Die Zukunft von gestern. Menschenbilder 2.0. – Nico and the Navigators feiern in den Berliner Sophiensälen das zwanzigjährige Bestehen der Gruppe

Melancholie-Vollbad

von Janis El-Bira

Berlin, 2. Oktober 2018. Sie kommen in die Jahre, die Heldinnen und Helden der Berliner Freien Szene. Hatten am Wochenende noch die Performer von She She Pop ihr 25-jähriges Bestehen im HAU mit einer mehrteiligen Riesensause begangen, sind es nun Nicola Hümpel und Oliver Proske, die mit ihren "Navigators" offiziell das Teenageralter überwunden haben. Zwanzig Jahre nämlich ist es auch schon wieder her, dass Nico and the Navigators als artists in residence mit ihrem neuartigen Mischwesen aus Tanz-, Musik und Performancetheater an den Berliner Sophiensälen anheuerten, um berühmt zu werden. Ein Grund zum Feiern.

Familiodrom - Sophiensaele Berlin

Wir Kollektiveltern

von Falk Schreiber

Berlin / Online, 8. Dezember 2020. Ziemlich schnell wird klar, dass man durchschnittlichstes Mittelmaß ist. Hätte man nämlich Kinder, dann würden die wohl in einer Großstadt aufwachsen, in einem sozial heterogenen Viertel aber in einem mehrheitlich weißen Umfeld, und das Milieu wäre eines, das man als "sozialökologisch" bezeichnen könnte. Und tatsächlich: Die Kinder der meisten Zuschauer*innen dürften in vergleichbaren Verhältnissen aufwachsen. Interrobang haben mit dem "Empowerment nach Rousseau" "Familiodrom" eine ziemlich homogene Blase aus dem heterogenen Stadtteil in die Berliner Sophiensæle gelockt. Beziehungsweise ins Internet, wo "Familiodrom" als immersive Zoom-Performance stattfindet, aus Gründen des Pandemieschutzes, aber auch, weil das Netz hier strukturbildendes Element ist: Es geht darum, ein Kind als "Kollektiveltern" zu erziehen, und das Kollektiv schließt sich online zusammen.