Presseschau vom 5. Januar 2013 – Die Berliner Zeitung entwirft am Beispiel des Gorki Theaters das prekarisierende "Szenario eines Intendantenwechsels"
Noch mehr Flexibilität
5. Januar 2013. In der Berliner Zeitung beschreibt Birgit Walter das "Szenario eines Intendantenwechsels" am Beispiel des Maxim-Gorki-Theaters.
Die künftige Intendantin Shermin Langhoff habe in einer ersten Betriebsversammlung erklärt, dass sie sich über jeden freue, der mit ihr an dem Haus bleiben wolle. "Doch schon kurz darauf verschickte sie Kündigungen an 50 der 160 Theatermitarbeiter, an die meisten, die kündbar waren." Das habe im Haus Befremden ausgelöst. Birgit Walter schreibt, sie habe mit Shermin Langhoff über diese Irritationen am Theater gesprochen. "Aber bei der Autorisierung des Textes entschloss sie sich, die Verwendung jeglicher Zitate und Inhalte zu verbieten."
Es sei dieses falsche Versprechen, das den Intendantenwechsel von Armin Petras zu Shermin Langhoff in ein ungünstiges Licht rücke, nicht etwa die Kündigungen selbst. "Entlassungen sind üblich am Theater." Darum geht es dann auch im folgenden, dass Kündigungen in der Kunst zur Normalität gehören. "Sie sind so üblich wie in keinem anderen Bereich der Gesellschaft, wo es oft noch Lebensanstellungen gibt und Berechenbarkeit."
Am Theater sei das anders. "Flexibilität und Spielwut bis zum Sarg – dieses Mantra muss ein Schauspieler vor dem ersten Gedanken an diesen Beruf verinnerlichen. Ein Schauspieler hat glänzend dazustehen, auf eine großartige Spielzeit zurückzublicken, in Optimismus zu baden und niemals über schlechte Gagen zu klagen." "Es läuft nicht wie auf der Insel der Seligen, sondern es richtet sich nach den Regeln des Kapitalismus. Und wir hier machen einfach mit", zitiert Walter den Noch-Gorki-Intendanten Petras.
Und stellt dann mehrere, auf unterschiedliche Weise von dem Intendanzwechsel betroffene Gorki-Mitarbeiter vor:
Den Schauspieler Gunnar Teuber: "Er weiß, was er kann, weiß, dass er ohne Petras keinesfalls am Gorki bleiben will, nur was er stattdessen will, das weiß er noch nicht. Er sagt, so ein Endpunkt wie dieser sei gar nicht schlecht, zwinge zur Neuorientierung, er habe schon Lust auf etwas Neues."
Die Theaterpädagogin Jana Panskus, die nicht gekündigt worden ist und sagt: "Ich finde es toll, dass mal eine Frau Intendantin wird, zumal eine mit türkischen Wurzeln, ein gutes Signal aus Berlin." Trotzdem sei der Wechsel angstbehaftet, gerade weil es sich hier alles glänzend entwickelt habe, "weil wir so ein tolles Team geworden sind, kollegial, hochengagiert, freundlich". Als die Kündigungen gekommen seien, habe sie gedacht: "Was für ein grauenhaftes System, warum machen wir da mit? Aber es ist ein Dilemma, für das es keine Lösung gibt. Das System muss so sein, ein Intendant kann nur mit seinen Schauspielern arbeiten – sie sind der Stoff, aus dem die Kunst besteht."
Auch Jens Gebhardt, Chef der Requisite, ist nicht gekündigt worden - weil er unkündbar ist, geschützt durch mehr als 15 Dienstjahre. So habe er nur eine Kollegin aus seiner kleinen Abteilung eingebüßt und könne sich weiter "wie ein Fossil" fühlen an "seinem" Theater, "an dem er schon gelernt hat und das für ihn eine solche Heimat ist, wie sie es für die meisten nie werden kann".
Schließlich Maja Thiesen aus dem künstlerischen Betriebsbüro, alleinerziehende Mutter, die eine Kündigung erhalten hat und sagt: "Klar, am Anfang ist man jung und enthusiastisch, lebt den Job, arbeitet immer am Limit. Niemand schaut auf die Uhr bei der Arbeit. Und jetzt, wo ich weniger flexibel werde, sortiert mich das gerne so kapitalismuskritische Theater aus – auch aus finanziellen Gründen."
Am Ende weitet Birgit Walter den Blick ins Generelle: "Schauspieler, Künstler überhaupt, führen das Leben, das für uns alle vorgesehen ist." Gerade erst habe die Politik nach noch mehr Flexibilität und noch mehr befristeten Verträgen verlangt. Die Arbeit solle noch effizienter werden, damit noch leichter aussortiert werden könne.
(sd)
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welcome to reality!
Liebe Olympe,
als Georg Quander 1991/92 die Berliner Staatsoper Ost neu aufstellte gab es solche Artikel auch. In Massen. Und dito Arbeitsrechtsprozesse. Quander ist ein Mann ohne Migrationshintergrund.
Ehrlich gesagt: die Chefinnen, mit denen ich bis jetzt in meinem Arbeitsleben zu tun hatte, waren viel gnadenloser als die Chefs. Einzige Ausnahme: Kirsten Harms. Aber die war nie meine Chefin.
Um übrigen sollte man sich vielleicht einfach mal wieder in Erinnerung rufen, dass Kapitalismuskritik, Feminismus, Political Correctness und alle anderen Ideologien auch nur Waren sind. Warum soll Frau Langhoff dieselben Pillen schlucken, die sie verkauft?
Die Heroisierung des Künstlers als über den Niederungen des Lebens stehend sollte mit dem Künstlerkult des 19. Jahrhunderts doch allmählich der Nüchternheit gewichen sein.
Ich finde eher den letzten Satz der Zusammenfassung aufschlussreich: Dass im Mikrokosmos Theaterbetrieb jetzt bereits sichtbar wird, wie sich Marktakteure den idealen Arbeiter vorstellen und welche humanen Folgen das nach sich zieht.
wahnsinnig armselig. wird bestimmt ganz toll, das haus unter der neuen führung.
Paderborner Theaterchefin wechselt fast gesamtes Ensemble aus Katharina Kreuzhage schickt 22 Mittarbeitern die "Nichtverlängerungsmitteilung"
Paderborn (st). In der ostwürttembergischen 67.000-Einwohner-Stadt Aalen verzückt zurzeit der unterhaltsam-satirische Liederabend "Am offenen Herzen" das Publikum des Stadttheaters. Es ist die jüngste Inszenierung unter der Theaterleitung von Katharina Kreuzhage. 2013 wechselt die 48-Jährige als neue Intendantin nach Paderborn.
Auch die Vorboten dieses Wechsels muten aus Sicht mancher Paderborner Theaterfreunde wie eine Operation "Am offenen Herzen" an - am Herzen der Paderborner Bühne. Gegenüber der NW hatte die Nachfolgerin der amtierenden Intendantin Merula Steinhardt-Unseld im Oktober angekündigt, die von ihr geplanten personellen Veränderungen in Paderborn beträfen "insgesamt etwa 10 Stellen". Doch Kreuzhage, die nicht nur Theaterregie studiert hat, sondern auch Wirtschaftswissenschaften, greift offenbar zum eisernen Besen: 22 mit befristeten Verträgen beschäftigte Mitarbeiter müssen das neue Haus am Neuen Platz verlassen.
