Der Preis des Menschen - Residenztheater München
Kritik der aufklärerischen Vernunft
von Maximilian Sippenauer
München, 11. Oktober 2020. Der Marstall ist auf links gekrempelt. Auf der eigentlichen Bühne stehen lose versprengte Sitzgelegenheiten und sorgen für pandemische Beinfreiheit, während die Bankreihen der eigentlichen Zuschauertribüne als Ort des Spiels dienen. In diese Bankreihen drapiert sind riesige 2D-Pappfiguren, die die Crème de la Crème exotischen Großwilds repräsentieren: Tiger und Löwe, Giraffe und Elefant. Ein Faultier baumelt von der Decke und Büffel, Bär und Walross zwinkern dunkel von den billigeren Plätzen. Auf diesen bunten Pappaufstellern sind bei genauerem Hinsehen Begriffe zu lesen wie "shutterstock" oder "getty images". Die Brandzeichen der Fotoagenturen, die diese Bilder als Vorlagen ins Internet gestellt haben. Was ein ziemlich eleganter Kniff des Regisseurs dieser Uraufführung Miloš Lolić ist, um die Zuschauenden in das Thema des Abends einzuführen: Alles in dieser Welt hat seinen Preis. Jeder, jede, jedes ist Ware. Dann Nebel, und nach und nach ploppen zwischen den Pappaufstellern die Schauspieler*innen empor. In Gehröcken und Samtkleidern wie Caspar David Friedrich-Figuren gekleidet wackeln sie auf den fatalen Horizontalen ihrer jeweiligen Reihe hin und her wie Schießscheiben auf einer Kirmes.
Das Erdbeben in Chili - Residenztheater München
Die Kreisläufe(r) der Katastrophe
von Sabine Leucht
München, 25. September 2020. O weh, das geht ja gut los! So, wie die ersten Worte zerhackt und alle Silben überartikuliert und einzeln mit Pausen umrahmt werden, ahnt man schon, warum Ulrich Rasche für seine Inszenierung von Kleists Novelle "Das Erdbeben in Chili" 150 Minuten braucht. Für dieselben 20 Seiten, die Jan Philipp Gloger in Nürnberg vor einer Woche in einer Stunde bewältigte. Und hektisch war das nicht.
Regie: Magz Barrawasser / Ricardo Fernando & Carla Silva
Regie: Florentina Holzinger
Regie: René Pollesch
Regie: Bluespots Productions & Oleg Eremin, theter & Alice Bever
Regie: Claudia Bauer
Regie: Emre Akal
Regie: Thom Luz
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