Pension Schöller - Sebastian Hartmann inszeniert die Verwechslungskomödie mit kleinem Gruß Richtung Kulturpolitik
Der Schwank als Kulturkritik
von Tobias Prüwer
Leipzig, 10. Februar 2011. "Unser besonderer Dank gilt der Bäckerei Dünkel für die freundliche Unterstützung" - Der Satz aus dem Programmzettel spricht Bände, fügt man nach diesem Theaterabend hinzu, wem das Centraltheater-Team um Intendant Sebastian Hartmann nicht dankt: Der städtischen Kulturpolitik. Angesichts bereits jetzt drohender Kürzungen im fünfstelligen Bereich für die kommende Spielzeit und die absehbare Lähmung der Leipziger Kulturpolitik aufgrund der Nicht-Abwahl des umstrittenen Kulturbürgermeisters (mehr dazu) ist die Stimmung am Schauspiel Leipzig nicht gerade hoffnungsfroh. Dass der beliebte Schwank "Pension Schöller" deshalb nicht als routiniert-reibungsloses Unterhaltungsmittel inszeniert wird, sondern auch die Leipziger Lage kommentiert, war also erwartbar.
Man wehrt sich mit den Mitteln, die man hat. In diesem Fall mittels der Komödie. Dass aber eine solche Intervention nicht zu ungunsten der Unterhaltung verlaufen muss, ist die eigentliche Überraschung. Zumal sich die Kombination Hartmann und Humoreske seit seiner gräulichen Arsen und Spitzenhäubchen-Inszenierung vor zwei Jahren für den Autor dieser Zeilen als No-Go empfahl. Doch unerwartet sinnlich in all der Ambivalenz dieses Wortes gestaltet sich die Inszenierung, und daran hat nicht nur die Bäckerei Dünkel ihren Anteil.
Wahnsinn und Gesellschaft
Der Plot des Schwanks von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby aus dem Jahr 1890 ist simpel genug. Landguteigner Philipp Klapproth (glänzt wieder in komischer Paraderolle: Peter René Lüdicke) spitzt seinen Neffen Alfred dazu an, ihm Zugang zu einer Soiree in einer Nervenheilanstalt zu verschaffen. Er habe so viel über Irre gelesen, nun möchte er solche Exemplare einmal persönlich erleben. Der selbst nicht gerade helle Neffe (Maximilian Brauer) ist wenig begeistert und führt den Oheim ob mangelnder Alternativen in die Pension Schöller, in der reichlich exzentrische Geister residieren und erklärt diese für allesamt verrückt. Für Landei Klapproth ist das ein Heidenspaß, jedes Gespräch führt er als Dialog mit einem Bekloppten und macht den skurrilen Personen reichlich Versprechungen. Als ihn diese beim Wort nehmen und in später in seiner heilen Provinz besuchen, findet er sich jenseits von Gut und Böse katapultiert.
Der Eröffnungsszene zwischen Caféhaus-Tischchen schaltet Regisseur Hartmann einen Monolog vor, der das Zeitalter der Nervosität beschwört – eines um sich greifenden Symptoms, dessen Geburt im 19. Jahrhundert liegt. Technischer Fortschritt in Form von Dampf und Elektrizität sorgt für Mobilität in Zeit wie Raum und beunruhigt die damalige Gesellschaft, nicht weniger als Apps und ADHS die heutige.
Let me entertain you
Auch der Durst nach oberflächlicher Zerstreuung scheint nicht aus der Mode gekommen zu sein. "Let me Entertain You": In einer der Anfangsszenen unterbricht der Robbie Williams-Song das allgemeine Blabla der Amüsiersuchenden. In grotesker Revueformation tanzt sich das Ensemble das erste Mal frei vom Originalkomödchen. Noch harmlos zwar, aber schon wird die Anspielung an die Erwartungshaltung an den lustigen Abend und das Stadttheater an sich deutlich.
Bis zur Pause gestaltet sich die immer mal wieder durch solche kleinen Einlagen unterbrochene Szenenfolge eher solide. Hartmanns Humorhandwerk sitzt. Man lacht über nette Einfälle und die durchweg überzeugende Leistung der Schauspielenden besorgt ordentlich Spaß. Ein sich mit Hackebeilchen in die vermeintliche Anstalt Schöller als Alter Ego von Klapproth schleichender Fritz Haarmann deutet allerdings hier schon eine kommende Schärfe an. "Warte, warte nur ein Weilchen..."
So nimmt die zweite Inszenierungshälfte ganz andere Wendungen und Windungen, als Klapproth sich heimgesucht sieht. Wie das Klavier am Bühnenrand von unsichtbarer Geisterhand bespielt wird, gewinnt das Geschehen eine Eigendynamik fern vom Text. Mit Lust und Verve nimmt sich Sebastian Hartmann einmal mehr seines Lieblingsthemas – das Problematisieren des Theaterraumes – an und hier endlich gelingt's: Der verkappte Schauspieler Eugen Rümpel (bemerkenswert vorgegebene L-N-Schwäche: Holger Stockhaus) tritt als Klapproth auf und fachsimpelt mit seinem Spiegelbild über das Schaustellergewerbe.