Kreuzhage hat ihnen nach arbeitsrechtlich vorgeschriebenen Anhörungsgesprächen, die Ende September/Anfang Oktober stattfanden, die sogenannte "Nichtverlängerungsmitteilung" ins Haus flattern lassen. Betroffen sind unter anderem neun der zehn festangestellten Schauspieler des Theaters und damit fast das komplette Ensemble. Das Publikum der Spielzeit 2013/14 wird sich auf viele neue Gesichter einstellen müssen. Der Paderborner Bühne erhalten bleibt allein Willi Hagemeier (57). Das Urgestein der Kammerspiele, seit 1988 hier unter Vertrag, hat aufgrund seiner langen Paderborner Bühnenjahre den Status "unkündbar".
Dass mit einem Intendantenwechsel personelle Veränderungen beim Theaterpersonal einher gehen, ist an deutschen Bühnen durchaus üblich. Das Ausmaß der in Paderborn bevor stehenden "Umbesetzung" hat allerdings auch Insider des Theaterbetriebs gründlich überrascht. Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei "nicht so gut", wurde gestern am Neuen Platz eher vorsichtig formuliert.
Der musikalische Leiter Gerd Gemke und der Leitende Dramaturg Jörg Uhl arbeiten seit mehr als 15 Jahren am Paderborner Theater. Das hat sie vermutlich - wie Willi Hagemeier - vor der "Nichtverlängerungsmitteilung" geschützt. Auch Personal der technischen Ressorts und der Verwaltung muss gehen, darunter die Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeit. Betroffen sind auch handwerkliche Berufe. So muss ein Maler des Theaters gehen, dem die heutige Intendantin einen befristeten "Normalvertrag" des Deutschen Bühnenvereins förmlich aufgedrängt haben soll.
Bürgermeister Heinz Paus als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Theater Paderborn-Westfälische Kammerspiele GmbH mochte gestern zu den personellen Folgen des Intendantinnen-Wechsels, der mehr als ein Drittel der 62,5 Stellen des Theaters trifft, nicht Stellung nehmen. Katharina Kreuzhage sah von einer zunächst ins Auge gefassten Presseerklärung ab.
Am Theater Paderborn wird bereits für ein turbulentes Silvesterstück geprobt. Es heißt "Der nackte Wahnsinn".
Es ist eben alles eine Frage der Differenzierung. Und manchmal sind offenbar leider gerade die intolerant und respektlos, welche ebendiese Werte immer nur von anderen fordern. Schaffen wir es, den anderen Menschen so anzunehmen, wie er ist? Oder bilden wir den anderen immer nur entsprechend dem Ich-Bedürfnis ab? Offene Frage. Ich nehme mich da nicht aus. Und wie steht's mit der Gegenseite? Es wird immer trauriger.
das ist ganz erheblich mehr als üblich bei intendantenwechsel.
ich habe noch nie von so ner brutalen quote gehört.
werden die stellen denn überhaupt neu besetzt (...)?
typisch unreflektierte Künstlerfrage. Bei Opel am Fließband arbeiten eigentlich nur noch billige Zeitarbeiter, was einem Künstlerjob so ziemlich gleichkommt. Mal Zeitung lesen oder nach Rüsselsheim fahren und eine Stück drüber machen, Herr Baucks.
ich finde es geht hier nicht im kern darum, ob ein intendant "das darf" oder ob das statthaft ist. sondern darum, warum sich die schauspieler das gefallen lassen. der einzelne schauspieler kann herzlich wenig gegen die verhältnisse tun, aber:
"Der Künstler wehrt sich dagegen nur selten über eine Massenorganisation, der Arbeiter schon eher."
ist das zitat der stunde. sobald es eine schlagkräftige gewerkschaft der schauspieler gibt werden sich die verhältnisse stabilisieren.
Und natürlich kann der Intendant / die Intendantin auch daneben greifen, Fehler machen, dumm sein, auf unnötige Machtdemonstrationen setzen, kein Fingerspitzengefühl zeigen etc. Aber was kann denn eine Alternative zu dem Versuch sein, ein passgerechtes Ensemble zusammenzustellen? Unbefristete Künstlerverträge ab dem ersten Jahr der Betriebszugehörigkeit sind es meiner Meinung nach nicht, denn nicht jeder Schauspieler kann mit jedem Regisseur zusammenarbeiten, nicht jede Form von Kompromiss führt im Theater zu einem (künstlerischen) Erfolg.
Allerdings sollte es Grenzen geben. Mit der gern geübten Praxis bei einem Intendantenwechsel rauszuschmeißen, was kündbar ist, machen es sich meines Erachtens die designierten Intendanten zu leicht, vielmehr sollten auch sie sich bereits der Verantwortung bewusst sein, die er für die Mitarbeiter eines Theaters hat. Also sind viele Gespräche zu führen, ist herauszufinden, ob eine gemeinsame Arbeit möglich ist, ist immer zu versuchen soziale Härten zu vermeiden. Sicherlich ist das anstrengend, aber die Gagen der Intendanten sind hoch genug, um diese Anstrengung zu fordern. Und wenn Frau Langhoff wirklich bei einer Betriebsversammlung den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein quasi Wahlfreiheit zugesichert hat, dann ist das verdammt dämlich, aber an dieser Aussage muss man ihr Handeln messen.
Für mich unerträglich wird das bestehende System in einem Fall: Nichtverlängerung aus finanziellen Gründen - aber hier sind wir bei der Theaterfinanzierung angelangt ... solange die Theater unter einem immensen Spardruck stehen, werden Kolleginnen und Kollegen nach ihren ersten beiden Anfängerjahren weiter entlassen und durch neue Absolventen ersetzt werden, um die anstehende Gegenerhöhung im dritten Jahr zu vermeiden. Zu ändern ist das aber nur, durch höhere (angemessene!) Theateretats.
Ein wichtiger Teil des Berichts von Birgit Walter ist allerdings in der Zusammenfassung unterschlagen, denn sie beschäftigt sich über weite Strecken nicht nur mit den Nichtverlängerungen, sondern mit den Arbeitsbedingungen des künstlerischen Personals. Hier liegt der eigentliche Skandal und der ist größer, als das kleine Gorki. Bezahlung / Arbeitszeiten / Ungerechtigkeit zw. den unterschiedlichen Beschäftigten eines Theaters je nach Tarifvertrag. Hier muss etwas geschehen, denn die immer kleineren Ensembles (Darsteller / Dramaturgen / Spielleiter etc.) müssen immer mehr leisten (steigende Produktionszahlen / steigende Vorstellungszahlen). Und jetzt wird es doch gefährlich, dass es für einen Intendanten so leicht ist, einen Künstler zu entlassen: Denn jeder wird sich zweimal überlegen, ob er die ihm zustehenden Rechte (Arbeitszeitgesetz / Ruhezeiten und freie Tage nach NV-Bühne / Übernahmehonorare etc.) auch einfordert, denn die (künstlerischen) Gründe für eine Nichtverlängerung sind schnell konstruiert.
