Theaterpodcast (36) - Die digitale Zukunft des Theaters
Kickstart und dann Ebbe?
19. Mai 2021. Was wird bleiben vom digitalen Turbo-Wandel, den die Theater im letzten Jahr hingelegt haben? Immerhin haben sie investiert, in Ausstattung und Know-Hhw. Videotechniker*innen haben sich zu Livestream-Expert*innen fortgebildet und Mitarbeiter*innen der Öffentlichkeit zu Community Manager*innen. Neu geschaffen wurden auch Positionen, die es am Theater bislang nicht gab: Digital-Entwickler*innen.
Mit zwei der Job-Pionier*innen sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp im Theaterpodcast #37: Tina Lorenz, Projektleiterin für Digitale Entwicklung am Staatstheater Augsburg, verantwortlich für die fünfte Sparte, und Roman Senkl, Leiter des Labors für Digitale Künste der Berliner Festspiele und Referent für Digitale Künste am Theater Dortmund, der unter anderem für das Theatertreffen in Mozilla Hubs den Garten der Berliner Festspiele nachgebaut hat.
Was hat der Digitalisierungsschub in der Theaterszene und an den Häusern verändert? "Dass sich Geschichten ändern müssen oder Inszenierungsweisen , wenn sich der Kanal ändert, das ist etwas, was sich als Erkenntnis wirklich durchgesetzt hat", sagt Tina Lorenz. In den Abläufen besteht noch Abstimmungsbedarf, hat Roman Senkl beobachtet: "Aus meiner Erfahrung ist es sehr oft so, da, wo Theater anfängt, in die richtig heiße künstlerische Phase zu gehen, das ist es bei technologischen Entwicklungen eigentlich so, dass alles abgeschlossen sein sollte und man im Testing und Bugfixing ist. Diese Art von gegenseitigem Kennenlernen, Austausch und diese Prozesse des Theaterschaffens und Abläufe aneinander anzupassen, das ist auch nochmal so ein wichtiger Schritt."
"Das House – Reinventing the Real" von Roman Senkl und Nils Corte aka minus.eins beim Theatertreffen @ minus.eins
Probiert sich das Theatertreffen in digitalen Räumen noch aus, ist das #Digitaltheater in Augsburg als fünfte Sparte integriert in alle Planungen. Der Wandel, so Tina Lorenz, gelingt nur gemeinsam: "Du brauchst ein Haus, dass diese Neugierde schon mitbringt." Theater müssten sich stärker über ihre Erfahrungen austauschen und die Sharing Culture aus dem Internet übernehmen, statt nur zu sehen wo sie selbst blieben, sagt die gelernte Theaterwissenschaftlerin, Dramaturgin und Hackspace-Gründerin.
Oft gehe es bei der Anpassung an eine vom Digitalen durchdrungene Gegenwart noch um sehr grundsätzliche Fragen, hat Roman Senkl festgestellt: "Braucht man dafür Internet? Haben wir ein Wlan, das schnell genug ist?" Zurückkehren zum Stand vor Corona – da sind sich die beiden einig – werden die Theater auch nach dem Ende der Pandemie und der sich ankündigenden Feier des Analogen nicht mehr. Dennoch bleibe abzuwarten, "wieviel von diesem großen Aufschlag bestehen bleibt", sagt Roman Senkl. "Könnte sein, dass das ein kurzer Kickstart war, gefolgt von einer längeren Ebbe."
In Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur.
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