Tartuffe - Michael Thalheimer gibt seinen Einstand als Hausregisseur der Schaubühne Berlin mit Molière
Hirte findet Herde
von Wolfgang Behrens
Berlin, 20. Dezember 2013."So. Jetzt werd ich aber elementar." Nein, das ist kein Zitat aus "Tartuffe", sondern ein Satz des Kasimir aus Horváths "Kasimir und Karoline". Er könnte wie ein Motto über Michael Thalheimers Regieschaffen stehen: Wenn Thalheimer ein Stück auf die Bühnenbretter rammt, dann wird's eben elementar – kahl und groß stehen Figuren und Konflikte da, wuchtig die Bilder. Es ist nur folgerichtig, dass sich ein Regisseur mit solchem Zugriff überwiegend im Tragödienfach tummelt. Denn die Komödie bezieht ihren Witz meist gerade nicht aus dem Elementaren, sondern aus einer verschwenderischen Fülle, aus einem konkreten Milieu, aus lebensprall gezeichneten oder überzeichneten Typen und Charakteren. Und auch wenn Herbert Fritsch derzeit allerorten das Gegenteil zu beweisen scheint, ist es vermutlich schwerer, eine Komödie auf ihre nackten Elemente zu reduzieren als eine Tragödie.
Der Tod in Venedig / Kindertotenlieder - Thomas Ostermeier multimedialisiert die Thomas-Mann-Novelle
Bedrohliche Soundscapes in der Hotelhalle
Berlin, 12. Januar 2013. Gustav Aschenbach oder von Aschenbach, wie amtlich sein Name lautet, teilt seinen Vornamen und sogar seine Physiognomie mit Gustav Mahler, dessen "fürstliches Sterben" Thomas Mann zu einer seiner Inspirationsquellen für die 1911 entstandene Novelle "Der Tod in Venedig" wurde. Für seinen gleichnamigen Film von 1971 hat Luchino Visconti diese Tatsache ausgiebig genutzt, aus dem Schriftsteller Aschenbach einen Komponisten gemacht und den Film mit dem (nicht zuletzt deswegen berühmten) Adagietto aus Mahlers 5. Symphonie zugeschmiert.
Atmen - Duncan Macmillans Dasein-befragendes Stück von Katie Mitchell an der Berliner Schaubühne inszeniert
Mit'm Radl da
von André Mumot
Berlin, 30. November 2013. Über den Klimawandel, ja, über den müssen wir reden, das stimmt. Schließlich baumelt der als Damoklesschwert über unseren Köpfen und scheint, trotz aller Pol-Schmelze und Tsunami-Überschwemmungen, sehr weit weg zu sein. Immerhin: Die Schaubühne arbeitet jetzt an der Verbesserung ihres ökologischen Fußabdrucks, oder, genauer gesagt, sie lässt das von Videowunderwerkerin Katie Mitchell erledigen. Und diese hat, wie schon in ihrer letzten, gerade erst vor ein paar Tagen uraufgeführten Arbeit in Hamburg, die viel geliebten, Strom fressenden Kameras demonstrativ zu Hause gelassen.
Gefahr-Bar - Eine postpopkulturelle Jam-Session von Nicolas Stemann und Band an der Schaubühne Berlin
Endstufe Kunst
von Esther Slevogt
Berlin, 22. Dezember 2012. Am Beginn werden Getränke verteilt: Wodka, Orangensaft und am Anfang auch noch Rotwein. Doch den dürfen später nur noch die Akteure trinken, die jetzt noch zwischen einem Sammelsurium aus Instrumenten, alten Möbeln und Lampen, sowie einem nicht unerheblichen Kabelsalat umhergehen und -stehen. "Gefahr-Bar™" heißt die erste Ausgabe dieses Unternehmens an der Berliner Schaubühne, eine Art postdramatische und irgendwie auch postpopkulturelle Jam-Session des Regisseurs Nicolas Stemann und seiner Band, der ja, wie man weiß (u.a. aus seiner berühmten Kölner Jelinek-Inszenierung Die Kontrakte des Kaufmanns) auch ein ziemlich guter Livemusiker ist.
meldungen >
- 30. September 2023 Lüneburg: Gutachten für Erhalt des Theaters vorgestellt
- 29. September 2023 GDBA: Raphael Westermeier ist Stellvertretender Vorsitzender
- 29. September 2023 Grips Theater: Bund finanziert Erweiterungsbau
- 28. September 2023 Goldener Vorhang für Katharine Mehrling + Matthias Brandt
- 28. September 2023 Joachim Meyerhoff erhält Kasseler Literaturpreis
- 27. September 2023 Christian Thielemann wird GMD der Berliner Staatsoper
- 26. September 2023 Shortlist für den Michael-Althen-Preis für Kritik 2023
- 25. September 2023 EU-Wahl: Sibylle Berg kandidiert für Die Partei