Geschichten aus dem Wiener Wald - Elmar Goerden trifft und verfehlt Horváth
Panoptikum von Geilheit und Gier
von Ulrike Gondorf
Bochum, 9. Mai 2008. Die kleine Welt dreht sich in engem Kreis. Die stille Straße, in der die Puppenklinik, die Metzgerei und die Tabaktrafik nebeneinander liegen, die trügerische Idylle der niederösterreichischen Wachau, Wohnung, Kaffeehaus, Heurigengarten und schließlich auch die schäbige Animierbar – alle diese Schauplätze der "Geschichten aus dem Wiener Wald" fahren in Bochum auf der Drehbühne ins Bild. Immer wieder wird dabei auch die Sicht frei gegeben auf die blanken Sperrholzrückseiten der Kulissen.
Mit ihrem Bühnenbild zur Inszenierung von Elmar Goerden haben Silvia Merlo und Ulf Stengl einen Nerv des Horváth-Stücks getroffen: Die bürgerliche Wohlanständigkeit ist Fassade, dahinter gibt es nicht viel – außer Chaos und Rohheit. Wäre die Inszenierung dieser Spur konsequent gefolgt, es hätte ein interessanter Abend werden können. Die Geschichte des Mädchens Marianne, das gegen die Enge rebelliert, seinen eigenen Illusionen von der großen Liebe zum Opfer fällt, indem es den brutalen Spießer Oskar mit dem verkommenen Hallodri Alfred vertauscht, und immer tiefer fällt und alles verliert – man spürt, dass eine entlarvende Kraft darin steckt.
Amstetten im Wiener Wald
Dass Horváth hier ein erschreckendes Panoptikum von Geilheit und Gier, monströsem Egoismus und dumpfer Selbstgerechtigkeit entworfen hat. Und man ahnt, dass ein Folterkeller wie der von Amstetten vielleicht auch in dieser stillen Straße im 8. Bezirk gelegen haben könnte. Die Chance zur Vertiefung dieser Lesart aber verspielt Elmar Goerden schon im ersten Bild. Eine enttäuschende Erfahrung aus Bochum wiederholt sich. Dieser Regisseur, der mit genauer Stückanalyse und fundierter Textarbeit bekannt geworden ist, misstraut dem Text und rettet sich in krampfhafte Erfindung.
In diesem Fall sind es Gags und aufgesetzte Komik: Alfred ist nach Hause gekommen, in die Wachau, die Mutter serviert ihm saure Milch. Uwe Bohm muss sich ein Küchentuch um den Hals binden lassen als Serviette, im Brei panschen wie ein Dreijähriger, sich prustend verschlucken und sich schließlich in outrierten Erstickungskrämpfen auf dem Boden wälzen. Seine Mutter watschelt derweil aufgeregt hin und her – in hochhackigen Schuhen, die ihr mindestens drei Nummern zu groß sind und förmlich von den Füßen fallen.
Mit Einfällen dieser Güte quält der Regisseur über dreieinhalb Stunden ausdauernd. Kaum lässt man sich ein auf Horváths pointierte Sprache, die die Abgründe aufreißt in Figuren und Situationen, fängt auf der Bühne jemand an, operettig zu singen oder - probatestes aller Mittel! – die Hosen herunter zu lassen.
Starke Figuren, schauerliche Momente
Der massige Felix Vörtler, der als sado-masochistischer Metzger Oskar eine der starken Figuren des Abends zeichnet und wirklich schauerliche Momente erreicht, spielt einen ganzen Akt textilfrei zwischen dem Rand seiner Socken und dem Saum seines kurzen Kittels. Wer kann ihm da zuhören, wenn er der völlig gebrochenen Marianne seine Liebe androht wie eine lebenslängliche Strafe?
Horváth als Lachnummer, ein Teil des Publikums hatte großen Spaß und gab sich mit diesem Ramschangebot zufrieden. Dabei hatte der Abend schauspielerisches Potential, das noch lange nicht ausgeschöpft wurde. Susanne Barth als nymphomanische Trafikantin Valerie, Burkhard Klaußner als zappelnder Zauberkönig, Uwe Bohm als verantwortungsloser Vorstadt-Casanova, sie alle hätten bestimmt mehr als diese eine Facette ihrer Figuren sichtbar machen können. Aber Elmar Goerdens Inszenierung geht an Horváths Doppelbödigkeit völlig vorbei.
