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Wien: Jan Philipp Gloger wird Intendant des Volkstheaters
22. Februar 2024. Jan Philipp Gloger wird neuer Intendant des Volkstheaters Wien. Der Regisseur wurde heute Vormittag auf einer online gestreamten Pressekonferenz im Beisein von Roland Geyer (Vorstandsvorsitzender der Volkstheater-Privatstiftung), Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) der Öffentlichkeit vorgestellt. Gloger tritt die Nachfolge von Kay Voges an, der zur Spielzeit 2025/26 ans Schauspiel Köln wechselt. Für den Posten seien 47 Bewerbungen eingegangen, davon 11 aus Österreich.
Jan Philipp Gloger, geboren 1981 in Hagen/Westfalen, ist Schauspiel- und Opernregisseur. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Regie in Zürich. Studienprojekte waren auf der Ruhrtriennale, am Schauspiel Frankfurt und beim Körber-Studio Junge Regie in Hamburg zu sehen. Gloger hospitierte bei Johan Simons, assistierte bei Rimini Protokoll und war auch als Bühnenmusiker tätig, u.a. am Stadttheater Bern.
Seit 2007 arbeitet er als freier Regisseur am Bayerischen Staatsschauspiel München, Deutschen Theater Berlin, Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Schaubühne Berlin, Staatsschauspiel Dresden, Staatstheater Wiesbaden, bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen und am Theater Augsburg, wo er mit "Le Nozze di Figaro" 2010 auch seine erste Oper inszenierte.
2012 eröffnete seine Neuinszenierung Der fliegende Holländer von Richard Wagner die Bayreuther Festspiele. Von 2011 bis 2013 war Jan Philipp Gloger Leitender Regisseur am Staatstheater Mainz. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg. Jüngst inszenierte Gloger am Burgtheater in Wien Die Nebenwirkungen von Jonathan Spector.
Ähnlich wie Kay Voges, der als Pionier der Erforschung von Digitalität im Theater gilt, besitzt Gloger ein Interesse in digitalen Techniken und Formaten und etablierte in Nürnberg die Forschungsstätte "XRT | Extended Reality Theater" (dazu sein Interview auf nachtkritik.de).
Gloger wollen den "Volksbegriff" gegen den Populismus verteidigen und "Komplexität und Differenziertheit" stärken, sagt er auf der Pressekonferenz zu seiner Berufung ans Volkstheater. Er wolle mit Regisseurin Rieke Süßkow und dem Theatermusiker Kostia Rapoport zusammenarbeiten, um einen Schwerpunkt "Schauspiel und Musik" zu schaffen, im Sinne eines lustvollen, durchaus an Wiener Traditionen anknüpfenden Grenzgängertums zwischen Sprache und Klang, Sinn und Irrsinn".
Kay Voges hat während seiner fünfjährigen Intendanz am Vokstheater das Haus "wieder auf der internationalen Karte eingezeichnet", wie Nachtkritiker Martin Thomas Pesl zuletzt einschätzte. Mit Claudia Bauers Jandl-Abend "humanistää" war es 2022 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Die Produktion erhielt auch die Auszeichnung "Inszenierung der Saison" im Fachblatt "Theater heute".
Der Findungskommission am Volkstheater Wien gehörten an: Roland Geyer (Vorsitzender des Stiftungsvorstands sowie Vorsitzender der Findungskommission), Theresia Niedermüller (Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport ), Eva Kohout (Stadt Wien), Andreas Beck (Intendant am Bayerischen Staatsschauspiels / Residenztheater München) und Rita Thiele (bis 2021 Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Schauspielhaus Hamburg).
(chr)
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Und all diese Vorwürfe dürfen und müssen natürlich JEDEM gemacht werden. Nur bitte begründet und nicht reflexartig, pauschalierend und eigentlich menschenverachtend in der Voruteilsverhaftetheit.
Wenn aber in einer großen Theaterstadt wie Wien nun mal keine Frauen auf solche Posten berufen werden, dann wäre es vielleicht eine ganz gute Idee für die Kulturpolitik, auch in Wien einmal so etwas einzuführen wie im Fall des Berliner Theatertreffens: Eine Quote, die etwa formuliert sein könnte als Grundsatz, dass so lange Frauen auf Führungspositionen berufen werden, bis Parität herrscht.
(Anm. Redaktion. Also Kay Voges hat als Schauspieldirektor in Dortmund schon früh den Chaos Computer Club ans Haus geholt und Abende wie "Der Live-Code: Krieg und Frieden im globalen Dorf" von Daniel Hengst angesetzt. Er hat selbst Theater-meets-(Live)streaming-Versuche wie "4.48 Psychose" (Dortmund/Heinrich Böll Stiftung) oder "Die Parallelgesellschaft" (Dortmund/Berliner Ensemble) unternommen. Er hat die "Akademie für Theater und Digitalität" in Dortmund ins Leben gerufen. Da scheint der Begriff "Pionier" nicht vollends vermessen. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow)