Die Nibelungen – Roger Vontobel psychologisiert Hebbels mythische Helden in Bochum

Stell dich gefälligst da hin, du König!

von Stefan Schmidt

Bochum, 3. Oktober 2013. Roger Vontobel ist ein Geschichtenerzähler. Als Hausregisseur hat der Schweizer am Bochumer Schauspielhaus unter anderem schon aus antiken Dramen die Familiensaga der Labdakiden zusammengezimmert. Zum Tag der deutschen Einheit schickt er nun Sippschaften hiesig nationaler Provenienz auf die Bühne. Und konsequenterweise sitzt das Publikum mittendrin in den Hallen von Macht, Leid, Rache, Treue, Hoffnung, Liebe und Verrat, in denen Friedrich Hebbels "Nibelungen" spielen: Der Zuschauerraum ist durch breite schwarze Lamellen verengt, die sich auf der Bühne fortsetzen. Durch die Mitte der Reihen führt außerdem ein schräger Steg nach oben, auf dem es sich vortrefflich flehen, zürnen, rennen, auf- und abgehen lässt und der ebenfalls seine spiegelbildliche Entsprechung auf der Bühne findet.

Das Mädchen aus der Streichholzfabrik - David Bösch findet in Bochum Theaterbilder und eine grandiose Hauptdarstellerin für Aki Kaurismäkis Film

Aschenputtel am Fließband

von Stefan Schmidt

Bochum, 2. Juni 2013. Die Welt ist mal wieder düster und grau bei David Bösch. Als Hausregisseur hat er am Bochumer Schauspielhaus sein Herz für geschundene Kreaturen geöffnet: für Falladas Kleinen Mann zum Beispiel, für die, die bei Borchert Draußen vor der Tür stehen, und natürlich für Büchners Woyzeck. Er ist der Prototyp des Bösch'schen Losers (ursprünglich in einer Essener Produktion unter dem heutigen Bochumer Intendanten Anselm Weber). Als Reminiszenz an diese (zu Recht) viel gelobte Inszenierung hängt auch jetzt wieder das alte Industriewaschbecken unter einer gleißenden Neonröhre an einer ansonsten reichlich kahlen Wand.