Schaustellergewerbe Politik und Theater
Natürlich wird die berüchtigte vierte Wand angesprochen, die zwischen Publikum und Bühne steht. Doch Rümpel kann sie mit einmal nicht mehr finden. Diese Barriere habe man wohl anderswo verbaut, scheint er in Richtung Rathaus zu sagen. Er solle doch lieber in die Politik gehen, rät er sich schließlich selbst. Und in Kultur könne er so auch machen. Es müsse ja nicht gleich zur Abwahl – in seinem Duktus: "Abwahn" – kommen. Nur Geld habe er keines, werde dem Theater ansonsten in jeder Form helfen, verspricht er aus der Rolle gefallen seinen Kollegen. Kurz darauf gipfelt die Inszenierung in einer aberwitzigen Backwarenschlacht: Zu Spaghetti-Western-Musik reihen sich alle Schauspieler in zwei Gruppen gegenüber auf und lassen minutenlang Tortensalven auf die Gegner niederprasseln. Pappsatt wohl, so lässt sich das lesen, haben Hartmann und die Seinen das nicht nur innerstädtische Schuld- und Sparzuweisen.
Man spürt die Wut, und doch ist sie nicht zu dick aufgetragen, um die Inszenierung zu ersticken, geben sich doch Ernst und Unterhaltung in diesem Verwechslungsspiel oft pointiert die Klinke in die Hand. Trotz einiger Längen des fast vierstündigen Abends, Hartmann kann es wohl nicht lassen, wirkt er nicht aufgeplustert. Hätte man sich im insgesamt gelungenen kritisch-komischen Rundumschlag stellenweise mehr Beat und Feintuning gewünscht, so wäre es für Leipzig weit wünschenswerter, wenn einmal wieder Dank an die hiesige Kulturpolitik gehen könnte.
Pension Schöller
von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby
Regie: Sebastian Hartmann, Bühne: Clementine Pohl, Kostüme: Adriana Braga Peretzki, Choreographie: Silvia Zygouris, Dramaturgie: Michael Billenkamp.
Mit: Maximilian Brauer, Edgar Eckert, Sarah Franke, Eva-Maria Hofmann, Matthias Hummitzsch, Andrej Kaminsky, Janine Kreß, Ingolf Müller-Beck, Hagen Oechel, Linda Pöppel, Peter René Lüdicke, Holger Stockhaus, Barbara Trommer, Birgit Unterweger.
www.centraltheater-leipzig.de
Mehr zu Sebastian Hartmann gibt es im nachtkritik-Lexikon.
Die Inszenierung schwächele anfangs, aber dann triumphiere sie, und zwar "ziemlich rauschend", schreibt Ralph Gambihler in der Chemnitzer Freien Presse (12.2.2011). Vor der Pause quält sich der Abend Gabihlers Eindruck zufolge "als überkommene und in ihrer Überkommenheit parodierte Gebrauchskomödie über die Bühne." Doch blieben die Menschen in Clementine Pohls Salonkulisse "flache Karikaturen", Hartmanns Blick auf die Gesellschaft etwa so beunruhigend wie ein Drama von Dieter Wedel. Dann aber folge der lange dritte Akt: "Abgründigkeiten, Mut zum Kontext, Gegenwartsbezüge, Szenen von funkelndem Witz, inspiriertes selbstreflexives Theatermachertheater und Schauspieler, die als Performer über sich hinauswachsen."
Von großem Komödienkino und feinem Hintersinn spricht Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (eine Kurzversion der Kritik steht auch in der Frankfurter Rundschau, 12.2.2011). Sebastian Hartmann nehme den Schwank ganz und gar ernst, kehre dessen grollende Unterseite nach außen und zeige "eine strudelnde, haltlose Welt, die das Erfundene mit dem Erlebten verwechselt, zwischen Irr- und Lebessinn nicht mehr unterscheidet". Nach der Pause kippe der Abend ins Surreale und damit in schönstes "Wahn- und Wirklichkeitsverspottungstheater" mit Ausflügen in die Leipziger Kulturpolitik.
Wieder einmal demonstriere Hartmann, "dass er sein Ensemble zum gleichen Thema in ganz unterschiedlichen Schauspielstilen agieren lassen kann", schreibt Nina May von der Leipziger Volkszeitung (12.2.2011). Im ersten Teil werde der Schwank vorgeführt und dabei "mit den Erwartungen des Publikums an eine typische Hartmann-Inszenierung gespielt. Wozu allerdings auch eine Stunde gereicht hätte." Nach der Pause übertrage der Regisseur die Grundfrage das Stückes (Wer ist hier verrückt?) auf das Theaterspiel selbst. Nicht nur die Schauspieler überzeugen die Kritikerin, allen voran Holger Stockhaus. Plausibel erscheint der Kritikerin auch, "wie Hartmann das (Vor)-Spielen von Sein auf eine neue Ebene hebt und Stockhaus überlegen lässt, 'Kunturponitiker' zu werden und seine 'Konnegen' bittet, ihn bei der nächsten 'Wahn zu wähnen' - aber bitte nicht als 'Abwahnverfahren' – "eine zwar etwas platte, aber doch amüsante Anspielung auf das Leipziger Macht-Gerangel zwischen Oberbürgermeister und Kulturbürgermeister, beide übrigens unter den Premierengästen".
