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Ergebnisse der "Theater heute"-Kritikerumfrage 2012
Faust des Jahres
6. September 2012. Großer Sieger der diesjährigen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift "Theater heute", deren Ergebnisse u.a. die "Welt" meldet, ist Nicolas Stemanns Goethe-Marathon Faust I + II, eine Koproduktion des Hamburger Thalia Theaters und der Salzburger Festspiele, die auch zum Theatertreffen 2012 eingeladen war. Sie wurde mit 13 der 42 Kritikerstimmen als Inszenierung des Jahres ausgezeichnet, Vegard Vinges und Ida Müllers Mammut-Performance "John Gabriel Borkman" im Prater der Berliner Volksbühne erhielt neun Stimmen. Stemanns "Faust"-Hauptdarsteller Sebastian Rudolph vom Thalia Theater Hamburg wurde mit elf Stimmen Schauspieler des Jahres. Außerdem wurde Benjamin Blomberg für seine Arbeit an "Faust I + II" zum Dramaturg des Jahres gekürt.
Zum Theater des Jahres machten acht Kritiker das Berliner Theater Hebbel am Ufer (HAU) unter der Leitung von Matthias Lilienthal. Lilienthal gab die HAU-Intendanz im Sommer 2012 nach neun Jahren an Annemie Vanackere ab – und verabschiedete sich mit einer 24-stündigen Theatertour durch Berlin nach David Foster Wallaces Roman Unendlicher Spaß. Das HAU war 2004, Lilienthals erste Spielzeit, schon einmal zum "Theater des Jahres" gewählt worden. Aber auch Frank Castorfs Volksbühne wurde dieses Jahr wieder gefeiert und landete in der Kategorie Theater des Jahres noch auf Platz zwei mit sieben Stimmen.
Weitere Kategorien:
Schauspielerin des Jahres: Sophie Rois als hintergangene Senffabrikantengattin Emma Klinke in Herbert Fritschs "Die (s)panische Fliege". Gefolgt mit je fünf Stimmen von Sandra Hüller für ihre Rolle in Johan Simons' Sarah-Kane-Inszenierung "Gesäubert/Gier/4.48 Psychose" und Constanze Becker für ihre Frankfurter "Medea" in der Regie von Michael Thalheimer.
Stück des Jahres: "Immer noch Sturm" von Peter Handke mit zwölf Stimmen. Gefolgt von René Polleschs "Kill your Darlings" von der Volksbühne Berlin, das acht Stimmen bekam.
Ausländisches Stück des Jahres: "Three Kingdoms" von Simon Stephens mit achtzehn Stimmen.
Bühnenbildner des Jahres: Herbert Fritsch, der für "Die (s)panische Fliege" auch das Bühnenbild entwarf. Gefolgt von Vinge / Müller mit sechs Stimmen.
Kostümbildnerin des Jahres: Victoria Behr für die Kostüme in "Die (s)panische Fliege" mit zwölf Stimmen. Eva Dessecker erhielt für Alvis Hermanis' "Eugen Onegin" fünf Stimmen.
Nachwuchskünstler des Jahres: Dramatikerin Anne Lepper für ihre Stücke "Käthe Hermann" und "Seymour oder Ich bin nur aus Versehen hier".
Ärgernis des Jahres: Mit je sechs Stimmen wurden genannt die kostspieligen Schlampereien bei der Sanierung des Stuttgarter Schauspielhauses und den Hype, den das Buch "Kulturinfarkt" entfachte.
(Welt / sd)
Hier die ausführlichen Nennungen der "Theater heute"-Umfrage, an der 42 Theaterkritiker aus dem deutschsprachigen Raum teilnahmen.
Und das waren die Ergebnisse der Kritiker-Umfragen aus dem Jahr 2011, dem Jahr 2010, 2009 und 2008.
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herzlichste Grüße,
M.G.
Gewiss, das war nicht das beste Theaterjahr, aber es sind Wege aufgezeigt und das Hau, bestimmt hat es etwas mit Lilienthals Weggang zu tun. Wie dem auch sei, es gibt verdiente Gewinner und Zeitplatzierte. Die nächste Reihe hat zugelegt, Räuber vom Gorki, Ödipus vom DT und Pollesch aus Hamburg. Ein sehr feiner Start. Da denke ich an die letzte Saison gern zurück.
Immer hat solch ein Ranking einen Nachgeschmack, aber fordern wir ihn nicht heraus. Gehen wir nicht ins Theater, sind begeistert, ärgern uns über die blöden Rezensionen, der Besserwisser und Nichtsmerker. Und dann das Publikum, steril und auf Sprache und nicht auf Inhalt achtend. Und dann gibt es zum Glück auch die andere Seite, die sich versucht dem Thema Theater in ernsthafter Weise zu nähern. (Theatertreffen, Theater heute, Faust--naja---, aber alles muss ich ja auch nicht verstehen.
Leute geht unvoreingenommen ins Theater, versucht euch anzunähern und verzeifelt nicht, wenn es nicht klappt. Meist liegt es nicht an den Machern, sondern an den Kosumenten. Zum Glück ist in allen Rankings nichts von der Selsbstinszenierung des Langweilers Peymann zu hören. Aber auch das ist eine persönliche Meinung. Wer es mag, geht halt ins BE! Nur mag ich dann lieber eine Außensicht auf das Gemachte und nicht diese Peymanche Selbslobeilei. Leute schaut auf diese Stadt, das Gorki, das DT haben vorgelegt, der Volksfeind hat schon vor der Premiere in Avignon bestanden und die Volksbühne scheint interessant zu werden. Nur beim BE bleibt man im Kindergarten, z.B. mit Peter Pan, ein Frohes Fest, Brecht dreht sich im Grabe um.
Einen großen Dank an alle Theatermacher in diesem Land. Theater ist wichtig, vergessen wir es nicht und sind wir dankbar für all die Abende, mag er dem einzelnen gefallen oder nicht. Das Theater bleibt zum Glück neben dem Kino, dem Museum, dem Radio und der Vinyl eine kulturelle Institution.
(...)
Mein Beileid für den Analphabetismus. Von den Kommentatoren hier war keiner je im HAU gewesen. Traut sich doch keiner aus seinem gut geschützten Stadttheater raus.
Ich schreibe qualitativ hochwertige Kommentare seit 1985.