Aber ich sehe die drei nötigen Voraussetzungen für die Abstellung dieses Missstandes nicht: mehr Geld, mehr Mitarbeiter und ein grundlegender Umbau des Tarifsystems in den Theatern. Aber solange nichts geändert wird, werden wir hier immer wieder darüber diskutieren, inwieweit der gesellschaftspolitische Anspruch auf der Bühne der Realität im Betrieb hinterherhinkt.
Petras hat in Stuttgart allen, bis auf zwei Ausnahmen, kündbaren Schauspielern, Dramaturgen, Theaterpädagogen, sowie den Mitarbeitern in Kbb, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing die Nichtverlängerung mitgeteilt.
Ich wusste z.B. nichts von dieser Drei-Jahres-Regelung: dass danach offenbar automatisch die Gage erhöht wird (werden müsste) und manche deshalb vorher gekündigt werden. Ich erinnere mich nur an diese 15 Jahres-Frist. Also wenn man mind. 15 Jahre an einem Theater ist, kann man nicht mehr (ohne Weiteres) gekündigt werden. Ist doch so, oder? Gibt es weitere solcher "Regeln"? Weiß das jemand?
Wichtig scheint mir diese Passage in Birgit Walters Artikel, der ganz klar macht, dass Shermin Langhoff einerseits das tut, was die meisten Intendanten tun (viele entlassen), dass ihr andererseits aber ein individueller Fehler unterlaufen ist (falsches Versprechen), der das Ganze in besonders ungünstiges Licht rückt:
"Die künftige Intendantin hatte in einer ersten Betriebsversammlung erklärt, dass sie sich über jeden freue, der mit ihr an dem Haus bleiben wolle. Doch schon kurz darauf verschickte sie Kündigungen an 50 der 160 Theatermitarbeiter, an die meisten, die kündbar waren. Das löste Befremden aus. (...) Es ist dieses falsche Versprechen, das den Intendantenwechsel von Armin Petras zu Shermin Langhoff in ein ungünstiges Licht rückt, nicht etwa die Kündigungen selbst. Entlassungen sind üblich am Theater."
Dies nur noch mal, damit Frau Langhoff nicht zum Sündenbock für etwas gemacht wird, das all ihre Intendantskollegen ganz ähnlich machen. Andere haben hier ja schon auf Paderborn und Petras' Wechsel nach Stuttgart hingewiesen, wo es ähnlich lief/läuft.
Oder ist es so, wie Nr. 21 sagt, das das eine besonders hohe Entlassungsquote ist? Ich habe keine Ahnung.
meines wissens nach hat herr petras in berlin 2005 ebenfalls alles gekündigt was nicht niet- (unkündbar) und nagelfest war. also dramaturgie, sämtliche (!) schauspieler, grafik, öa, künstlerisches betriebsbüro, etc---. in sachen arbeitsethos ist das gorki unter petras/ dörr also sicher kein opfer. tatsächlich ist das gorki auch das einzige theater in berlin, von dem einem die zav abrät (verheizmaschine, nennt das der mann vom arbeitsamt) und die existenzgrundlage dieses theaters beruhte immer auf dem prinzip: schneller, mehr und billiger.
unsympathisch ist daran, dass sich alle übrigen häuser und intendanten nicht gar so klassenkämpferisch gebärden und das fällt den herren dann doch auf die füße.
besorgniserregend ist, dass dieses discounter-prinzip in der personalpolitik an theatern immer massiver wird. ich kenne kein haus, in dem nicht in den letzten 5 jahren an diesen stellen massiv gekürzt und eingespart wurde. wohlgemerkt, immer nur im künstlerischen bereich, weil es sich eben nur an nv-bühne sparen lässt.
pfuibäh.
Darüberhinaus bin ich der festen Überzeugung, dass die wirtschaftliche, soziale und Arbeitsstruktur eines Kunstbetriebes nicht beispielgebend für andere gesellschaftliche Betriebe sein muss. Im Gegenteil, in der Kunst geht es darum Verhältnisse zu schaffen, die ihrer Freiheit nicht entgegenstehen.
dieser Satz klingt so als hätten sie mit dem heutigen Stadt/Staats-theater Betrieb nicht mehr viel am Hut. Von Freiheiten kann doch bei einer Überproduktion wie sie Petras bspw. gehuldigt hat, wie sie aber auch an jedem x-beliebigen Theater ob nun Berlin oder in der "Provinz" üblich ist, keine Rede sein. Das abspulen, herrausschreddern von Produktionen unter Bedingungen die sich ständig weiter unterbieten, das verkrampfte grabschen nach Aufmerksamkeit hat doch nichts mit einer Künstlerischen Freiheit zu tun.
und doch bleibt eine ahnung, dass was schief läuft, denn gleichgültig ist mir das immer noch nicht, ob das mit frau langhoff am gorki, oder das mit wuppertal, oder das mit löschner und vorpommern, oder, oder, oder...
Meines Wissens hat Petras in Stuttgart alles rausgeschmissen was möglich war, vielleicht um einige davon später zu schlechteren Konditionen neu zu verpflichten.
An der Stelle sei das Zitat von Petras' ökonomischem Leiter Klaus Dörr aus dem Originaltext von Birgit Walter erwähnt: „Sklavenhalterverträge? Klar, die sind Teil des Systems.“
Das Unangenehmste an den ganzen Kündigungen in Stuttgart unter Petras ist jedoch, dass er bisher nicht den Mut und Anstand hatte sich den Mitarbeitern des Theaters in einer Betriebsversammlung vorzustellen. Mir ist auch nicht bekannt, dass er mit Mitgliedern des Ensembles persönliche Gespräche geführt hätte. (...)
Die Widersprüchlichkeit von moralischem Anspruch und nicht ganz so moralischer interner Organisation ist bei den Verantwortlichen durchaus bewußtseinsfähig, scheint aber vor den Befragungen nicht unbedingt bewußt gewesen zu sein.
Für eilige Leser ein paar Leseeindrücke in meiner Ris-Rezension aus dem letzten Jahr hier: http://postdramatiker.de/blog/2012/04/29/theater-als-moralische-anstalt-und-unmoralisches-unternehmen-teil-2/
seitdem ich mich damit auseinandersetze, sehe ich diese massenkündigungen immer kritischer , wobei ich weissgott kein verfechter bin von dauergleichenteams, das ist zum füsse einschlafen...aber ich find es schon bizarr, wie schnell das oft von allen seiten abgenickt wird und immer unterdas mäntelchen künstlerische freiheit fällt. finde man sollte darüber mit verschiedenen beteiligten durchaus streiten.
Und zweitens: Es wird immer wieder von der sozialen Verantwortung von Unternehmen gesprochen. Die wenigsten nehmen diese wohl wirklich wahr. Mit Folgen? Was heisst das für Theater oder Kultureinrichtungen allgemein? Hat das einen Einfluss auf mögliche BesucherInnen? Geht man dann weniger hin? Hat man dann einen schwereren Stand, gleich von Beginn an?
Das klingt auf den ersten Blick gut, wirft auf den zweiten aber zwei Dinge in den gleichen Topf:
1. Kunst als Kunst
und
2. Kunst als soziale Praxis
Beide Dinge können deckungsgleich sein, müssen aber nicht.