Geschichten aus dem Wiener Wald
von Ödön von Horváth
Regie: Elmar Goerden, Bühne: Silvia Merlo, Ulf Stengl, Kostüme: Lydia Kirchleitner. Mit: Uwe Bohm, Katja Uffelmann, Felix Vörtler, Susanne Barth, Burkhard Klaußner, Martina Eitner-Acheampong, Renate Becker, Michael Lippold u.v.a.
www.schauspielhausbochum.de
Andere Inszenierungen von Elmar Goerden besprechen wir hier (nämlich Schillers Maria Stuart) und hier (Shakespeares Wie es Euch gefällt). Und hier verlinken wir Georg Schmiedleitners Inszenierung des gleichen Stücks am Wiener Volkstheater im März 2008.
Schön, dass Sie diesen Text gelesen haben
Unsere Kritiken sind für alle kostenlos. Aber Theaterkritik kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag, damit wir weiter für Sie schreiben können.
mehr nachtkritiken
meldungen >
- 11. September 2024 Saša Stanišić erhält Wilhelm-Raabe-Literaturpreis
- 10. September 2024 Tabori Preis 2024 vergeben
- 10. September 2024 Theaterpreis des Bundes 2024 vergeben
- 10. September 2024 Fabienne Dür wird Hausautorin in Tübingen
- 10. September 2024 Saarländisches Staatstheater: Michael Schulz neuer Intendant
- 08. September 2024 Künstlerin Rebecca Horn verstorben
- 08. September 2024 Österreichischer Ehrenpreis für David Grossman
- 04. September 2024 Görlitz, Zittau: Theater will seinen Namen verkaufen
neueste kommentare >
-
Empusion, Lausitz Weitere Kritiken
-
Essay Osten Bürgerliches Kunstverständnis
-
Essay Osten Kuratieren im Osten
-
Hamlet, Wien Zumutung
-
Sachsens Kultur Ich wünsche ...
-
Leserkritik Vorhang Auf, Rendsburg
-
Nathan, Dresden Unterschätze nicht den Kasper!
-
Nathan, Dresden Verbaute Sicht
-
Hamlet, Wien Welche Warnung?
-
Don Carlos, Meiningen Kraftvoller Opernabend
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
was ich nicht verstehe: das schauspielhaus bochum und elmar goerden werden jetzt seit 2 oder sogar schon 3 jahren niedergeschrieben, spannendes theater scheint es dort aus sicht der meisten kritiker nicht mehr zu geben - und trotzdem kommen die kritiker zu (fast) jeder bochumer premiere. auch die nachtkritik-kritiker. wieso ewig weiter etwas besuchen und besprechen, was als schlecht erkannt zu sein scheint?
und dafür bleiben dann andere theater im ruhrgebiet unbesucht, die womöglich mittlerweile besseres theater machen. michael gruners "wiener wald" am schauspiel dortmund vorige spielzeit fand ich um längen spannender als goerdens variante. aber in dortmund war kein überregionaler kritiker... auch jetzt noch ist aus dortmund und anderen ruhrgebietstheatern bei nachtkritik und in den feuilletons fast nichts zu lesen - dafür immer wieder verrisse aus dortmund.
ich würde doch als journalist(in), wenn ich etwas als unzulänglich erkannt habe, das spannendere suchen wollen!?
das ende des vorletzten satzes muss natürlich heißen:
"- dafür immer wieder verrisse aus bochum." - in dortmund ist ja (wie eben auch in bielefeld, moers o.ä.) zumeist gar kein (nacht)kritikler - obwohl dort mittlerweile mutmaßlich spannenderes passiert als in bochum.
