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Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 24. Juli 2013 – Der Rapper Mohammed al-Deeb zur Situation der Kunst in Ägypten

Demokratische Straßenkunst

24. Juni 2013. Im Interview mit Jonathan Fischer von der Welt (24.7.2013) spricht der Rapper Mohammed al-Deeb aus Kairo über die aktuelle politische Lage in Ägypten: "Es ist Zeit, eine säkulare und zivile Gesellschaft aufzubauen", sagt er und beschreibt seine Musik als Versuch, die "Mehrstimmigkeit des neuen Ägypten" abzubilden.

Presseschau vom 21. Juli 2013 – Der Spiegel interviewt Frank Castorf zu den Bayreuther Festspielen

"Pure DDR"

21. Juli 2013. Dem Spiegel (22.7.2013) gibt Frank Castorf ein Interview, nachdem er die 99 Fragen von Moritz von Uslar ausgeschlagen hat. Der Intendant der Volksbühne in Berlin spricht darin über seine Arbeit bei den Bayreuther Festspielen, wo er in diesem Jahr Wagners "Ring des Nibelungen" inszenieren wird.

Presseschau vom 16. Juli 2013 - Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung interviewt Michael Thalheimer

"Berlin wäre perfekt"

16. Juli 2013. "Wollen Sie nicht langsam mal Intendant werden?" fragt Volker Corsten zum Schluss des Gesprächs den Regisseur Michael Thalheimer, und der sagt: "Die Frage beginnt langsam für mich interessant zu werden." Allerdings: "Das Theater, die Bedingungen, vor allem der Ort: Alles muss stimmen. Für Kompromisse bin ich als Regisseur und als Mensch nicht geeignet." Da man so eine Intendanz ja für mindestens fünf Jahre unterschreibe und er kleine Kinder habe, die an Kita und Schule gebunden seien…: "Also, wenn ich wählen könnte: Berlin wäre perfekt!"

Presseschau vom 11. Juli 2013 - Die Mitteldeutsche Zeitung interviewt den sachsen-anhaltischen Kultusminister Stephan Dorgerloh

"Kultur ist mehr als Theater"

11. Juli 2013. Im Interview mit Andreas Montag von der Mitteldeutschen Zeitung sagt Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) zu den Protesten gegen sein sparpolitisches "Kulturkonvent" für Sachsen-Anhalt: "Es gibt für die Proteste, wie ich sie erlebe, ganz unterschiedliche, legitime und vielfach nachvollziehbare Gründe." Er erlebe existenzielle Betroffenheit, "die einen auch selber betroffen macht". Gelegentlich höre er auch die Schwierigkeit heraus, sich der Realität der Veränderung zu stellen.

Presseschau vom 3. Juli 2012 – Spiegel online porträtiert das Salzburger Festival Sommerszenen unter der neuen Leiterin Angela Glechner

Wider Prosecco-Hochkultur

3. Juli 2013. Auf Spiegel online porträtiert Tobias Becker das Salzburger Festival Sommerszene, das oft als "ein hungriges Avantgarde-Festival für Theater, Tanz, Performance und als Gegenpol der pappsatten Salzburger Festspiele beschrieben worden ist". Als Alternative zur kulinarischen Prosecco-Hochkultur zeige sich nun erstmal die Handschrift der neuen Intendantin Angela Glechner.

Presseschau vom 1. Juli 2013 – Gerhard Stadelmaier liest die Uraufführungspläne der kommenden Saison

Beabeiteritis und Projekteritis

1. Juli 2013. Gerhard Stadelmaier hat für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (1.7.2013) mal wieder, wie er es jeden Sommer zu tun pflegt, in die Spielpläne der Theater geblickt und dabei insbesondere sein Augenmerk auf die Uraufführungen der kommenden Saison gelegt. Er hat bedenkliche Tendenzen ausgemacht: "Es herrscht offensichtlich hektischer Betrieb tagespolitischer Wilderei in Problemzonen, in denen jeder, der will und gerade greifbar ist (ob Polizist, Nutte, Richter, Demenzkranker oder NSU-Betroffener) vom Theater ge- und verbraucht wird, das jedwede Sein- und Schein-Schranke niederreißt und dem Laien gern Tür und Tor öffnet – außer dass bei solchen Projekten selbstverständlich die Regisseure auf ihren Profi-Lohn pochen. Das Theater magert ab. Es wird zur Dokumentarstation. Und treibt sich das Spiel aus."

Presseschau vom 16. Juni 2013 – Die Berliner Zeitung zieht eine kleine Bilanz der Autorentheatertage am Deutschen Theater

"Ist nicht eh alles wurscht?"

16. Juni 2013. In der Berliner Zeitung (14.6.2013) wirft Dirk Pilz noch einmal einen Blick auf das weiblich dominierte Programm der Autorentheatertage am Deutschen Theater: Dass zehn von insgesamt 15 deutschsprachigen Inszenierungen Stücken von Frauen gegolten hätten, habe das DT zu der "interessanten Feststellung veranlasst", dass die Frauen "langsam aber sicher die führende Rolle in der Gegenwartsdramatik" übernähmen. Pilz: " Das begrüßen wir, denn viel zu lange wurde das Publikum mit Stücken bräsiger und überschätzter Männer gequält."

Presseschau vom 12. Junil 2013 – Berlin nimmt Abschied von Armin Petras

Eine Erfolgsgeschichte

12. Juni 2013. Derzeit tingelt Armin Petras zum Abschied durch die Berliner Feuilleton-Redaktionen. Also nicht er selbst, dazu hat der rasende Armin ja auch gar keine Zeit. Sondern eher das Dauergespräch mit ihm, das von einer Zeitung auf die nächste überspringt. Heute waren die taz und die Berliner Morgenpost mit Petras und seinem Abschied aus Berlin befasst.