Schön, dass Sie diesen Text gelesen haben
Unsere Kritiken sind für alle kostenlos. Aber Theaterkritik kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag, damit wir weiter für Sie schreiben können.
mehr nachtkritiken
meldungen >
- 05. Oktober 2024 Zürich: Klage gegen Theater Neumarkt wird nicht verfolgt
- 04. Oktober 2024 Interimsintendanz für Volksbühne Berlin gefunden
- 04. Oktober 2024 Internationale Auszeichnung für die Komische Oper Berlin
- 04. Oktober 2024 Kulturschaffende fordern Erhalt von 3sat
- 04. Oktober 2024 Deutscher Filmregisseur in russischer Haft
- 01. Oktober 2024 Bundesverdienstorden für Lutz Seiler
- 01. Oktober 2024 Neuer Schauspieldirektor ab 2025/26 für Neustrelitz
- 30. September 2024 Erste Tanztriennale: Künstlerische Leitung steht fest
neueste kommentare >
-
Neumarkt Zürich Klage Unpassend
-
Kultursender 3sat bedroht Augen öffnend
-
Kultursender 3sat bedroht Link zu Stellungnahme
-
Kultursender 3sat bedroht Beste Informationen
-
Neumarkt Zürich Klage Kommunikation von Besetzung
-
Onkel Werner, Magdeburg Mein Eindruck
-
Glaube, Geld, Krieg..., Berlin Großer Bogen, aber banal
-
Penthesilea, Berlin Mythos im Nebel
-
Neumark Zürich Klage Take it or leave it
-
Neumark Zürich Klage Schutz?
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
Herr Hartmann,
ich bin ein junger Mensch.
Keiner der alten Abonnenten, bei denen es ihnen scheinbar egal ist, dass diese ihr Theater bald nicht mehr betreten werden, nein, ich bin ein junger aufstrebender Schauspielstudent und Sie haben mich für ihr Theater verloren.
Ich verstehe ihre Anspielung an den Herrn Kultusminister und finde es sehr gut, dass sie dadurch die aktuelle Politik mit ins Spiel bringen, was bei ihnen leider nicht selbstverständlich ist. Aber warum denn in einem gefühlten 40 minütigen Monolog? Dann machen sie doch daraus bitte ein eigenes Stück. Ich verstehe ihre Wut, aber wieviel überlegener hätte es denn gewirkt, wenn Sie ein wunderbares Stück auf die Beine stellen und trotzdem diese Kritik in einem kurzen Seitenhieb anbringen. Nach dem Motto: Wir spielen trotzdem weiter!
Als dann ihre Bühnenarbeiter in der ersten Reihe, in der ich mich befand, mit Folie vorbei kamen, hatte ich schon wieder die Schnauze voll. Warum müssen sie so rumsauen? Warum muss ich mich vor ihrer Kultur schützen? Ist das Bild so schön?
Ich glaube sogar, dass Sie mit ihrem Abschlußtext über Gifte in der Gesellschaft wirklich eine Menge zu sagen haben, aber glauben sie wirklich, dass ich diese immense Menge an Text, wirklich aufnehmen kann, nachdem ich mich schon wortwörtlich verstecken und zurückziehen musste um mich zu schützen? Oder wollen Sie gar nicht, dass ich es verstehe? Wenn das so ist, ist es schade um die Schauspieler.
Denn wenn ich dann daran denke, als Schauspieler in eine Situation zu kommen, in der ich einen 4 seitigen Monolog halten soll und das Publikum nach der dritten Seite anfängt zu klatschen, weil es nichts mehr hören will, graust es mir. Ich habe dann mit angesehen wie diese junge Dame ihr Letztes auf der Bühne gegeben hat, um Ihren scheiß Text durchzudrücken.
Und das Schlimmste ist für mich, Sie kommen damit durch.
Sie können mir (und in meinen Augen auch eben jener jungen Dame) so weh tun, und ich kann mich nicht wehren.
Wo soll ich hin mit meiner Wut?
Ich komme an ihrem Haus oft in die Lage, nicht wegen der Inszenierung zu klatschen, sondern nur dafür, dass die Schauspieler diesen Abend durchgestanden haben. An diesem Abend konnte ich noch nicht einmal das. Ich hoffe sie haben es gesehen und meinen traurigen Blick in der ersten Reihe bemerkt.
Dieses Gebäude könnte so schöne Kultur hervorbringen und viele Menschen berühren. Und Sie bleiben so an der Oberfläche und rauben mir damit dieses schöne Haus. Das macht mich alles sehr wütend. Und jetzt frage ich sie:
WOHIN MIT MEINER WUT???
Ich fühle mich missbraucht und kann mich nicht wehren.
Vielen Dank!
Abgesehen davon, dass Sie hier Ihr ehrliches Herzeleid (Künstlerseele???) ausschütten, aber leider nicht den Mut haben, diesem Schauspielstudenten einen ehrlichen Namen zu geben, lese ich Ihren "Wutausbruch" wie ein Bewerbungsschreiben. "Wohin mit meiner Wut? - Können wir uns nicht mal auf 'nen Kaffee treffen? Ich bin nämlich Schöne-Kultur-Student und habe der Welt wahnsinnig viel zu geben ...".