Marc Gentner
A. Lehnhoff
Gruß aus dem Westen
Sandra Berlot
J. Winton (Münster)
1.DT Berlin 19 Punkte
2.Thalia Hamburg 18 Punkte
3.Schaubühne Berlin 17 Punkte
Schauspiel Frankfurt 17 Punkte
Schauspiel Köln 17 Punkte
6. Münchner Kammerspiele 16 Punkte
7.Maxim Gorki Theater 15 Punkte
8.Schauspielhaus Zürich 14 Punkte
9.Burgtheater Wien 13 Punkte
10.Volksbüne Berlin 12 Punkte
HAU Berlin 12 Punkte
Städte wie Wiesbaden, Dortmund, Nürnberg kommen auf 1 Besuch, Berlin allein hat 95 Kritiken, Bochum kommt auf 12 Besuche, ist also 12 mal so oft vertreten wie Oberhausen.
Eigentlich schade, dass NK nicht das Diskurs verändernde Potential wahrnimmt, daß ein Internetauftritt bietet, sondern die ewiggleichen Machtstrukturen (wie zB Theater Heute) nachmacht.
Interessant wäre, wenn Nachtkritik mal Zahlen veröffentlichen würde, wieviel Leser eine Bochum-Premiere bekommt, und wieviele eine Oberhausen-Premiere. Man würde dann vermutlich sehen, dass nicht zuletzt von den Usern mit den Füßen, also mit den Klicks abgestimmt wird.
Dass die großen Häuser den Kritikern Kost und Logis geben, halte ich übrigens für Schwachsinn. Die Zeitungen zahlen alle Spesen selbst, nicht die Theater.
ich bin seit 15 Jahren Theaterkritiker, aber mir ist noch nie von einem Haus angeboten worden, Fahrt, Hotel und Essen zu bezahlen. Allenfalls wollte mal jemand die Übernachtungskosten übernehmen - aber das waren dann eben gerade die kleineren Häuser, die verzweifelt darum kämpfen, Kritiker herbeizulocken. Die großen Häuser haben das - anders als in Ihren hanebüchenen Klischeevorstellungen - nicht nötig. Es ist nun mal so: Gutes Theater kostet Geld und braucht Zeit und Geduld. Beides ist an den kleinen Stadttheatern meist nicht ausreichend vorhanden. Es gibt in Deutschland fünf bis sieben Spitzentheater, die selbst bei Ihren missglückten Produktionen ein Niveau erreichen, von dem schon Häuser wie beispielsweise Basel nur träumen können. In die fährt man dann einfach lieber, als zum tausendsten Male von der Provinz enttäuscht zu werden.
Lieber Kritiker im Blogeintrag 16, der Sie seit 15 Jahren Theaterkritiker sind, und dem noch nie von einem Haus angeboten worden ist, Fahrt, Hotel und Essen zu bezahlen....
(1)
Das Festival Stücke in Mülheim bezahlt seine Kritiker, zum Beispiel.
(2)
Grosse Zeitungen umwegfinanzieren sehr wohl Kritiker. Als Beispiel: Eine grosse Berliner Zeitung hat einen Kritiker ins Ausland geschickt, um dort etwas anzusehen, was dann in Berlin gezeigt werden sollte. Vierzehn Tage. Nach Japan.
Es hat sich dann herausgestellt, dass die Truppe, über die ein Vorbericht erscheinen sollte, in der fraglichen Zeit gar nicht in Japan war, sondern auf Gastspielreise in Amerika. Na gut...
(3)
Was glauben Sie, wieso neuerdings viele grössere Premieren von Kolloquieen, Tagungen, Offenen Diskussionsrunden etc. begleitet werden? Und wieso da immer wieder Medienleute eingeladen werden, auch wenn die vom Thema nur marginal Ahnung haben... wer zahlt deren Hotel/Fahrtkosten?
Also, Schwamm drüber, offenbar haben Sie die letzten zehn Jahre irgendwie nicht deutlich hingesehen, was noch so passiert neben den Bühnen...
>Gutes Theater kostet Geld und braucht Zeit und Geduld. >Beides ist an den kleinen Stadttheatern meist nicht >ausreichend vorhanden. Es gibt in Deutschland fünf bis >sieben Spitzentheater, die selbst bei Ihren missglückten >Produktionen ein Niveau erreichen, von dem schon >Häuser wie beispielsweise Basel nur träumen können. In >die fährt man dann einfach lieber, als zum tausendsten >Male von der Provinz enttäuscht zu werden.
