Olympiapark in the Dark - Residenztheater München

Im Flaniermodus

von Sabine Leucht

München, 26. Oktober 2019. Sie sind neu in München. Deshalb zeigt Barbara Melzl dem Team von Thom Luz das Theater. Auch wenn das aktuell anders aussieht als Melzl es kennt. Sie gehört seit einem Vierteljahrhundert zum Ensemble des Residenztheaters, das auch den Marstall bespielt. Helle Holzwände und echte Pflanzen hat der Schauspieler und Bühnenbildner Wolfgang Menardi ihm ganz frisch zugefügt und für die vierte Premiere der ersten Spielzeit unter Andreas Beck enthüllt. Freundlich sieht das aus, die Räume wirken weiter.

Nirvanas Last - Münchner Kammerspiele

Zieht Nirvana die Lederhosen aus

von Maximilian Sippenauer

München, 24. Oktober 2019. "Vergewaltige mich", singt ein Chor aus queerem Hirsch, Waidmann, Femme Fatale und Waldelf so fromm, als handle es sich um eine bayerische Volksweise. "Vergewaltige mich", trällert's von den Stufen der veilchenfarbenen Showtreppe, und ein Jagdhorn bläst vom Zuschauerbalkon. Und nachdem dieses Nirvana-Tribute-Konzert, das keines ist, eine knappe Stunde lang etwas unentschlossen geblieben ist, wird spätestens jetzt klar: Hier geschieht Grandioses.

Die Verlorenen - Residenztheater München

In allmächtiger Verzweiflung

von Anna Landefeld

München, 20. Oktober 2019. Am Anfang steht die simple Frage, aber eine Antwort gibt es nicht: "hallo? hört uns jemand? kann uns jemand/ ist wer / ist wer da?" – Ja, zehn Schauspieler*innen, aufgereiht nebeneinander, die gebrochenen Sätze des/der jeweils anderen übernehmend.

König Lear - Münchner Kammerspiele

Mit der Väter Mittel

von Sabine Leucht

München, 28. September 2019. Worte, Worte, immer nur Worte. Lear gehört zu einer Generation, die sie noch für bare Münze nimmt. Deshalb können ihn seine Töchter Goneril und Regan mit Auf-immer-und-ewig-Liebesschwüren einseifen. Dabei hat nicht nur Cordelia, die dies verweigert, das leere Gequatsche satt. Im Königreich Britannien stehen die Zeichen auf Handeln, auf Auf- und Umbruch. Und der hat an den Münchner Kammerspielen, für die Thomas Melle Shakespeares Tragödie über- und fortgeschrieben hat, mit Jung gegen Alt und Weiblich gegen Männlich zu tun.

Hedda Gabler - Münchner Volkstheater

Das Böse trägt gerne Barockperücke

von Maximilian Sippenauer

München, 27. September 2019. Wer ist Hedda Gabler? Diese skandinavisch spießbürgerliche Variante einer miesgelaunten Lady Macbeth. Eine kühl berechnende Agitatorin, die lebensfrustriert einen tödlichen Sadismus gegen die sie umschwänzelnden, männlichen Scheinkapazitäten kultiviert? Oder eine verzweifelte Reaktion auf ein patriarchalisches System, wo Frau nur trivial repräsentieren darf, als Hausdame und Sexspielzeug? Kaum eine Hedda Gabler, die heute ihre Ränke schmiedet, kommt ohne die Frage aus, ob Ibsen da jetzt eigentlich eine emanzipatorische Flutwelle in den sich erstmals lichtenden Fjord eines Geschlechterbewusstseins geschickt hat oder ob das doch nicht nur eine pathopsychologisierende, olle Chauvi-Nummer ist. Lucia Bihler aber stellt diese Frage erstmal hinten an und sagt: Hey, was ist das eigentlich für eine Groteske, diese Hedda Gabler?

Die Kränkungen der Menschheit - Münchner Kammerspiele

Die Macht im Blick

von Anna Landefeld

München, 26. September 2019. Schon vor Anta Helena Recke gab es einige, die den Menschen ziemlich herausforderten: Sigmund Freud zum Beispiel. Tief bohrte er mit seiner Schrift "Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse" in menschlichen Allmachts-Narzissmen. Dreimal seien die Gefühle der Menschheit verletzt worden: durch Kopernikus' Weltbild, in dem die Sonne im Mittelpunkt steht und nicht die Erde, durch Darwin, der allen klarmachte, dass sie am Ende auch nur Affen sind, und durch Freud selbst mit seinem unkontrollierbaren Unbewussten. Was Freud dabei vor knapp 100 Jahren vergaß: Die Menschheit ist nicht nur der privilegierte, weiße Cis-Mann.