Ich bin jetzt kein Schauspielstudent, auch kein Schauspieler, aber auch Premierenbesucher, und zwar einer, der begeistert ist über den Einbruch der ganz wirklichen Irrenanstalten in diese Inszenierung (Stichwort: Kulturpolitik in Sachsen, in Leipzig), und frage mich, wie sie mit so altertümlichen Vorstellungen über zeitgemäßes Theater, über die Autonomie des Schauspielers (der längst schon nicht mehr an den Strippen eines tyrannischen Regisseurs hängt) allen Ernstes noch Schauspiel studieren. Wo möchten Sie denn mit Ihrer Ausbildung hin? In den ARD-Vorabend? Als Backgroundtänzer zum Musikantenstadl. "2 Päckchen heile Welt, bitte ...!" Und wenn schon Kritik zur Zeit, dann bitte extra verpacken und groß draufschreiben, damit die Damen und Herren Stadtpolitik den Premierenbesuch vermeiden können. Wo leben Sie denn, bitte? Was Sie in Ihrem Kommentar erleiden und wenigstens mich erleiden lassen, ist angesichts Ihrer angestrebten "Profession" eine einzige Bankrotterklärung.
Ich nehme es Ihnen also doch nicht übel, dass ich nicht mal Ihren Namen kenne, jetzt aber Ihre peinliche Sicht auf einen Abend, der mir den Glauben an die (auch politische) Strahlkraft einer Inszenierung zurückgegeben hat. Sie müssen sich in Ihrer "Wut" also nicht alleine fühlen. Wenn ich Ihren Kommentar lese, bin ich das auch. Und fühle mich von Ihnen missbraucht.
PS. Meine Großeltern (beide 73 Jahre jung) sind wohl das, was Sie "alte Abonnenten" nennen. Und beide haben gestern zum Schlussapplaus gestanden, waren begeistert, aus dem Häuschen. Verschonen Sie auch die beiden bitte mit Ihrer "schönen Kultur". Danke.
nach einer sprachlosen nacht bin ich immer noch schlaflos und euphorisiert!
kann es kaum erwarten mir dieses feuerwerk nochmal anzuschauen.
und ich kann es nur bestätigen- sowohl jung und alt waren- zum größten teil- begeistert
Und übrigens: Es ging hier nicht um den Kultusminister.
ich hoffe das wird nicht als bösartige unterstellung verstanden, es drängt sich mir beim gelesenen förmlich auf. falls ich falsch liege bitte ich um entschuldigung.
ich fände es jedenfalls schön, wenn zwischen radikaler ablehnung und auschliesslicher rundumbegeisterung mal ein wenig objektive, präzise wahrnehmung von etwas erlebten durchschiene.
Also Respekt Ihnen allen!
Und als "Schweizer im Exil": Glückwunsch nach Luzern für den schönen Erfolg!
Entschuldigung angenommen! Mein Name ist echt und ich habe mich auch schon kritisch zu Inszenierungen in Leipzig geäußert. Aber es muss doch möglich sein, auch Begeisterung zeigen zu dürfen, wenn ich einfach mal begeistert gewesen bin. Ich schreibe auch wieder, wenns mal nicht so wahr. Was bitte schön ist "objektive Wahrnehmung"?
Hat schon einmal jemand daran gedacht, dass man als Theaterzuschauer, ohne den das Theater seine Berechtigung verliert, den Weg ins Theater findet, weil man einen Blick auf den Spielplan wirft. Dort entdeckt man ein Stück, das einen interessiert. Vielleicht hat man es gelesen, vielleicht hat man es an anderer Stelle schon einmal gesehen. Vielleicht möchte man auch nur einfach unterhalten werden, mal wieder lachen, sich ablenken lassen vom Alltagsstress. Was passiert nun? Leider nicht nur in Leipzig, wie ich schmerzlich zur Kenntnis nehmen musste. Ich werde mit einem falschen Versprechen geködert. Man schreibt "Pension Schöller" (oder einen anderen zugkräftigen Titel) drauf und serviert 50% Schöller und 50% Protesttheater. So habe ich zumindest Tobias Prüwer verstanden.Da sage ich mir doch, nein, danke. Ich zahle gern für 100% "Schöller", Schiller, Lessing, Goethe, Hauptmann ... anderenfalls komme ich mir verschaukelt vor, kaufe keine Karte. Wenn das vielen anderen auch so geht, reichen die vollsten Fördertöpfe nicht und dann zu recht. Denn meine Überzeugung ist noch immer: Theater, wird für die Zuschauer gemacht, für niemand sonst. Wer das nicht begreift oder begreifen will soll sich nicht über mangelndes Geld beklagen.
Sie sprechen meiner Freundin und mir aus dem Herzen!!!
gucken Sie sich die inszenierung in leipzig ruhig an-
sie werden 95-100% schöller bekommen- vor der pause.
gehen Sie dann einfach, oder seien Sie mutig und bleiben Sie und lassen sich einfach überraschen vom "protesttheater".
tolle idee übrigens von Ihnen über Stücke zu schreiben, die Sie gar nicht gesehen haben- da halten Sie es ja wie die meisten Kritiker.
