Open For Everything - Constanza Macras eröffnet die Wiener Festwochen 2012 mit ihrer Compagnie Dorky Park und tanzenden Roma
Feuer im Teich
von Martin Pesl
Wien, 10. Mai 2012. Mind-Map: "Die Roma". Und los! Da schießt einem gleich allerlei in den Kopf, und das Anfangsbild in Constanza Macras' neuer Großproduktion "Open For Everything" fasst vieles davon zusammen: Ein Auto fährt ein, eine alte Rostschüssel, hübsch folkloristisch dekoriert, darin so viele Roma wie sich hineinpressen können. Sie sind ständig unterwegs, aber arm, sie sind Familienmenschen, es gibt unzählige von ihnen, und der herkömmliche Gadscho-Ignorant, also der Nicht-Roma, tut sich schwer, sie auseinanderzuhalten. Klischees! In Wirklichkeit sind die Roma "wie andere Europäer auch, nur mit einem besseren Rhythmusgefühl", sagt Constanza Macras im Programmheft, und da sie Choreografin ist, beweist sie es uns in erster Linie anhand von Tanz und Musik.
Wastwater - In Wien inszeniert Stephan Kimmig den Dreiteiler von Simon Stephens
Schwelende Paranoia
von Martin Pesl
Wien, 29. April 2012. Eine niedliche kleine Ironie: Im Programmheft zur Uraufführung seines Stückes "Wastwater" in Koproduktion mit den Wiener Festwochen erklärte Simon Stephens letztes Jahr, durch seinen verstärkten Kontakt mit deutschem Theater zu formalen Innovationen inspiriert worden zu sein. Tatsächlich hat er statt eines "well-made plays" drei kurze geschrieben: eine Fingerübung im dialogischen Erzählen.
Kinder der Sonne - Nurkan Erpulat inszeniert Maxim Gorkis Abrechnung mit der vorrevolutionären russischen Intelligenzija am Wiener Volkstheater
Selbstabschottung im Theatersonnenlicht
von Leopold Lippert
Wien, 27. April 2012. Wenn sich an den Wiener Bühnen ein Frühjahrstrend abzeichnet, dann der, das Theater als realen, materiell-institutionellen Ort zur Debatte zu stellen. Das Burgtheater und sein Zuschauerraum mussten in der Vorwoche in Jan Bosses Robinson Crusoe für ein zivilisatorisches "Projekt einer Insel" herhalten. Nurkan Erpulat versteht in seiner Inszenierung von Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" am Volkstheater das Aufeinanderprallen von Arbeiterklasse und Intelligenzija im vorrevolutionären Russland als Desillusionierung durch die Theatermaschinerie.
2. Festival des Absurden − Hubsi Kramar zelebriert den Wiener Überfluss im 3Raum Anatomietheater
Die Langobarden kommen
von Martin Pesl
Wien, 24. April 2012. Hubsi Kramars gottgleiche Stimme beschwört die Witwen des Chaos, dessen Kinder wir alle seien. Damit ist die Parole für "INXYZY – Flammende Liebe" ausgegeben, und für einen Moment sehen wir ein kleines Mädchen im weißen Kleidchen im grünen Gras im Licht aufleuchten. Das ist fast gruselig. Doch schon erscheinen eine Saxofonistin, ein Rapper und ein Pianist und machen ein bisschen Stimmung. Nächstes Bild: Eine Leiche wird mehrmals erschossen. Jemand sagt: "Die Langobarden kommen." Das bekommt man an diesem Abend noch öfter zu hören, genauso wie das Lied Die Liebe ist ein seltsames Spiel, Skelette und einige andere zufällig zusammengewürfelte Motive immer wieder auftauchen.
Regie: Günter Krämer
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