Agrippina – Bayerische Staatsoper – Bei den Münchner Opernfestspielen legt Barrie Kosky in Georg Friedrich Händels frühem Meisterwerk die Mechanik der Macht offen
Agrippina
Georg Friedrich Händel
Regie: Barrie Kosky
München - 23. Juli 2019
Kein Kläger – Investigative Theater München – Christiane Mudra zeigt in einer Tour durch den Münchner Stadtraum rechtsextreme Kontinuitäten auf
Kein Kläger
Christiane Mudra
Regie: Christiane Mudra
München - 11. Juli 2019
Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino – Münchner Volkstheater – Mirja Biel inszeniert Martin Crimps Euripides-Überschreibung als zeitlose Geschichte vom selbstverschuldeten Schicksal
Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino
Martin Crimp
Regie: Mirja Biel
München - 30. Juni 2019
Melancholia – Münchner Kammerspiele – Felix Rothenhäusler versucht Lars von Triers Endzeitstimmung zu toppen
Melancholia
Lars von Trier
Regie: Felix Rothenhäusler
München - 15. Juni 2019
Fressen – Münchner Kammerspiele – Henrike Iglesias rechnet mit Bodyshaming ab
Fressen
Henrike Iglesias
Regie: Henrike Iglesias
München - 28. April 2019
Drei Schwestern – Münchner Kammerspiele – Susanne Kennedy verordnet Tschechows Trio spirituelle Befreiung im Rad der ewigen Wiederkehr
Drei Schwestern
Anton Tschechow
Regie: Susanne Kennedy
München - 27. April 2019
Farm Fatale – Münchner Kammerspiele – Philippe Quesne probt die Wiedergeburt nach dem Öko-Kollaps
Farm Fatale
Philippe Quesne und Ensemble
Regie: Philippe Quesne
München - 29. März 2019
Das Leben des Vernon Subutex – An den Münchner Kammerspielen verpasst Stefan Pucher Virginie Despentes’ Romantrilogie einen unterkühlten Soundtrack
Das Leben des Vernon Subutex
Nach Virginie Despentes
Regie: Stefan Pucher
München - 28. März 2019
Eine göttliche Komödie. Dante Pasolini – Am Residenztheater in München stürzt Antonio Latella zwei Künstlerikonen ineinander und die Zuschauer ärgern sich|671
Eine göttliche Komödie. Dante Pasolini
Federico Bellini
Regie: Antonio Latella
München - 22. März 2019
Die Bakchen – In Wim Vandekeybus' dionysischem Abend am Münchner Cuvilliéstheater löst sich sprachliche Ordnung auf im Rausch der Körper, Bilder, Töne
Die Bakchen
Wim Vandekeybus u.a. nach Euripides
Regie: Wim Vandekeybus
München - 15. März 2019
Elektra – Ulrich Rasche inszeniert Hofmannthals psychoanalytische Deutung des Mythos am Residenztheater München als gigantische Verstandes-Maschine
Elektra
Hugo von Hofmannsthal, Sarah Kane
Regie: Ulrich Rasche
München - 15. Februar 2019
Herakles – Simon Solberg macht den Helden am Münchner Volkstheater zum leidenden Vertreter der Menschheit
Herakles
Ensemble
Regie: Simon Solberg
München - 07. Februar 2019
Amsterdam – Sapir Heller inszeniert die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks von Maya Arad Yasur am Volkstheater München
Amsterdam
Maya Arad Yasur
Regie: Sapir Heller
München - 27. Januar 2019
Stille Nachbarn – Am Residenztheater München erforscht Aureliusz Śmigel mit dem Stück von Azar Mortazavi die Möglichkeiten postmigrantischer Spießigkeit
Stille Nachbarn
Azar Mortazavi
Regie: Aurelius Śmigiel
München - 25. Januar 2019
Doktor Alıcı – Ersan Mondtag und Olga Bach mit ihrer Schnitzler-Überschreibung an den Münchner Kammerspielen
Doktor Alıcı
Olga Bach nach Arthur Schnitzler
Regie: Ersan Mondtag
München - 24. Januar 2019
Yung Faust – An den Münchner Kammerspielen lässt Leonie Böhm Faust rappen
Yung Faust
nach Johann Wolfgang Goethe
Regie: Leonie Böhm
München - 23. Januar 2019
Die Möwe – Alvis Hermanis zeigt Anton Tschechows Psychogramm einer erstarrten Gesellschaft im Münchner Cuvilliéstheater
Die Möwe
Anton Tschechow
Regie: Alvis Hermanis