Ist das ein Insider, daß bei § 9 "Pension Schöller, Wien" und § 11 "Pension Schöller, Berlin" zu stehen kommt ?- mir fällt es jeden-
falls schwer, es den Texten selbst zu entnehmen, daß von Berlin bzw. Wien die Rede ist.
@ Hyperion
Ein gescheites Auto ? Also, okay, Dudu und Herbie, darüber ließe sich trefflich autohandeln, richtig gut fänd ich die Würdigung des
"Ferat" aus dem "Autovampir" von Juraj Herz (ein Auto, das über die Pedalbetätigung das Blut aus der gasgebenden Person zieht, im übrigen auch keine schlechte Idee für das Lauda-Stück im Nach-
barthread), aber so:"Das geniale Rennpferd. Famos. Das putzt ganz ungemein !" Na, und dann dieses "Fernmitleid" mit den Schauspielern -darin sind Sie sich ganz und gar einig mit Herrn "ICH". Sorry, Jan (§ 12), ich habe jetzt die Inszenierung auch noch nicht gesehen, kann mich Ihnen und Tobi (§ 6) an dieser Stelle aus der Ferne auch nur anschließen -jedenfalls geht die 95-100%-Schöllerversion aus einigen Kritiken deutlich hervor, von Kritikern, denen ich diesbezüglich zu ähnlichen Prozentsätzen Glauben schenke.
Ich habe seinerzeit nur die "Pension Schöller" in Lübeck gesehen, und da gab es wirklich nur Klamauk und sonst nüscht: ich war nach der Vorstellung auch wütend und schrieb, den n/l-Fehler aufnehmend, ins Lübecker Theatergästebuch: Annes Banane hat ein Ende.
Insofern möchte ich auch garnicht unbedingt die Schauspieler Guido Lambrecht und Hagen Oechel in ihren (l/n-fehlergetreu) heißen Schnitten erneben, sondern auf der Bühne, gerne des Centrantheaters, fernab des Schauspienermitneides..
@Steven Sie und Ihre Freundin bitte sofort zum Kardiologen!
@Jan Stimme zu. Der 1. Teil ist gutes Boulevardtheater, ich sehe darin aber auch ein taktisches Manöver, um im 2. Teil dann zum Punkt gekommen. `Wollt ihr das totale Theater?´ fiele mir als Grundfrage der Inszenierung ein. Die einen rufen JA! am Ende des 1. Teils, die andern jubeln am Ende des 2. Es war ein Erlebnis.
@nachtkritik
Ihre Betitelung des Beitrags von Arkadi Zarthauser ist sehr irreführend, weil sich der Beitrag ja gar nicht auf die Leipziger Pension bezieht? Bitte nicht so BILD-mäßig!!!
Wenn du eine Vorstellung verlässt und hörst die Leute sprechen, alle sagen interessanten oder völlig schwachsinnigen Sachen, aber niemand sagt: "das war eine schöne Geschichte" oder Gegenteil "Diese Geschichte ist absurd". Sie sind zu ernst, zu geistig, zu sehr eingeklemmt! Sie haben vor Unschuld und Naivität so sehr Angst,dass es Ihnen unmöglich ist, das denken zu vergessen. Spricht aber überwiegend von "sinnliche Erfahrungen". Alles soll analysiert sein, verglichen sein, gerechtfertigt sein. Einfach sich hinsetzen und die Sachen auf sich zukommen lassen, einfach spielen lassen und ein Kind wieder werden, das vor einem Spiel nur zulächelt, scheint es niemand mehr machen zu können. Dann kommt ein Tag ein zukünftiger Schauspieler her, der wagt zu sagen, dass er nicht weißt, was aus seiner Wut zu machen? Würdest du dein Handwerk spüren, fühlen, für was es ist, hättest du diese Frage niemals gestellt oder wusstest du schon die Antwort. Und du hättest verstanden warum und wie, wofür ein Schauspieler Stunden allein auf einer Szene verbringen kann, einen Text zu sagen, den niemand hört, weil das gegenwärtige Theater, um sich vom Text zu befreien, ein Sklave der Bilder geworden ist. Schade, schade.
(Bitte keine User-Beschimpfungen, die Red.)
mit welchem Maß Sie messen, wenn Sie mein in dicke Gänsefüße gegossenes "Irre" (beim Stück "Pension Schöller" ja nun wohl nachvolziehbar, oder?) als Beschimpfung löschen, aber Beleidigungen von Kommentatoren sonst gerne ohne moralischen Zeigefinger durchrutschen lassen und durch populistische Betitelungen der Kommentare noch befeuern (siehe Ende von Eintrag 15), das müssten Sie mal bitte dringend erklären!!! Was Sie als Beschimpfung in meinem Eintrag gelöscht haben war, daß ich um eine Torte (Achtung, Schönner!) gewettet habe, daß die Einträge 1 und 16 von ein und demselben Kommentatoren stammen. Was bitte muss da gelöscht werden, wenn man sich anderen Unsinn auf nachtkritik durchliest? Lächerlich! Aber gut zu wissen, wie Sie Partei nehmen! BILD dir UNSERE Meinung!