Schon Clemens Brentano ließ seinen Helden in seinem Drama "Ponce de Leon" seufzen: "Ihr guten Menschen und schlechten Musikanten".
@ 43 Nein, brauchen sie nicht. Aber wie wäre es damit, um nur ein Beispiel zu nennen: Zeigen Sie mir die Kritik, die erwähnt, dass z.B. PraktikantInnen einer Dokumentartheatergruppe zum Billiglohn schuften und die Recherchen im Vorfeld über Monate betreiben, ohne die der ganze Abend gar nicht möglich wäre. Diese muüsste man sicher länger suchen. Auch dies wäre einen kleinen Satz wert.
@ 40 Man kann ja die Sache auf vielen Wegen angehen. Wenn Sie sich heute fürs KBB bewerben und zu viel verlangen, sind Sie schnell aus dem Rennen. Der Ausgang dieses Threads waren ja Kündigungen/Nichtverlängerungen. Da muss man aufpassen, dass man die Dinge nicht verkehrt. Sonst könnte man denken, Ihnen zufolge wären die Angestellten schuld.
nicht nur das KBB - auch die Abteilungen Presse/ Theaterpädagogik/ Marketing/ Ton/ Beleuchtung/ Maske, die Referenten der Intendanten, Bühnenmeister, Technische Direktoren ...
alles Kollegen mit NV, und natürlich diejenigen nicht zu vergessen, die wirklich neben den Darstellern in der Kunst arbeiten: Dramaturgen / Bühnenbildner / Kostümbildner / Spielleiter / Assistenten / Repetitoren / Musiker / Souffleure / Inspizienten / ...
Alles Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei einem Intendantenwechsel gefährdet sind, alles Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen keine Überstunden bezahlt werden, alles Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei denen das Arbeitszeitgesetz immer mal wieder nicht zu gelten scheint (max. 8 Stunden Arbeit pro Tag, ein freier Tag pro Woche).
Aber um menschliche Arbeitsbedingungen durchzusetzen, braucht es nicht unbedingt die individuellen Vertragsverhandlungen. Viele Theater haben Betriebsvereinbarungen über Ruhezeiten / freie Tage / Sonderhonorare / Abgeltung von Urlaubsansprüchen etc. Die Betriebsräte können da Auskunft geben.
Und diese Rechte dann einzufordern ist auch nicht besonders schwer. Allerdings darf man sich als Darsteller darauf verlassen, dass man dann von fast allen Regiegästen zu hören bekommt, dass man ein ein fauler Stadttheaterschauspieler ist / ein Darstellungsbeamter ... Aber was solls, an einem gut geführten Theater schützt einen dann die Theaterleitung ;-)
In diesem Thread zu schreiben ist übrigens recht kompliziert, denn leicht verwischen die Grenzen zw. den verschiedenen Bedeutungen des Begriffs "Theater".
1. Kunst (das, was auf der Bühne zu sehen ist)
2. Betrieb (das, was 1. ermöglicht)
Punkt 1 hat frei zu sein, hier muss alles erlaubt und möglich sein.
Punkt 2 ist Regeln unterworfen. Die Qualität eines Intendanten kann man nach meinem Dafürhalten um einiges besser an diesem Punkt ablesen, als an jenem. Theaterintendanten sind nicht in erster Linie Künstler, sondern Ermöglicher von Kunst. Leider wird das sehr oft vergessen - und nicht zu selten eben von den Intendanten selbst. Und dann wundere ich mich nicht, wenn die Arbeitsbedingungen an den Häusern mies sind.
Es ist eine Illusion, zu glauben, dass ein entreglter Organismus wie die Kunst, dauerhaft in der Umklammerung eines ihn umschließenden und größeren geregelten Organismus ohne Schaden überleben kann. Es ist eher ein für beide Seiten lebensgefährlicher Prozess, indem beide krankhaft und schädlich ineinander wirken.
Lieber Martin Baucks, das ist schönformulierter Quatsch. Überall dort, wo Menschen zusammen leben oder zusammen arbeiten geben sie sich Regeln, die eben das organisieren. Nicht die Anwesenheit von Regeln hemmt in einem Theater die Kreativität der Prozesse, sondern die in vielen Fällen fehlende Sinnhaftigkeit der Regeln und die fehlende Verantwortungsbereitschaft der Theaterleitungen.
Jeder Regisseur stellt für seine Arbeit die Bedingungen auf, unter denen diese Arbeit stattfindet - "anarchische" Strukturen in denen jeder tun und lassen kann was er will, werden Sie auch in der freien Szene nicht finden.
Um nicht missverstanden zu werden: Das Recht auf Nichtverlängerungen bei einem Intendantenwechsel ist sinnvoll (und übrigens auch eine aufgestellte "Regel") - ich stelle nur in Frage inwieweit die Praxis "alles rauswerfen, was nicht unkündbar ist" ebenfalls sinnvoll ist.
Es gibt eine ganze Menge unsinniger Bestimmungen innerhalb der Theater, die man besser heute als morgen beseitigen sollte, vor allem weil sie zu einer strukturellen Ungerechtigkeit in den Betrieben führen (Sonderrechte für Opernchor und Orchester, quasi Unkündbarkeit im Bereich Technik und Verwaltung, Beförderung einer "Sklavenhaltermentalität" der Theaterleitungen durch den Tarifbereich Solo im NV, etc. etc.)
Und wenn es um ganz grundlegende Rechte der (NV-)Mitarbeiter geht, die eben die Gesundheit und auch die Freiheit dieser Mitarbeiter schützen könnten, dann kann ich nur feststellen, dass die Theater im Vergleich zu anderen Bereichen deutlich rückständig sind. Hier gibt es für mich ein riesiges Rechtfertigungsproblem der Theater: Wie kann man immer wieder die Aushöhlung der Arbeitnehmerrechte in der Wirtschaft kritisieren, Solidarität einfordern, die Deregulierung der Finanzmärkte beklagen und gleichzeitig die Theater so führen, als hätte die französische Revolution niemals stattgefunden?
Lösungsvorschlag: Das ganze bescheuerte Tarifsystem innhalb der Theater gehört auf den Prüfstand.
was immer sie dazu gebracht hat zu meinen, es handele sich um schön formulierten Quatsch, von selbstkritischem Denken, kann diese Äußerung nicht herrühren, denn sie belegen ihr Urteil nicht mit Fakten.
Fakt ist aber, dass ein tariflich geregeltes System, dass in der Hauptsache von der Kunst einer Gruppe lebt, die nur über befristete Verträge verfügt, von dieser Gruppe Arbeiten erwartet, die ihre Arbeitsplätze erhalten, ansonsten neigt sie dazu andere Kunst aus ihrem System hinauszumobben, und dies ermöglicht ihnen eben jene Befristung, die sie für sich selber ablehnen. So greift das eine System destruktiv in das andere und verhindert, was eigentlich dabei herauskommen soll. Dies ist die Grundlage für das miefige Theater von Herrn Peymann und auch solch einem Abend, muss man annehmen, wie ihn Ostermeier gerade produziert.