München - 09. Januar 2019
Der Spieler – Am Münchner Residenztheater von Andreas Kriegenburg mit doppeltem Rouletterad inszeniert
Der Spieler
Fjodor M. Dostojewskij
Regie: Andreas Kriegenburg
München - 14. Dezember 2018
Kill the Audience – An den Münchner Kammerspielen versucht Rabih Mroué mit Peter Weiss'
Kill the Audience
Rabih Mroué
Regie: Rabih Mroué
München - 12. Dezember 2018
Macbeth – Amir Reza Koohestani inszeniert an den Münchner Kammerspielen das Scheitern eines Regisseurs|99
Macbeth
William Shakespeare
Regie: Amir Reza Koohestani
München - 07. Dezember 2018
Der Mieter - Blanka Rádóczys Adaption des Polanski-Filmklassikers am Münchner Residenztheater
Der Mieter - Blanka Rádóczys Adaption des Polanski-Filmklassikers am Münchner Residenztheater
Roland Topor
Regie: Blanka Rádóczy
München - 24. November 2018
Endspiel – Anne Lenk macht am Münchner Residenztheater aus Becketts Weltuntergangsfarce ein Stück über das Theater|671
Endspiel
Samuel Beckett
Regie: Anne Lenk
München - 16. November 2018
#Genesis – Yael Ronen und Ensemble gehen in den Münchner Kammerspielen den eigenen und den göttlichen Ursprüngen auf den Grund
#Genesis
Yael Ronen und Ensemble
Regie: Yael Ronen
München - 29. Oktober 2018
Die Dämonen – Am Münchner Volkstheater hüllt Felix Hafner Dostojewskijs (Selbst-)Mörder in schwarze Fahnen
Die Dämonen
Fjodor M. Dostojewskij
Regie: Felix Hafner
München - 25. Oktober 2018
Der nackte Wahnsinn – Mit Komödien-Klipp-Klapp verabschiedet sich Martin Kušej als Regisseur vom Münchner Residenztheater |671
Der nackte Wahnsinn
Michael Frayn
Regie: Martin Kušej
München - 19. Oktober 2018
Dionysos Stadt – Christopher Rüpings zehnstündiger Ritt durch die Topoi der Antike bereitet den Münchner Kammerspielen ein großes Theatererlebnis
Dionysos Stadt
Christopher Rüping
Regie: Christopher Rüping
München - 06. Oktober 2018
Unheimliches Tal/Uncanny Valley – Die Münchner Kammerspiele vertrauen zur Spielzeiteröffnung die Frage nach dem Wesen des Menschen einem Humanoiden an|99
Unheimliches Tal/Uncanny Valley
Stefan Kaegi / Rimini Protokoll mit Thomas Melle
Regie: Stefan Kaegi / Rimini Protokoll mit Thomas Melle
München - 04. Oktober 2018
Die Verlobung in St. Domingo – In München verschneidet Robert Borgmann Heinrich von Kleists Novelle mit (Post-)Kolonialismus-Exkursen und dem Selbstmord des Autors|671
Die Verlobung in St. Domingo
Heinrich von Kleist
Regie: Robert Borgmann
München - 29. September 2018
Marat/Sade – Tina Lanik inszeniert Peter Weiss im Residenztheater München |671
Marat/Sade
Peter Weiss
Regie: Tina Lanik
München - 27. September 2018
Don Juan – Frank Castorf gibt am Münchner Residenztheater mit Hilfe von Molière den melancholischen Erotiker |671
Don Juan
Moliére
Regie: Frank Castorf
München - 29. Juni 2018
What They Want to Hear - Lola Arias fächert an den Münchner Kammerspielen das Schicksal eines syrischen Flüchtlings in Deutschland auf
What They Want to Hear - Lola Arias fächert an den Münchner Kammerspielen das Schicksal eines syrischen Flüchtlings in Deutschland auf
Lola Arias mit dem Open Border Ensemble
Regie: Lola Arias
München - 22. Juni 2018
In den Straßen keine Blumen – Pınar Karabuluts Uraufführung von Charlotte Roos' Lorca-Adaption am Volkstheater München
In den Straßen keine Blumen
Charlotte Roos nach Federico García Lorca
Regie: Pınar Karabulut
München - 21. Juni 2018
Jedem das Seine. Ein Manifest – An den Münchner Kammerspielen erzählt Marta Górnickas mit ihrem neuen Chorstück von Feminismus, #MeToo und der Dehumanisierung weiblicher Körper
Jedem das Seine. Ein Manifest
Marta Górnicka
Regie: Marta Górnicka
München - 29. Mai 2018

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