(Der Mehrwert Ihrer Unterstellung und Beschimpfung für die Debatte um die Inszenierung erschließt sich mir auch nach Ihrem Einspruch gegen die Kürzung Ihres vorangegangenen Beitrages nicht. Freundliche Grüsse, Esther Slevogt)
Herzlichst ihr "reaktionärer und spröder" Otto.
Mir wäre "Autostadt Leipzig ??" als "Aufmacher" meines § 13 auch lieber gewesen, wenn gleich der Akzent schlichtweg darauf liegen sollte, daß ich mich auch über 70 % des Schöller-Stoffes nicht ärgern würde, wenn ich weiß, wie 100 % in vermutlich 90 % der Fälle ausgehen, wofür das Theater Lübeck (im übrigen noch unter anderer Intendanz) für meine Begriffe ein (abschreckendes) Beispiel ablieferte (währenddessen ich am Nachbartag "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" -ebenfalls im Kammerspielsaal des Hauses- sah und ziemlich begeistert war), denn gerade der besagte zweite Teil neigt dazu, vollends, ich kann es nicht anders sagen, in Klamauk unterzugehen (wenn man nicht ernsthaft etwas mit dem Stück vorhat - das Gefühl hatte ich in Lübeck nicht; gut, man wollte, daß das Publikum sich amüsiert: nur, wenn immer auf die selbe Stelle gedrückt wird, gibt es mehr als nur Klamauk- blaue Flecke im Gemüt) -insofern schlägt Hartmann hier zwei Fliegen mit einer Klappe: er nutzt das Stück zu einer offensichtlich brauchbaren Aktualisierung einerseits und verhebt sich nicht an den Klippen des zweiten Teils (das kann man ihm, ich denke so, nicht verdenken): darüberhinaus stellt er sich bewußt alldenjenigen Hartmann-Gegnern, die immer nur ausrufen "Castorf-Plagiator", auf eine offensive Art und Weise, so daß der Weg für ihn jetzt endgültig frei sein dürfte, eigene Dostojewskij-Adaptionen zu
wagen beispielsweise: ich sähe solchen mit Neugier entgegen.
Gut, wenn Sie "weiter nüscht" als Beleidigung des damaligen Lübecker Ensembles lesen, so haben Sie mich bei einer gewissen Grobheit ertappt, jetzt hier nicht das differenzierte Bild aus fachlichem Können, Bühnenbild, Zuschauerraumwirkung,
da gab es schon mehr als "nüscht" (die l/n-Schwächedarstellung war 1a umgesetzt und führte zu Szenenapplaus zum Beispiel), einzubeziehen.
@ Otto
Ich weiß nicht, wie es dieses Mal in Leipzig war, jedenfalls hieß es zum "Kirschgarten"
Hartmanns "nach Tschechow" -ähnlich verfährt Marthaler mit seinem bekannten durch Marthaler "X/Marthaler"- und man vermied (bewußt) besagten Etikettenschwindel, der in den meisten Fällen leicht zu unterbinden wäre (die Quotendiskussion hat natürlich damit zu schaffen, bei "Pension Schöller" ist das sogar eher verschärft der
Fall: ich denke, Sie ahnen, was ich meine).
Allerdings stellt sich mir schon die Frage, was Sie zB. mit dem Ende der Schaubühnen-Nora anfangen können: immerhin ist das recht drastisch, daß Nora Helmer erschießt.
Wenn Sie so einen Fall auch kategorisch ablehnen, würde ich Sie zwar nicht "reaktionär" nennen (der Begriff ist typisch L.E.), aber regelrecht verstehen, nun, das viele mir auch schwer. Was ich nun garnicht verstehe, hier wieder einen Thread zum pars pro toto von nachtkritik de.-Kommentaren aufzupumpen: das empfinde ich Ihrerseits als ungerecht. Es ist ua. an Ihnen, das Niveau zu heben, und nicht immer ist
"man" davor gefeit, es unwillentlich zu senken: mir geht es jedenfalls so, daß ich hin und wieder einen albernen Jux zuviel poste (heute zB. ist mein Beitrag, mir war für ihn sogar mein Nickname zu schade, ich nannte mich "Kommissar Zufall", zur "Polizei in Kalk" ganz zurecht nicht gesandt worden !, wenngleich auch hier wieder das "Zwischentheaterparteiengeratengefühl", das ich aufrichtig verachte, mein Anlaß zur "Intervention" war), der mitunter aber auch dem Gedanken Ausdruck zu verleihen geschuldet ist, daß wir hier weniger als Autoren/Autorinnen verstanden werden sollten, sondern schlichtweg als Kommentierende: es ist schwerer, in Theaterfoyers sich von "Unsinn" abzuschirmen, welcher den betroffenen Personen eine Nachtigal sein mag, als einen kleinen Threadartikel zu meiden, denke ich.
Sie sind selbst der "italienische" Kultusminister, in so einer Art
"Ottonischem Neureich".
Was machen Sie jetzt mit Elfriede Jelinek ?