Falls sie wirklich und ernsthaft an einem Gespräch mit mir interessiert sind, mäßigen sie bitte ein wenig ihren Ton. ich habe einfach keine Lust mehr von jemenadem über´s Maul fahren zulassen, von dem ich nicht mal weiß, wer er ist. Das können sie doch sicher verstehen.
Gruss
Baucks
Sehr geehrter Herr Baucks,
wenn ich Ihre Zeilen so lese, muß ich unwillkürlich an einen Salzstreuer denken und jene slapstickhafte Szene, die vermutlich viele von uns schon gesehen bzw. sich ausgemalt haben, wenn der Deckel dieses sich bei der Nutzung löst und so statt der Prise Salz nun eine Sintflut Salz entläßt. Nur haben Sie nun nicht den Streuer für Salz zu Händen, sondern den für Ironie (wie ich vermute), und Ironie, das hat sich halt bei nachtkritik de. tatsächlich hin und wieder gezeigt, ist unter Fremden bzw. Anonymität eine nicht ganz ungefährliche Sache. Gestern noch klingt es schon sehr danach, daß Sie sich bei nachtkritik de. beziehungsweise dem Nachtkritiker Wolfgang Behrens über ständige Negativkritiken beklagen, und heute stoßen Sie nach, daß es ja strukturell garnicht mehr anders sein könne, als "Schund" zu produzieren. Sie verkennen dabei freilich, daß sowohl Herr Behrens als die sonstigen NachtkritikerInnen sehr wohl nicht nur Verrisse absondern (siehe zB. die derzeitige 1 der nk-Charts). Aber, man will nicht recht daran glauben, daß Sie das wirklich verkennen (siehe Ironieverdacht) , es wäre ja sehr leicht, jetzt ein ganzes Bündel positiver (Behrens-) Kritiken herauszusuchen: sollen wir diese jetzt Ihrer "Logik" nach als Indizien dafür lesen, daß zB. in Zürich jetzt doch noch Kunst stattfindet ? Sind die Strukturen dort entschieden anders als an der Schaubühne ?? Herrn Steckel schrieben Sie noch etwas zu einem Bewußtsein für nachtkritik de. und die hiesigen Regeln und Üblichkeiten, und nun fährt man Ihnen doch nur wieder und wieder und wieder übers Maul, und Sie klagen desweiteren erneut über Anonymität ?!
Es ist, ganz gleich, wer Ihnen jetzt gegenüberstehen mag, vermute ich, schon recht schwierig, Ihren Gedankengängen über die Tage hinweg so zu folgen. Sie fordern Herrn Ostermeier auf, sich hier übers Maul fahren zu lassen , oder wie soll man das so verstehen ???
Da gibt es viele verschiedenen Gedankengänge, und nicht immer einfache. Da hätte man viel zu tun, würde man allen nachgehen und sich damit beschäftigen . . .
Schon richtig, klingt nach einem schlesischen Namen, Herr Zuckmantel,
als Sie seinerzeit Dantes "Göttlicher Komödie" -in betonter Übereinstimmung mit Goethe- die (dichterische) Größe absprachen, verfolgte ich das beispielsweise nicht sonderlich, obschon das eine interessantere "These" sein dürfte als sich irgendwie Interessantes aus den Spielereien des Herrn Baucks sich abzeichnen würde. Da er aber antrat, hier nachtkritik de. zu "kultivieren",
irritiert sein Stil mich an dieser Stelle schon ein wenig, zumal im Umfeld der jüngsten Welle von Bashing-Kommentaren bezüglich der Seite nachtkritik de. ! Martin Baucks hat ja durchaus etwas angesprochen, was mich hin und wieder auch etwas verblüfft: die Kommentarlandschaft ist in der Tat auch weiterhin noch recht gut überschaubar, wäre sie es nicht, würde ich gewiß nicht ganz so leicht das Meiste verfolgen können, was hier geschrieben steht und würde dies dann irgendwann gewiß auch nicht mehr tun. Zudem wird mehr zu "Meta-" und/oder Generalthemen als aus Kenntnis- und Fühlungnahme eines konkreten Inszenierungsgeschehens gepostet, und das "Problem" mit den LeserInnenkritiken harrt des weiteren nach wie vor einer Lösung und verschärft eher diese Tendenz zur Generaldebatte.
Aber, das hier ist ein Thread zu den Kündigungen am MGT ! Und diesbezüglich irritiert mich halt der Stil Frau Langhoffs. Wenn Peter Laudenbach im aktuellen "Tip" noch einmal betont, daß dieses Vorgehen seitens der kommenden Intendantin letztlich auch nicht gerade Respekt vor der Petras-Intendanz bezeuge, wenn Kündigungen quasi ohne persönliche Fühlungnahme erfolgen (entgegen einer ersten Hochglanzaussage), so kann ich dem nur zustimmen. Es wäre schade, wenn dieser "Fehlstart" das MGT und das Arbeiten dort nachhaltig negativ beeinflussen würde: darum geht es manchem hier in dieser Debatte, denke ich, ob das Herrn Baucks nun interessiert
oder nicht..
Könnten Sie den 2. Absatz von Nr. 48 noch etwas erklären? Vielleicht auch mit Beispielen? Das würde sicher helfen, Ihre Position zu verstehen.
Während bei einem Intendantenwechsel die Befristung von Verträgen dazu genutzt wird, das eigene Team zu etablieren, was nachvollziehbar ist, da in den meisten Fällen der oder die Nachfolgerin andere Pläne, eine andere Ästhetik und andere Inhalte verfolgt, ist die Funktionsweise von befristeten Künstlerverträgen während einer laufenden Intendanz eine andere.
Die Befristung während einer laufenden Intendanz dient in der Hauptsache dazu, diejenigen Künstler vom Haus zu entfernen, die eine der Intendanz nicht genehme künstlerische Leistung erbrachten. Dabei werden häufig auch künstlerische Leistungen aussotiert, die nicht den gewünschten Publikumserfolg erzielten.
So werden auf Dauer die von der Politik geforderten Auslastungszahlen zum Maßstab für die künstlerische Leistung. Sich aber dem Geschmack des Publikums zu unterwerfen, ist eine mehr als heikle Sache für die Kunst. Ich denke dies muss ich nicht weiter ausformulieren.
So entsteht ein Klima an einem Haus, wie wir es gerade am BE erleben. Zwar ist die aktuelle Inszenierung von Schwab künstlerisch uninterressant, aber das Publikum erfreut sie trotzdem.
Zwar formuliert Herr Peymann einen richtigen Anspruch, durch Theaterarbeit die Hegemonialstellung Deutschlands in Europa zu kritisieren, er tut aber nichts für diesen Anspruch, denn allein, es fehlen ihm die Künstler dazu. Entweder hat er sie nicht ausgebildet, oder aber, wie beispielsweise im Falle Schlingensief und vielen anderen, hat er sie einfach generell abgelehnt, weil er als Intendant in seiner jetzigen Verfassung aus seiner Perspektive, solche Kunst fast schon als persönlichen Angriff bewertet, auf den er nur reflexartig, affektiv reagiert.
Entschuldigen sie, ich wurde unterbrochen.
