The Vacuum Cleaner - Münchner Kammerspiele
Vertraute Geräte
von Anna Landefeld
München, 12. Dezember 2019. Es gibt kein Entkommen aus dieser grundkaputten Welt: Sie tarnt sich als hübsche traditionelle japanische Minka mit papierenen Schiebetüren, geflochtenen Böden und ebenhölzernen Balken. Und doch stinkt es hier so widerwärtig nach Spätkapitalismus, dass einem die Seele brennt. Der Kapitalismus hat Löcher ins Innerste der fünf SchauspielerInnen gefressen in Toshiki Okadas "The Vacuum Cleaner". Okadas vierte Inszenierung an den Münchner Kammerspielen ist die fast beiläufig erzählte Geschichte einer Familie, die sich zu entziehen versucht, aber schon längst auf dem neoliberalen Altar des "Höher, Schneller, Weiter" geopfert wurde. Okada ist dabei kein selbstgefälliger Agitprop-Phrasendrescher. Gemächlich-zurückhaltend, ganz in der Tradition des Nō-Theaters, konzentriert er sich auf Alltagsbanalitäten. Das Große wird aus dem Kleinen heraus angesprochen.
Lulu - Residenztheater München
Ein Kaleidoskop von Projektionen
von Sabine Leucht
München, 22. November 2019. Sie trägt eine lange schwarze Hose, Frack und streng zurückgekämmtes Haar. Und die nächste Prise Ernüchterung ist verbaler Art: "Ich werde mich heute nicht ausziehen", sagt Lulu. Lulu Nr. 1, müsste man sagen, denn in Bastian Krafts Wedekind-Bearbeitung am Münchner Residenztheater gibt es deren drei. Liliane Amuat, die jüngste, zieht sich nicht aus. Juliane Köhler geht nicht vor uns auf die Knie. Und Charlotte Schwab als die älteste wird nicht sterben. Genau genommen wird keine von ihnen etwas dergleichen tun, womit sich die drei gleich zu Beginn aus ihrer Verantwortung stehlen: Dem Bild zu entsprechen, das man (oder "Mann") sich von dieser "Schlange" und männermordenden Femme Fatale macht.
Sieben Nächte - ETA Hoffmann Theater Bamberg
Fleischfressen für den Mythos
von Andreas Thamm
Bamberg, 22. November 2019. Die Debatte um Simon Strauß‘ essayistische Erzählung Sieben Nächte ist gut zwei Jahre her und verklungen. Aber klar ist, dass, was der FAZ-Redakteur und Botho Strauß-Sohn hinterlassen hat, mehr ist als die Erzählung. Sie ist mit Debatte aufgeladen – und mit der Frage, ob die Hinterlassenschaft den Autor womöglich in die Nähe der Neuen Rechten rückt. Ist das noch nur pathethisch oder schon reaktionär? Darüber kann man streiten.
Der Riss durch die Welt - Residenztheater München
Künstlermahnungen aus dem Ghetto
von Petra Hallmayer
München, 8. November 2019. Der Abend beginnt mit einem langen Schweigen. Stumm sitzen zwei Männer und zwei Frauen auf rotgepolsterten Stühlen auf der leeren dunklen Bühne. In Rückblenden und Zeitsprüngen erzählt Roland Schimmelpfennig in seinem im Auftrag des Bayerischen Staatsschauspiels entstandenen Stück "Der Riss durch die Welt", das von Tilmann Köhler nun am Cuvilliéstheater uraufgeführt wurde, von einer radikal misslingenden Begegnung.
Regie: Thom Luz
Regie: Jan Philipp Gloger
Regie: Anta Helena Recke
Regie: Philipp Preuss
Regie: Krzysztof Minkowski
Regie: Albrecht Schroeder
Regie: Zentrum für politische Schönheit
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