Die läßt es mehr als nur zu, daß nicht der gesamte Text zur Sprache kommt.
Und "Die letzten Tage der Menschheit": Würden Sie 10, 11 Tage am Stück ... ??
Und Übersetzungen ??? Welche kanonisieren ????
Nur "Originaltexte" ... - die "Labdakiden", Gelehrte streiten sich zuweilen, was da so zugehört, was apokryph ist etcpp., auf Altgriechisch vor einem Griechisch-LK des Lübecker Johanneums oder
des Eutiner Voß-Gymnasiums !
Und warum nicht "Pension Schöller" nach Lauffs durch Hartmann ?!
Ich verstehe Sie nicht, Otto 1.; muß ich mir das von Ihnen jetzt als Niveaulosigkeit vorrechnen lassen ??! Ich bin jung genug, denke ich, zu lernen - bitte, erklären Sie mir Ihr Anliegen; ich erwarte nicht, daß Sie jetzt "Erich Mielke" zeichnen, obschon Sie offenbar die Richtigen lieben..
Danke schön.
Für mich war es erschreckend schlecht inszeniert.
Die Schauspieler taten mir leid, dass sie so etwas darbieten müssen.
Besonders eklatant der (gefühlte) 20 Minuten Monolog einer Schauspielerin über wirres Zeug (im Fernsehen kann man wenigsten ausschalten).
Der total versaute Boden nach der Tortenschlacht (was spielte die für eine Rolle ?) war wohl auch die Ursache, warum eine Schauspielerin mit Rippenbruch kurzfristig ausfiel.
Da ich nicht so oft im Theater bin habe ich auch keinen Überblick wie gut die Veranstaltungen im Schnitt besucht sind.
Aber Pension Schöller lief gestern die dritte Vorstellung und der Zuschauerraum war nicht mal zur Hälfte gefühlt.
Vielleicht auch ein Ausdruck dafür, wie das Publikum zur Regie von Hartmann steht ?
Der Schuh des Manitu hatte 12 Mio. Kinozuschauer- so manch guter deutscher Film nicht mal ein prozent davon. maßstab für Qualität?
nicht mal zur Hälfte gefüllter Saal- Maßstab für Qualität?
schade für diese großartige Inszenierung.
Bei so Einträgen wie ihrem frage ich mich manchmal, auf welches Zuschauerniveau sich Theater eigentlich herablassen soll, damit Leute wie sie nach Hause gehen und sagen: "Na, also das war mal ein richtig beschwingter Abend. Ich konnte die Ohren auf Durchzug stellen und die Werbepausen waren auch nicht zu lang. Also nee, richtig nett wars. Und hinter mir hat auch keiner mit Popcorn geraschelt. Also nee, ganz, ganz wunderschön." In welcher halbvollen Vorstellung wollen sie gewesen sein? Ich war in der zweiten oder dritten, und die war voll. Ich kann dieses saublöde Geschrei nach Quotentheater, dessen Qualität sich daran messen lassen soll, wie viele Leute ausgerechnet mit ihrem Schenkelklopfergeschmack in die Häuser gehen, bald echt nicht mehr hören. Danke an jan, dem kann ich mich nur anschließen.
ich war gestern (schrieb ich doch ...) Premiere war am 10. am 12. war die zweite Vorstellung und gestern die dritte, die war halb leer. Da können wir gerne streiten.
Zum Thema Niveau:ich will hier doch niemandem das Wasser reichen, zweifellos stehen Sie weit über mir. Trotzdem ist das meine Meinung.
Vielleicht ist es schön fürs eigene Ego, wenn man sich ein hohes Niveau attestiert, was andere nicht haben (definiert als popcornfressende schenkelklopfende Besucher). Aber wenn dann nur wenige niveauvolle Zuschauer da sind, gehen irgendwann die Lichter ganz aus.
Den Bezug zur SED versuche ich jetzt nicht nachzuvollziehen ...
Woher nimmst du die Überzeugung, dass Pension Schöller schlecht inszeniert ist. Ich war zur Premiere und finde die Inszenierung größtenteils überzeugend. Viele positive Kritiken in der Presse zeigen einen ähnliches Bild.
Wenn der Saal bei deinem Besuch nur zur Hälfte gefüllt war, ist das schade, sagt aber nichts über die Qualität der Inszenierung aus. Kunst kann man nicht nach Zahlen abrechnen.
Oder ist das Unterhaltungsprogramm von RTL hochwertiger, weil täglich viele Menschen dort zuschalten?
Fakt ist, die Zuschauerzahlen sind zuletzt gestiegen. Auch oder gerade weil das Centraltheater sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Wer das aber nicht will, sollte vielleicht doch lieber RTL einschalten.
Ich möchte Ihnen raten, auf die Leerzeilen von "Andreas" nicht mehr einzugehen. Sein Wunsch nach reiner Stimmungsmache und Schlechtmacherei ist zu durchschaubar. Also lieber weiter übers Theater freuen und reingehen. Die Miesmacher und Propagandisten erledigen sich von selbst. LG Clara
da hat mir mein Theaterbesuch (nein eigentlich nur der zufällige kritische Eintrag hier)ja doch noch was gebracht, weiss ich doch nun, dass ich altkommunistisch bin und mir die SED zurückwünsche und sehr wahrscheinlich RTL-Zuschauer bin.