Mit entscheidend ist aber, wie sich das nicht künstlerische Personal, dass im Besitz unbefristeter Verträge ist oder diese anstrebt, wie sich dieses Personal in einem künstlerischen Konflikt zwischen dem Künstler und seinem Publikum verhält; mal abgesehen davon, dass das ganze System von der Schauspielschule an dazu ausgelegt ist, solche Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen. In den meisten Fällen bleibt zu beobachten, dass jene Gruppe sich zu solchen Konflikten ausschweigt oder sich sogar aggressiv gegen den Künstler positioniert, da sie in ihm eine Bedrohung ihres Arbeitsplatzes meinen zu erkennen. Wenn aber nicht mal ein Peymann in der Lage war das Potential von Schwab zu erkennen, wie geht es da wohl einem Bühnenarbeiter? In den meisten Fällen verschwindet der Künstler innerhalb dieses Vorgangs. Das nicht künstlerische Personal arbeitet weiter, unter ihnen auch einige wenige unkündbare Schauspieler, und der Künstler ist unterdessen, wie im Falle Schwab längst tot.
Was Frau Langhoff betrifft: Welchen Künstler türkischer, iranischer oder afrikanischer, italienischer, griechischer, spanischer oder sonstiger Herkunft soll sie denn von Petras übernehmen, mmh?
zuerst: entschuldigung - Kommentar 47 war kein übers Maul fahren.
Das gegeneinander Ausspielen von künstlerischen Beschäftigten und nichtkünstlerischen Beschäftigten greift aber meines Erachtens wirklich zu kurz, denn ohne einander geht es nicht. Und wie groß der Abstand zw. diesen Gruppen ist, ist auch wieder etwas, das in der Verantwortung der Theaterleitungen liegt. Man kann Solidarität und Zusammenarbeit zwar nicht verordnen, aber befördern. Leider ist ein respektloser Umgang mit der Arbeit des jeweils anderen im Theater nicht unüblich ... und wie so oft: Der Fisch stinkt vom Kopf zuerst.
Auch glaube ich nicht, dass Publikumsreaktionen (bzw. Misserfolg einzelner Produktionen an der Kasse) wirklich in hohem Maße zu Nichtverlägerungen führen. Disziplinarische Gründe und vor allem finanzielle Gründe scheinen mir häufiger zu sein. Das liegt auch daran, dass weniger die schauspielerischen Leistungen dazu führen, dass eine Produktion beim Publikum durchfällt. Hier ist das Regiekonzept doch wohl entscheidender - und bei Regisseuren haben Sie leider sehr Recht: Regisseure, die an mittleren und kleinen Theatern das Publikum irritieren / verstören / verärgern werden gern durch pflegeleichte Geschichtenerzähler ausgetauscht, bzw. einfach nicht mehr engagiert. Hier behindert fehlende Konflikt- und Risikofreudigkeit wirklich die künstlerische Arbeit, aber das hat nichts mit der Befristung der Verträge zu tun, denn die allermeisten Regisseure arbeiten ja als Gäste, sondern mit der finanziellen Ausstattung der Häuser.
Ich komme also immer wieder zu dem unschönen Punkt "Geld". In der Regel beträgt der Anteil der Personalkosten eines Theaters am öffentlichen Zuschuss mehr als 70%. Jede Kürzung (oder nicht erstattete Tariferhöhung) führt nun fast zwangsläufig zu dem Versuch die Personalkosten zu reduzieren. Und die einzigen Gehälter, bei denen die Theaterleitungen einen kurzfristigen Gestaltungsspielraum haben sind die Gehälter der NV-Beschäftigten.
Und auch hier werden dann die umfassenden Nichtverlängerungen bei einem Intendantenwechsel verständlich: wenn man plötzlich die Gehälter von mehreren Dutzend Mitarbeitern neu verhandeln kann, ergeben sich leicht sechsstellige Beträge, die dann in die Produktionen gesteckt (oder eingespart) werden können.
Ich beklage allerdings, dass eine solche Strategie häufig angewendet aber niemals kommuniziert wird.
ich kann ihrer gemäßigteren Version meiner Ansicht gut folgen, auch wenn ich sie nicht im vollen Umfang teile, denn über die Jahre sind viele Künstler dauerhaft aussortiert worden, weil sie ebenso dauerhaft den Ansprüchen eines durchschnittlichen Publikums nicht nachkamen.
Sicherlich spielt heute aktuell das Geld eine große Rolle. Zu einer Umstrukturierung der Finanzen habe ich mich hier vielfach geäußert und möchte mich nicht wiederholen.
Im Leben des Galilei heißt es: Wissen sie, wie die Auster Margaritifera ihre Perle produziert? Indem sie in lebensgefährlicher Krankheit einen unerträglichen Fremdkörper, z.B. ein Sandkorn, in eine Schleimkugel einschließt. Sie geht nahezu drauf bei dem Prozeß.
Es geht darum,die Theaterkunst von dieser Schleimkugel zu befreien, denn Galillei folgert zu Recht weiter:
Zum Teufel mit der Perle, ich ziehe die gesunde Auster vor.
Gruss
Baucks
Eine "gemäßigtere Version Ihrer Ansichten" ? Also, davon abgesehen, daß auch Herr M. sich schon verschiedentlich zu diesem Thema geäußert hat, ich lese das schon ein wenig anders. Nun gut, sei es drum, das ist schließlich mehr Herrn Ms. Bier, ob der das so passieren läßt.
Aber bei Shermin Langhoff ging es doch jetzt gar nicht um SchauspielerInnen aus aller Damen und Herren Ländern; gerade zu den SpielerInnen schreibt Frau Walter (die -siehe den neuesten Artikel- zur Zeit offenbar die interessantesten Artikel schreibt) doch, daß gar nicht ausgemacht sei, wer Herrn Petras nach Stuttgart begleite und hier eher Schweigen seitens der "KünstlerInnen" zu vernehmen ist, es ging um ihre anfängliche Ansage und das, was kurz darauf zu vernehmen war, es ging des weiteren um ein Interview mit Frau Walter und dem darauf folgenden Rückzug Frau Langhoffs von den Aussagen, welche sie in diesem tätigte. Warum denn nun nur Herrn Peymann zu jeder passenden und auch unpassenden Gelegenheit ins Visier nehmen kritisch und nicht auch Frau Langhoff ? Weil sie vorhat, ein Ensemble zusammenzustellen, das sie "postmigrantisch" nennt. Gerade "postmigrantisch" ist doch noch keine künstlerische Qualität, Herr Baucks, gerade Sie müßten hier ein wenig aufmucken (stattdessen klingen Ihre Statements fast wie Bewerbungen, sorry, auch den Begriff "Karriere" entnehme ich einer jüngeren Zitatensammlung Ihrerseits), und man droht das, was mit "postmigrantisch" gemeint ist, eher gegenzuzeichnen, zu verwässsern, wenn man es jetzt fahrlässig als Schutzschild vor diesem unglücklichen Kündigungsvorgang hochzieht, der ganz andere Arbeitsbereiche am MGT trifft und ein wenig davon zeugt, wie es so aussehen kann, wenn die "Künstler" so ihre Bodenhaftung verlieren und beginnen, fast pauschal geringschätzig mit den NichtkünstlerInnen an einem Haus wie dem MGT zu verfahren. Wehret solchen Anfängen ! , kann ich da nur ausrufen. "Schleimkugeln", wow, sogar "Perlen"; nennen ja einige Herrenreitertypen auch ihre Putzkräfte "Perle", das macht schon einen Eindruck von Ihnen, Herr Baucks, und keinen allzu sympathischen ! Vielleicht kommt Ihnen sogar irgendwann einmal zu Bewußtsein, daß, wenn sie so willkürlich, Peymann und Ostermeier in einen Topf werfend unter anderem, jüngste Inszenierungsflops als Indizien für Ihre These(n)herbeizitieren, recht fadenscheinig, das "System Peymann" eher stützen, wenn man Sie nur allzuleicht widerlegen kann. So long..