Na ja... was soll man sagen? Ich selbst bin glücklicher, wenn ich in der "Provinz" was Gelungenes sehe... Und es funktioniert ja auch, trotz Ihrer Position, dass die Leute aus der Provinz doch irgendwie bemerkt werden... denn was da alles in Heidelberg an neuen Talenten kam, was da aus Weimar kommt, was aus Osnabrück, Köln z.B. gehörte doch bis vor kurzem nicht zu Ihren fünf bis sieben Spitzentheatern... Aber irgendwie bemerkt es wohl doch jemand?
Vielleicht, lieber Kritiker, ist das ausschliesslich Ihr Problem, dass Sie nur an fünf bis sieben Spitzentheater fahren? Und sonst nichts mitbekommen? Wenn Sie auch mal "da draussen gucken" würden, wo die Entwicklungen herkommen, dann würden Sie möglicherweise auch mal in den Genuss einer Einladung kommen, dass ein Theater Ihnen was zahlt für Ihre Kritik... (oder Ihre Teilnahme an einer Moderatorenrunde).
natürlich gibt es diese Arten von kommerzieller Verschwägerung, die Sie ansprechen. Nur funktioniert es irgendwie nicht so richtig. Haben Sie mal nachgezählt, wie selten über diese ganzen blöden Diskussionrunden in den wirklich prestigeträchtigen überregionalen Blättern berichtet wird? Und Mülheim bezahlt auch nicht die Kritiker, die darüber berichten, sondern nur die, die in der Jury sitzen. Aber vielleicht wissen Sie da ja wirklich mehr. Meiner Zeitung ist dieser Preis alljährlich nur die Meldung des Siegers wert und daran wird sich, solange ich was zu sagen habe, auch durch Einladungen nichts ändern.
Es gibt tatsächlich sogar noch mehr Verlockungen:
Gerade Festivals und Theaterpreise laden gerne Journalisten ein - die alljährliche flächendeckende Berichterstattung (mit wenigen Ausnahmen) über den total lächerlichen Europäischen Theaterpreis in Saloniki beruht ja ausschließlich darauf, dass die Journalisten aus aller Welt dorthin großzügig (auf EU-Kosten vermutlich) hingeflogen werden.
Was Sie auch nicht erwähnt haben, ist die Unsitte, Bücher wie z. B. die in der "Edition Burgtheater" von Kritikern verfassen zu lassen, die dann anschließend wieder über die Theater berichten.
Und zu guter letzt werden Journalisten sehr gerne eingeladen, auf spektakuläre Gastspielreisen ins Ausland mitzukommen. Das kostet die Theater nichts, denn meist bezahlt der einladende Gastgeber pauschal Hotel und Flug für sagen wir mal 40 Leute - da kannn man dann problemlos einen Journalisten mit hineinschmuggeln, der später eine schöne prestigeträchtige Reportage schreibt.
Aber all das meinte "Top Spin" ja wohl nicht, und es kann ja wohl auch kaum der Grund dafür sein, warum aus der Provinz so selten berichtet wird. Er meinte, dass Theater Kritikern die Reise bezahlen, wenn über ihre Premieren berichtet wird. Das ist im Opernbetrieb gang und gäbe, aber im Sprechtheater (mit den gelegentlichen Ausnahmen kleiner verzweifelter Provinzbühnen) nicht üblich.
Wenn es überhaupt eine "Vernachlässigung" der so genannten Provinz gibt, dann liegen ihre Gründe allein in zusammengestrichenen Reiseetats der Zeitungen und im Unwillen ohnehin theaterferner Ressortleiter und Chefredakteure, mal etwas aus Cottbus oder Wilhelmshaven zu drucken.
Ich glaube, dass trotzdem kein Genie in der Provinz lange unentdeckt bleibt. Dafür sorgen schon die Dramaturgen, die ständig auf der Suche nach Jungregisseursfrischfleisch in der Gegend herumreisen.