In der taz (12.6.2013) lässt sich Petras von Katrin Bettina Müllers kleiner Spitze, dass auch in seinem angeblich so unbürgerlichen Spielplan ein gerüttelt Maß an bürgerlicher Kultur gesteckt habe, zum Beispiel "ein sehr liebevoller Umgang mit der Romanliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts", nicht aus der Reserve locken. Petras: er fände es gut, wenn es, wie an seinem Gorki, ein Spannungsfeld gebe zwischen Alltagsgeschichten auf der einen Seite und großen Stoffen, wie "Anna Karenina", auf der anderen.

Selbstironisch?

Das Motto der letzten Spielzeit "Den Aufstand proben", sei natürlich auch ein wenig ironisch "auf uns selbst gemünzt", auf den Versuch, "gegen gängige Formen Theater zu machen". Natürlich sei das "auch Quatsch", ein Theater sei "a priori ein feudalistisches System innerhalb des Kapitalismus".

In Berlin habe er gelernt, dass es ohne Lobbyarbeit nicht gehe. "Das habe ich in Berlin zu wenig gemacht. Dies sei einer der Gründe, "weshalb wir nicht die finanziellen Möglichkeiten erhalten haben, hier noch zwei, drei Jahre weiter zu machen".

Zu viele Produktionen?

Auch auf den versteckten Vorwurf von Müller, eine zu hohe Zahl an Produktionen, die dann notwendig flüchtig gearbeitet waren, herausgebracht zu haben, geht Petras einfach gar nicht ein. Seine Antwort: "Wir hatten alle die Jahren ein starkes Ensemble. Das sieht man auch daran, dass die Schauspieler, die nicht mit nach Stuttgart kommen, Engagements an den ganz großen Theatern gefunden haben ... wenn ich an die Inszenierungen denke, dann sehe ich nicht den Fehler, dass sie zu schnell oder überhastet entstanden wären, sondern dass ein paar Inszenierungen zu angepasst waren."

In der Berliner Morgenpost (12.6.2013) gibt es auch Petrasiana. Dort sagt er, angesprochen auf das Mammutprogramm des fünftägigen Abschiednehmens von Berlin, dem Redakteur Stefan Kirschner: "Man soll sich an uns erinnern, ein Mythos muss hergestellt werden", und an der Wand, so Kirschner, "lehnt ein Rennrad".
Hoi!

Die eher konservative Westberliner MoPo verbeugt sich beeindruckt vor dem Intendanten mit der Ost-Geschichte, der von einem aus Ostberlin stammenden Kultursenator in ein ehemaliges Ost-Staatstheater berufen wurde: "Unter seiner Intendanz kamen am Gorki über 200 Inszenierungen heraus, davon 86 allein am großen Haus. Seine Intendanz, von dieser Zeitung anfangs skeptisch beäugt, war eine Erfolgsgeschichte."

Es geht nur miteinander

Es ist immer hübsch, wenn das Hohelied der Solidarität und des Kollektivs in Springer-Zeitungen gesungen wird. Hier lautet es so: "Petras zählt zu den regieführenden Intendanten, die Superlative nicht mögen und keine Angst vor interner Konkurrenz haben. Die Hausregisseure haben ihre eigene, starke Handschrift, 'mir ist durch ihre Kraft damit viel abgenommen', sagt Petras. 'Jeder wusste, es geht nur miteinander, geht nur als Gruppe.' "

Aber auch in der MoPo kommt kein böses Wort gegen die Berliner Kulturpolitiker über Petras' Lippen. Nur zart ist die Kritik, die er im Stammbuch der Politik hinterlässt, Petras lässt sich wie folgt zitieren: "Dass Kultur Berlins wichtigste Waffe ist, dass man sich extrem darum kümmern muss und es verantwortungsvoll tun sollte." Lieber aber, auch das kann man überall lesen, schaut Petras nach vorne. Er freut sich, dass er seinen "Union"-Fanschal noch gebrauchen kann. Der VfB hat dieselben Farben: rot und weiß. Na, auf geht's.

(jnm)

 

Presseschau vom 5. Juni 2013 – Rabih Mroué über den Libanon

"Ich bin nicht optimistisch"

5. Juni 2013. "Wie viel Libanon lässt sich über die Kunst vermitteln?", fragt im Tagesspiegel Patrick Wildermann den libanesischen Performer und bildenden Künstler Rabih Mroué – Hintergrund  sind Matthias Lilienthals X-Wohnungen in Beirut. "Jeder soll gern für ein paar Tage kommen! Aber unter einer Bedingung: bitte nicht versuchen, irgendetwas zu begreifen", antwortet Mroué – in so kurzer Zeit könne man nichts verstehen.

Presseschau vom 4. Juni 2013 – Die Berliner Zeitung bilanziert die Intendanz von Armin Petras am Maxim Gorki Theater

Lob der Schaffenswut

Berlin, 4. Juni 2013. In der Berliner Zeitung (3.6.2013) bilanziert Theaterredakteur Ulrich Seidler die siebenjährige Intendanz von Armin Petras am Maxim Gorki Theater. Über 200 Inszenierungen habe Petras dort herausgebracht, davon 86 auf der großen Bühne. Es gab "weder Stars noch Sternstunden. Petras sucht auch nicht danach. Er ist zuerst inhaltlich an einer Sache interessiert. Für die Form fehlt ihm manchmal die Geduld." Darin lägen aber auch "die Lebendigkeit und Echtheit seiner Inszenierungen" begründet. "Manchmal kippte es ins Wurschtige − vermutlich dann, wenn Petras gedanklich schon wieder woanders war."

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