Die Verhältnisse, die ich versuchte zu beschreiben, sind es würdig verändert zu werden. Denn da das eine System schädlich in das andere eingreift, und sich beide untereinander nur schwer künstlerisch verstehen, da sie eben auch auf vertraglicher Ebene mit zweierlei Mass bemessen werden, ist es nur folgerichtig, dass der Bereich der nichtkünstlerischen Verträge in seiner Ausrichtung den Ansprüchen der künstlerischen Verträge folgen sollte und ähnlich, vergleichbar verhandelt werden sollte, wie die Künstlerverträge auch.
Freitag
Aufruf zur Teilnahme an einer wichtigen Zukunftsveranstaltung: Ausserhalb der institutionalisierten Kultureinrichtungen Berlins hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten eine professionelle Szene interdisziplinär arbeitender Künstler aller Sparten entwickelt, die mittlerweile 95% aller Kulturschaffenden der Stadt umfasst, jedoch lediglich 5% der öffentlichen Kulturförderung erhält. Die "Koalition der Freien Szene" setzt sich seit einem Jahr dafür ein, dass mindestens 50% der Einnahmen der geplanten City Tax den Freien Künsten zugute kommt. Am Montag 21. Januar um 17 Uhr diskutieren im Radialsystem zu diesem Zukunftsthema Kulturstaatssekretär André Schmitz gemeinsam mit seiner Hamburger Kollegin Barbara Kisseler begleitet von Amelie Deuflhard, Burkhard Kieker und Jochen Sandig als Impulsgeber. "Wir sind die 95%!" http://www.radialsystem.de/rebrush/rs-programme-monatsuebersicht_neu.php?id_event_date=11241763&language=de_DE
geht es tatsächlich um die Kündigungen? Oder geht es um Kunst?
Dann können Sie ja vor Ort gleich auch mal fragen wie in der von Herrn Sandig mitverantworteten Compagnie von Sasha Waltz das abläuft mit festen Verträgen, Mindestgagen und Kündigungen, vor allem für die Tänzer, im Vergleich zu einem Theater wie dem Gorki.
Sobald Sie sich auf Ihr Grundanliegen -siehe Ihre Zusammenfassung in § 61- besinnen,
läßt sich Ihr Argument ja auch hören; wer die Threads rund um die sogenannte "Stadttheaterdebatte" in den Nachtkritik-Jahren verfolgt hat, hat hinreichend eingeweihte Stimmen dazu vernommen (freilich gibt es diese Debatte schon viel länger, ich wies einmal auf das TH-Jahrbuch 1993 hin, ebensogut könnte man den "Schlagabtausch" zum beginnenden Jahrtausend zwischen Baumbauer und Flimm heranziehen), daß es gerade bei den SchauspielerInnen erhebliche Lebensplan-Verwerfungen gibt und daß an dieser Stelle Handlungsbedarf besteht, weil sonst halt tatsächlich die KünstlerInnen das schwächste Glied in der Kette sind. Klaus M. hat das in seinem § 47 umrissen, indem er von einer Reform des Tarifsystems handelt. Soweit, so gut. Aber Sie gehen darüber hinaus und machen -in meinen Augen künstlich, fadenscheinig und pauschal- geradezu eine Fronstellung von künstlerischem und nichtkünstlerischem Personal auf, und diese gibt es auch meineserachtens nicht notwendig, weswegen ich (sonst unter Arkadij Zarthäuser postend und hier nur wegen meiner aktuellen Würdigung der "Fabrik der Offiziere" als Oberleutnant Krafft postend, weil ich tatsächlich ein Zapatka-Fan bin und einmal ein wenig in die Rolle schlüpfen wollte, mehr nicht) immer wieder gerne für die Würdigung von Einzelfällen eintrete (so auch in diesem Thread, so auch zur
"Causa" Langhoff). Ich werde meine "Bemühungen" für diesen Thread aber jetzt einstellen, denn mir sind weiterhin Inszenierungsthreads diejenigen, welche mich in der Regel mehr reizen und zu denen ich dann auch mehr an eigener Anschauung habe). Ich gebe Ihnen aber durchaus zu, daß mein Theaterverständnis durchaus von einem bürgerlichen Verständnis her geprägt ist und im Verbunde mit diesem von einem Bewußtsein für historische Prozesse (ich schrieb einmal umreißend: "Theater verhält sich zur Kunst wie die Philosophie zur Wissenschaft") . Die nichtkünstlerischen MitarbeiterInnen leben nicht im luftleeren Raum, sie haben sowohl mit einer mehrheitlichen Geringschätzung des Theaters zu schaffen als auch mit einer gelegentlichen Geringschätzung von künstlerischer Seite her; es ist ein überaus bedenklicher Zug, ihre "Vermittlungstätigkeiten" in den gesellschaftlichen Raum hinein zu negieren (selbst wenn sie schwer zu evaluieren sind und keiner solche Evaluierungen überhaupt anstrengen würde), ja, sie in die Defensive zu drängen. Wer meint, so an einen gemeinsamen Tisch zu geraten, legt für meine Begriffe ein gerütteltes Maß an Naivität an den Tag; und ich bezweifle stark, daß ich es sehr anders sehen würde, wären mir die Theaterinternas näher. Wenn "Profis" aus den verschiedensten Ecken mit Ihrer Haltung, Herr Baucks, etwas anfangen können, so ist das für mich schon ein starkes Indiz dafür, daß da etwas dran ist,
was Sie schreiben (siehe auch den Beitrag von Ulf Schmidt, siehe das, was sonst so vom Blitzkritiker -Samuel Schwarz- auf nachtkritik de. vorgebracht hat; leider ist seine Serie zum Thema ein wenig eingeschlafen), Sie schwächen Ihre Position allerdings empfindlich, wenn Ihr Spiel mit Peymann , Ostermeier etcpp. beginnt, ohne dann konkreter zu werden. Was läuft in Zürich besser ?? Das muß man doch fast schon stoßgebetartig auf Ihre Einlassungen fragen, fast wie ein Oberleutnant und auf Befehl. lg aus Kiel
habe das gerade mal zur Kenntniss genommen,...pardon, dass ist ganz niedlich was sie da schreiben, aber das Theater überhaupt stattfindet, das allein kann mich noch nicht beeindrucken, so ungefähr sagte es Jürgen Gosch. Das, wenn man mit Millionen an Geld Menschen zusammenengagiert, die was vom Metier verstehen, am Ende tatsächlich Theater herauskommt, mal besser, mal schlechter, mag sie vielleicht überraschen, den sachlichen Menschen eher weniger.