Und außerdem kommt ein Hype in der Provinz viel schneller zustande. Das läuft dann meistens so: Die Kritiker von der zwei lokalen Tageszeitungen und der eine vom Radio schlagen Alarm, weil sie für ihre Verhältnisse etwas Außergewöhnliches gesehen haben. Dann schaut bei der nächsten oder übernächsten Premiere dieses Regisseurs auch mal die überregionale Presse vorbei - meist der B- oder C-Kritiker, der jubelt das dann auch noch hoch, weil er auch mal was entdecken will. Dann wird der gehypte Künstler zu irgendwelchen Festivals eingeladen oder kommt an die mittelgroßen Häuser. Und spätestens, wenn dann in seinen Premieren mal ein paar Kritiker sitzen, die ein bisschen mehr Seherfahrung haben und vergleichen können, reduziert er sich oft wieder aufs Normalmaß. Neuestes Beispiel das Getue um Signa, die beim Theatertreffen Berlin plötzlich zusammenschrumpelten wie ein Vampir im Sonnenlicht. Alles andere ist romantisches Klischeedenken.
Die wirklich guten Häuser haben Bestechung nicht nötig. Wenn eines wie Essen oder Köln neu dazu gehört, spricht sich das spätestens nach einer Spielzeit herum. Und wenn eines der nominell "großen" nicht mehr so interessant ist, merkt man das genauso schnell. Haben Sie mal bemerkt, wie wenig die überregionalen Zeitungen nur noch über Bochum oder das Hamburger Schauspielhaus berichten? Daran wird keine Einladung der Welt etwas ändern.
Herzliche Grüße
Dramaturgen reisen nicht mehr herum auf der Suche nach Frischregisseuren - dafür gibts keine Gelder mehr in den Theateretats. Z. Zt. kreist der Markt in sich; wer als Regisseur in der Provinz startet, bleibt dort, wer an großen Häusern beginnt oder über bekannte Kollege eine Anfangslobby hat, steigt gleich oben ein und bleibt dort, egal wieviel Mist er oder Sie produziert. So und nicht anders schaut's aus. Ausnahmen bestätigen blablabla...
Ich gebe es zu: ich bin Dortmunder. Und ich habe überhaupt nichts gegen Bochum, nicht gegen den VFL und auch nicht gegen den SC Goerden. Aber ich finde es schade, dass hier "mein" Theater, das Schauspiel in Dortmund eben, fast nicht auftaucht. Ich glaube nicht, dass es passend abgebildet ist mit einer Besprechung eines Studio-Stücks. Es ist natürlich nicht das DT und von mir aus auch nicht das Schauspiel Bochum - aber doch interessanter als quasi gar nicht...
Hoffnungsfroh (man soll sich ja nich entmutigen lassen), habe ich eben auf die Nachtkritik-Ankündigungsseite geguckt - aber auch die "Warten auf Godot"-Premiere am Freitag ist offenbar nicht geplant. Obwohl der Regisseuer Preuss ja mit seiner "Gans" am Deutschen Theater für ordentlich Diskussion - auch auf dieser Seite gesorgt hat. Eine Inszenierung übrigens, von der ich ohne Nachtkritik nicht erfahren hätte.
Schade. Ich werds mir ansehen und dann vermutlich leider wieder "nur" in der WR meiner Nachbarin in eine Kritik luken können...
Das ist ein Scharlatan! Die überregionalen Kritiken sind viel zu nett. Als hätte die gesamte Mannschaft des Hauses seit Jahren nirgends mehr Theater gesehen in der Republik.
Das Haus hat seit Anfang der Intendanz Goerden eine heftige Schieflage! Der Mann muss weg! Endlich!
Ob ein Dramaturg reist, hängt ganz allein von seiner persönlichen Entdeckerlust ab. Wieso sollten denn die großen Häuser, die doch angeblich sogar Journalisten bezahlen könnnen, kein Geld mehr für die jämmerlichen Kosten einer Bahnfahrt haben?
In einem haben Sie gewiss recht: Schlechte Regisseure, die einen bestimmten Bekanntheistgrad erreicht haben, bleiben viel zu lange auf dem Markt. Das absurdeste Beispiel dafür ist Christina Paulhofer. Wenn sie dann lange genug dabei sind, werden sie sogar noch irgendwo Intendant wie Lars-Ole Walburg oder Sebastian Hartmann.
Natürlich haben die großen Häuser noch die Etats, da gebe ich Ihnen recht, aber um Verbreitung zu erreichen, muss man eben mehr als nur an einem Ort z. B. inszenieren - damit man überhaupt in einen Focus geraten kann; ausserdem sind auch an den großen Häusern die Dramaturgiestellen inzwischen eingeschränkt, was tatsächlich zu einer deutlich verminderten Reisefähigkeit im Vergleich zu früher führt.
"egal wie der Abend nun war" das ist genau die Art von Haltung, die sich kunstsinnig gibt und doch schlicht und ergreifend nur präpotent und bis an die Grenzen des Erträglichen borniert ist. Es ist überhaupt nicht egal wie der Abend war! Das Gegenteil ist der Fall: was zählt ist der Abend und sonst nichts. Hier bläst sich tatsächlich nur einer auf Herr Obelix und das sind, mit Verlaub, Sie. Sollte es allerdings mittlerweile Konsens sein, daß zur Beurteilung eines Regisseurs die Inszenierung "egal" ist, dann haben Sie da die Nase ganz weit vorn. Haben Sie sich bei Goerden mal erfolglos um eine Regie bemüht? Es klingt ganz so.
mfG,
Axel Bleidorn (Witten)
sollten Sie durch Zufall oder planvoll auf diese Seite geraten, lassen Sie sich gesagt sein, daß wir Ihre Arbeit hier großartig finden. Sie haben ein phantastisches Ensemble zusammen geführt, Regisseure wie Jan Bosse hergelockt, berüchtigten Querköpfen wie Holz zwei respektable Arbeiten abgerungen, die Boten erfunden, dieses Ohne Alles Uraufführungsspektakel gestemmt, einen Brand gemeistert, die lokale Presse wacker ertragen und uns in einen Wiener Wald geführt, in dem uns das Lachen im Halse stecken blieb.
Dafür Danke,
Hermann und Luise Wiesler (Bochum)
Wir haben hier bei Euch im Schauspielhaus gespielt und ihr solltet froh sein, daß Ihr so jemand habt wie den Goerden! Wir nehmen ihn sofort!
Grüße aus dem Norden in den Westen.
TOCOTRONIC
bedauerlich ist aber doch, dass Jan Bosse lediglich für eine Arbeit gewonnen werden konnte. Und dass die wunderbare Lena Schwarz, die in der "Kahlen Sängerin" brillierte und überhaupt die Speerspitze des Ensembles darstellte, das Haus verlassen hat, sollte doch ebenfalls bedenklich stimmen. Ihre Argumente für die Intendanz Goerden scheinen mir hier eher zu Eigentoren zu geraten. Von Herrn Holz werden Sie wohl kaum den "Einsamen Weg" zu den Erfolgsarbeiten rechnen, eine Inszenierung, die rundherum als komplettes Desaster eingeschätzt wurde. Und in puncto Brandschäden bedenken Sie bitte: Gerhard Schröder verhalf anno 2002 das Elbehochwasser zu einer weiteren Amtszeit. Solche bedauerlichen Katastrophen spielen stets den Leuten am Ruder in die Hände. Man sollte sich also auf diejenigen Arbeiten von Herrn Goerden konzentrieren, die nicht vom Schicksal begünstigt sind. Und auch wenn es die hiesige und im Forum wohl bestens vertretene Dramaturgie nicht wahrhaben will: Es ist nicht nur die regionale Presse, die Bochums derzeitige künstlerische Talsole bemerkt. Schauen Sie sich doch einmal die unterschiedlichen Nachtkritiken auf dieser Seite (von den verschiedensten Kritikern) an, mit den dazugehörenden Kritikenumschauen, oder auch die Bestandsaufnahmen in Theater heute (die im übrigen noch seltener als nachtkritik.de auf Bochum schauen, was auch ein Zeichen für Bochums derzeitigen Status ist).
