem anderen Zusammenhang und berichtete von seiner "Vorlesung" ...); ich lese immer wieder Kritiken aus der sogenannten "Provinz", die ermutigen, dort hinzufahren:
Diese Stadt hat ein Theater - Neustrelitz ... .
Und ein Ausblick auf die jetzt beginnende Spielzeit läßt mich freilich einem Projekt
wie "Zorn und Zärtlichkeit" (Weimar und Leipzig !!) beispielsweise annährend entgegenfiebern ..