Das sie hier aber so geflissentlich über den angesprochenen Tod von Herrn Schwab und die vielen, vielleicht unbegründeten aussortierten Künstler hinweggehen wollen, ist mir wenig plausibel, denn...
...was mir besonders an dem Artikel auffiel, war sein Schluss:
„Wir Theaterleute, waren mit die ersten, die Globalisierung lernten“, sagt Klaus Dörr. „Sklavenhalterverträge? Klar, die sind Teil des Systems.“ Aber natürlich geht es hier an keiner Stelle um Sklaven. Aus diesem System kann nämlich jeder jederzeit aussteigen, dem irgendetwa nicht passt. Er ist dann ganz frei, nur einfach nicht mehr im System.
Vielleicht erläutern sie den mal, Herr Oberleutnant.
Lieber Herr Baucks,
ich nahm sehr wohl zur Kenntnis, daß Sie etwas zu Herrn Schwab und der "aktuellen"
BE-Inszenierung geschrieben haben, aber wenn ich das noch nicht gesondert "gewürdigt" und/oder kommentiert habe, dann kann das vielerlei Gründe haben - zum Beispiel die selbstständige Prüfung dessen, ob man hier ernsthaft von "aussortiert" sprechen kann (beziehungsweise den Tod eines Menschen so und so eng mit dieser "Tatsache" verknüpft sieht). Ich erlaubte mir darüber kein Urteil, gab hier keine Meinung zum Besten: aber, wieso sollte ich damit über den Tod Herrn Schwabs hinweggegangen sein bzw. das wollen :weil ich Ihre Sätze noch nicht sogleich aufnahm ??
Mitunter wird hier Sprachliches fast kleinlich verfolgt (siehe "Vernichtungsfeldzug"), und dann heißt es wieder ganz großzügig "X geht über den Tod von Y hinweg". Nicht, daß man hier und da nicht einhaken sollte ! Von Schwab fand ich zB. ein Zitat, das folgendermaßen lautet: " In Österreich bin ich nichts geworden. Beim "Übergewicht" gab es einen einzigen Vernichtungsfeldzug (sic !, A. Z.) dagegen. Aber sobald in der "Zeit" und in "Theater heute" Artikel erschienen sind, war gleich das Theater voller."
Sind KünstlerInnen nicht sehr häufig erst postum beziehungsweise spät entdeckt bzw. gewürdigt wurden ? Alles nur theatersystemimmanent ?? Sie nennen Ostermeier; aber der war gegenüber jüngerer Dramatik (vor allem aus dem Englischen heraus) doch wahrlich (in einem Segment) führend, und trotzdem ist Sarah Kane nicht mehr am Leben. Doch auch nicht wegen des Theatersystems hier.
Natürlich habe ich diesen letzten Satz ("Sklavenhalterverträge") gelesen, er paßt ja auch gut in die von Herrn Schmidt genannte Sammlung, und natürlich kommt da schon ein gehöriger Zynismus zum Ausdruck: "Friß oder stirb !" Nicht umsonst erwähnt Herr Teuber im Interview die Armeezeit (das war noch so ein Grund für den Oberleutnant, ein wenig ist es hier ein Thread geworden zu "Fabrik der SchauspielerInnen" , zudem erwähnten Sie Herrn Ostermeier, der wie ich Sohn eines Offiziers und einer Verkäuferin ist, aber das nur der Niedlichkeit geschuldet; ganz zu schweigen davon, daß in dieser Serie auch ein Hauptmann Kater vorkommt, der in einer Filmsequenz sogar vorm "Alten Fritz" zu stehen kommt, das sind so Merkwürdigkeiten). Aber da kommen doch wirklich sehr viele verschiedene System-Stränge zusammen: Auslastungswahn, Uraufführungsmanie,
Deckelung der Theaterförderung, ständige Unsicherheiten ("Werden wir morgen zusammengelegt"): keine Frage, das wirkt in Richtung Konformitätsdruck, und wo "Konformitätsdruck" herrscht, da ist Aussortierung nicht fern beziehungsweise sachlich die Konsequenz (siehe Thalia Halle). Mir ist das Problem, denke ich, schon ein wenig bewußt, und wer könnte zunächst etwas gegen Ihre alte Forderung nach 30 festen Schauspielerstellen an jeglichem Theater haben, wenn nicht sogleich die Frage im Raum stünde, wieviele Theater es dann noch sein mögen. Was heißt das, daß es mich überraschen soll, wenn Theater zustande kommt, den sachlichen Menschen schon weniger ? Schrieb ich etwas davon, daß es mich überrascht ?? Oder geht es bei der sachlichen Beschreibung der Ängste, die Theater (gelegentlich) in eine konformistisch-populistische Auslastungswahnspirale treiben, nicht doch auch ein wenig darum, sich anzuschauen, wie es um das allgemeine Vertrauen gegenüber den Alternativen beschaffen ist. Gibt es nicht auch eine berechtigte Angst, daß hier gewitzte Politiker die Möglichkeit nutzen, Theaterparteien gegeneinander auszuspielen, um letztendlich nur EINES zu erreichen: die anvisierten SPARZIELE ??.
Wo ist eigentlich Herr Steckel abgeblieben?
Mit der "Sammlung der Zitate" bezüglich des zynischen Satzes nehme ich Bezug auf § 35:
"Die Widersprüchlichkeit von moralischem Anspruch und nicht ganz so moralischer interner Organisation ist bei den Verantwortlichen durchaus bewußtseinsfähig, scheint aber vor den Befragungen nicht unbedingt bewußt gewesen zu sein."
Da paßt dieser Satz als Beispiel wie die Faust aufs Auge.
post scriptum:
Ob das bei Frau Langhoff wesentlich anders gehen wird, wird man in diesem Zusammenhange erst sehen müssen. Daß man jetzt vielleicht schon schärfer hinsieht in Berlin als anderswo, zumal und nicht zuletzt weil Frau Langhoff Gelder locker zu machen verstand, die Petras verweigert worden waren, ist einerseits eh berlintypisch, hat andererseits aber möglicherweise schon ein wenig mit der Erfahrung mindestens zweier Langzeitintendanzen zu schaffen..
Die Feigheit, dazu in der Öffentlichkeit zu stehen, und Argumente dazu vorzutragen, ist also gerade in einem Metier, dass ja dafür da ist, einen Standpunkt zu haben und verantwortlich vorzutragen, und dafür dann auch den Schädel hinzuhalten (wie Schlingensief immer sagte: das Leben ruft nach Haftung!), nicht nur obszön peinlich, sondern eine Bankrotterklärung. Am Theater kann man Fehler machen, aber man muss sich nicht nur an der Masstäben messen lassen, die man tagtäglich auf der Bühne vor und für ein Publikum postuliert, sondern man muss sich artikulieren können.
Wenn die Sache so ablief, wie hier geschildert, ist das m. M. n. ein akuter Rücktrittsgrund. Kein Pardon!
Ich bitte sie, Frau Langhoff hat vielleicht, unter dem Eindruck einer Versammlung aller Mitarbeiter, einen kleinen Anfängerfehler gemacht. Das ist aber wirklich auch alles und für mich schon längst abgehakt.