PS. Wieso wird unter Nr. 26 der Bandname "TOCOTRONIC" nicht in Anführungszeichen gesetzt?
Sie haben Recht, vielleicht mag die letzte Regiearbeit Goerdens alles, was an Scheitern vorher passierte, wieder gut machen. Ich glaube das aber nicht. Ein bisschen Schenkel klopfen macht noch kein gutes Theater.
Das nur am Rande: Auch bin ich kein Regisseur und schon gar keiner, den Goerden ablehnt. Denn Goerden kennt gar keine Regisseure. Weder er noch das, was von seiner Dramaturgie übrig ist, haben bisher dafür gesorgt, dass das Haus seinen ersten Platz unter den Theatern in der Republik behält.
Jan Bosse ist nun wirklich der einzige Regisseur während der gesamten Intendanz Goerden, der Schwung in den Laden gebracht hat. Armin Holz steht eher für ästhetischen Hedonismus und Selbstgefälligkeit. Was man hört, hat sich das Haus auch unselig von ihm getrennt.
Wieso gehen denn so viele Schauspieler weg aus Bochum? Und wenn man die Spielzeithefte richtig liest, tut sich beim übrigen Personal auch einiges... Spricht nicht unbedingt für ein gutes Klima in diesem Theater?
Ich bleibe dabei: Goerden ist ein Scharlatan!
O.
P.S. Nett, dass sich eine Band für Goerden einsetzt, die wahrscheinlich keinen einzigen der elenden Abende, die dort stattfinden, gesehen hat!
Ihr wolltet Leander Haußmann rauswerfen, weil er euch zu unanständig war und die Abos aufhörten?
Tja, dumm war der, der Dummes tat. Als Haußmann 2000 ging, ging auch ich. Und nun hat das glorreiche Bochumer Schauspielhaus einen Intendanten und eine Crew, die ernsthaft mit dem Argument der Vierten Wand als Ausgangspunkt einer Konzeption kommen und dessen Inszenierungen nicht mal die Bochumer CDU mehr besuchen möchte, weil man sich zu Tode langweilt.
Und jetzt alle: "Ohne Haußmann habt ihr keine Chance, ohne ....."
Gruß von Anna-Lena
Danke für die vielen tollen Inszenierungen!!
Lassen Sie sich nicht unterkriegen!
Die ewige Nörgelei und unangebrachte Kritik an ihm trifft nämlich nicht den Nerv der Zeit, sondern geht mir ziemlich auf die Nerven.
Karl Mendhart
Demnächst mehr,
Heike aus der Nachbarschaft
Sascha Hertling, Monika Baucks, Tilo Kreutzer (Bochum)
N. Berchter (Witten)
J-ray
habe gestern "I HIRED A CONTRACT KILLER" hier in Bochum gesehen - vielleicht eine der besten Arbeiten, die an diesem in vielerlei Hinsicht geschundenen Haus seit langem zu sehen ist. Warum lese ich bei Ihnen darüber nichts?! Es ist sicher vieles in Bochum kritikwürdig, aber man sollte doch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und im allgemeinen Niederschreiben bzw. Ignorieren (Kritik von "Endspiel" suche ich auch vergeblich bei Ihnen) die wenigen großartigen Höhepunkte übergehen, die dieses Haus doch noch zu bieten hat. Hab es gestern selbst erlebt - und es war toll. Schönes Theater! Großes Theater! Gutes Theater!
MfG Karl A.
Antwort der Redaktion:
Auch nachtkritik.de kann leider nicht immer überall sein. Sie sehen auf der Übersicht, dass wir vier andere Premieren besucht haben, die gestern, am 24.5., Premiere hatten. Bitte schreiben Sie doch selbst einige Zeilen über "I hired a Contract Killer", die alle möglichst genau ins Bild setzen, und veröffentlichen Sie diesen Beitrag im Forum, rechts auf der Übersichtsseite.