Packt Ihr derweil die Leute die Ihr überhaupt nicht kennt in die Klischeekisten niedriges Niveau, ewrig gestrig oder was Euch sonst noch einfällt. Ihr seid schon merkwürdige Traumtänzer.
Wir sehen uns dann in zwei Jahren wieder ...
darf man erfahren, warum Sie hier wohl die dogmatischen Ein- und Auslassungen des Kommentators "Andreas" publik machen, zum wiederholten Mal aber nicht zumindest meine Erwiderung darauf. Diese lautete wie folgt.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas aus Leipzig
Natürlich lieber Thomas aus Leipzig,
wir wollten das sinn- und ziellose gegenseitige Anraunzen beenden, weil es für die Sache "Pension Schöller", aufgeführt von Sebastian Hartmann im Centraltheater Leipzig weitgehend unerheblich ist.
Aber bitte, der Vollständigkeit halber, reichen wir hier Ihre letzte Einlassung nach und beenden damit DIESEN Teil der auseinandersetzung.
Gruß
nikolaus merck
"Sehr helle, Genosse Andreas, wie du, der das Theater ja überhaupt nicht kennt (nicht wahr?), sich gegenüber Andersdenkenden hier zu solchen Urteilen aufschwingt. Da fliegen die Klischeekisten dann echt richtig tief. Du betonst dann doch ein bißchen viel, wie wahnsinnig zufällig du ins Theater und auf nachtkritik geraten bist. Wen möchtest du denn simulieren: den ganz unbefangenen Gelegenheitstheatergänger, der das moderne Theater jetzt aber mal ganz furchtbar findet (nach dem Besuch von Schöller!!) und den Theaterbetonköppen zustimmt, die mit dem Centraltheater ihr Problemchen haben und den "Goldenen Zeiten" des ZK-Theaters hinterher trauern? Man hört von vorne bis hinten etwas zu sehr den notorischen Nörgler durch, der der LVZ täglich sein Leserbriefchen schickt. Aber wenigstens habt ihr euer Intervall verkürzt und seid vom Fünfjahresplan zum Zweijahresplan gekommen. Das verdient unser aller Anerkennung! Versuchte Letzte Worte wie "Wir sehen uns dann in zwei Jahren wieder" lesen sich eigentlich ja eher wie eine Drohung. Aufgeschlossene Theatergänger halten die Zwischenzeit aber locker aus und gehen nochmal so gern ins Haus. Ohne euch würde es ja auch keine Freude machen."
schwindel" sei und nur 50 %-Schönner.
Nein: Keine Schauspieler-Quälerei, sondern lustvolles, charmantes, unaufgeregtes, kluges und engagiertes Spiel . Mein Eindruck ist da wirklich sehr positiv, was das Ensemble in Leipzig unter Hartmann angeht: ein Zeichen dafür, daß ich sehr schätze, ist, wenn ich Schauspieler aus einem Ensemble an Abenden, an denen sie nicht spielen, selbst unter den Zuschauern weilen sehe, durchaus neugierig und ohne Claquerambitionen dazu: "CentralistInnen" waren auch bei der Borscht-Premiere in Halle, waren beim neuen Skala-Dostojewskij von Martin Laberenz , waren in allen Vorstellungen, kurzum, die ich jetzt in Leipzig sah. Herrlich, wie ein Andrej Kaminski es eingangs des Stückes versteht improvisierend auf zuspäteintretendes Publikum zu reagieren: "Ich trete einfach noch mal auf, fange noch mal an", sagt er, und jetzt spielt er, daß die Tür, durch die er erneut herauszukommen gedenkt, jetzt klemmt, bevor er es wiederholen kann: einmalige Szenen !, ein zentraler Reiz des Theaters !! Oder die "Schön ist es wieder zuhause"-Szene des Peter Rene Lüdicke, als plötzlich ein Kleinkind ausruft "Papa", gerade zu dieser "Home-sweet-home"-Szene: großartig. Regelrecht doppelbödig wird es dann im zweiten Teil: und, wer die Torten-Schlacht lediglich für Klamauk hält, der verkennt ua., daß gerade dabei zB. die Schöller-Situation sich vollends zuspitzt, denn wir gehen ja nicht nur davon aus, daß uns die Torte durch die 4. Wand nicht treffen wird, nein, wir werden auch Zeugen einer Situation, in der "heillos" improvisiert wird: so wie Maximilian Brauer Frau Unterweger mit der Torte überraschte, war es sichtlich nicht abgesprochen zum Beispiel. Und, mit Verlaub, warum kommen wir heute, die "Pension Schöller" zu sehen ?? Das ist auch irgendwie ne Art Wahnsinn, und das mit unserer Sensationslust an Neuem, Seltenem, Skurrilem, Dokumentarischem zu verbinden, gelingt an diesem Abend ausgesprochen gut. Daß ständige Belachen des n/l-Fehlers hat auch etwas Peinliches, finde ich: hier aber wird das überhaupt eröffnet
und gut in der Waage gehalten. Ein Erfolg, diese Inszenierung.