Viele Grüße, Petra Kohse
Max F.
die "Contract Killer"-Premiere war, wie man auch schon vorher der nachtkritik-Vorschau entnehmen konnte, von der nachtkritik-Redaktion nicht besetzt worden. Andreas Wilinks Anwesenheit bei der Premiere ist also gänzlich unabhängig von der nachtkritik zu denken - es werden hier keine positiven Rezensionen unterdrückt. Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass in dieser Spielzeit neben Andreas Wilink auch Ulrike Gondorf, Dorothea Marcus, Regine Müller und Christian Rakow nachtkritisch in Bochum aktiv waren, sodass schon von daher nicht von einem einseitigen, "fertigen" Bild die Rede sein kann, das hier vermittelt werden sollte.
Ihr Verdacht ist also unbegründet, und ich hoffe, ihn hiermit einigermaßen ausräumen zu können.
Herzlich grüßend, Wolfgang Behrens
Lennox
Viele Grüße, Petra Kohse
ich melde mich nochmals, weil da offensichtlich ein Missverständniss vorliegt: Ich wollte eigentlich keine Kritik schreiben, sondern nur eine LESEN. Naturgemäß der häufigste Grund für meinen Besuch dieser Seite. Dass offenbar ein Kritiker von Ihnen vor Ort war, aber nicht geschrieben hat macht mich allerdings dann doch etwas stutzig. Irgendetwas riecht daran komisch ...
MfG, Ihr Karl A.
Antwort der Redaktion:
Wie mein Kollege Wolfgang Behrens schon anmerkte: Andreas Wilink war nicht im Auftrag von nachtkritik.de in der Premiere. Er schrieb oder schreibt darüber vermutlich für ein anderes Medium. Insofern weise ich den Verdacht, wir hätten jemanden dahin geschickt, dann aber gehört, dass es super war und sofort die Berichterstattung unterbunden, weit von uns. Niemand hat hier etwas gegen Bochum. Und niemand will hier irgend eine Art der Berichterstattung unterbinden. Tatsache ist, dass nachtkritik.de seine bescheidenen Pläne nach vielen Gesichtspunkten macht, und da kann dann eben auch mal etwas durchrutschen. Sie (oder wer immer die Vorstellung gesehen hat) könnten in die Bresche springen. Aber Sie wollen ja nicht!
Viele Grüße, Petra Kohse
J. Steck
J. Steck
Ihren Beteuerungen zum Trotz: würden Sie bitte einmal zur Kenntnis nehmen, daß hier seit geraumer Zeit offensichtlich bei einigen aufmerksamen und langjährigen Theaterbesuchern der Eindruck entstanden ist, daß nachtkritik tatsächlich auffällig tendenziös über Bochum berichtet. Goerden kriegt bei Ihnen verlässlich auf die Mütze, wahrscheinlich weil er einfach nicht zum üblichen NETZWERK gehört, weil er von der alten Schaubühne kommt, bei Stein war, beim noch verdächtigeren Dorn, das muß ihn natürlich verdächtig machen. Ich bin wahrlich kein Fan von Goerden aber ich schätze seinen Ernst und sein Einzelgängertum; Feuilletonfreunde macht man sich offenbar damit keine.
Herzliche Grüße aus Stuttgart
W. Steinkamp
B.Bardot
Wenig freundliche Grüße,
W. Steinkamp
ich hoffe, Sie sind glücklich - jetzt da Goerden entschlossen hat, nicht zu bleiben. Ich habe, mit Verlaub, den Eindruck, dass auf nachtkritik.de tatsächlich mehr Politik als Kritik gemacht wird. Langfristig diskreditieren Sie sich doch damit selbst. Auch diese Wilink-Affäre erscheint mir zunehmend fauler: gestern habe ich von ihm auf WDR eine durchaus positive Besprechung von CONTRACT KILLER gehört. Offenbar ist er selber gar nicht so voreingenommen, wie es stets wirkte. Vielleicht ist es dann doch mehr eine redaktionelle Leitlinie, die die Richtung vorgibt bei Ihnen. Bitte nehmen Sie dazu nochmals ausdrücklich Stellung.
MfG,
Karl A.
PS: Liebes B. Bardot: Ich bin ausdrücklich kein Freund und auch kein Angestellter von Herrn Goerden werde aber gerade immer mehr zum Sympathisanten.