Kasimir und Karoline - In Leipzig verlegt Enrico Lübbe Ödön von Horváths Krisenstück in einen Transitraum
Vorsicht, zerbrechlich!
von Tobias Prüwer
Leipzig, 16. September 2017. Vom ersten Moment an transportiert "Kasimir und Karoline" vor allem eins: Fragilität. Zart schwingen von einer Glasharmonika melancholische Volksliedloops in den Saal. Dann öffnet sich der rote Vorhang im Schauspiel Leipzig, wo Enrico Lübbe das Krisenstück Ödön von Horváths in eine Wartehalle verlegt hat.
Die Maßnahme / Die Perser - Leipzigs Schauspiel-Intendant Enrico Lübbe macht aus zwei Chorstücken einen bildstarken Theaterabend, der sich vor ideologischen Fragen scheut
Lehrstück plus Lehrstück gleich Leerstück
von Matthias Schmidt
Leipzig, 30. März 2017. Es geschieht nicht allzu häufig, dass eine Inszenierung mit einer solchen Wucht einschlägt, dass sie unter so herausragendem handwerklichen und personellen Aufwand, so pur und werkgetreu und doch modern und zeitgemäß gleich zwei Theaterklassiker aneinanderhängt und man am Ende dennoch relativ ratlos dasitzt. Der Jubel nach Enrico Lübbes Doppelinszenierung "Die Maßnahme / Die Perser" war riesig. Er galt den mehr als hundert auf der Bühne stehenden Schauspielern, Sängern, Musikern und Statisten, einem preisverdächtigen Bühnenbild von Etienne Pluss und einer ebenso fantastischen Leistung der Chöre unter Leitung von Marcus Crome. Natürlich hat das alles auch mit Konzept und Regie zu tun; Regietheater im engeren Sinne war es nicht.
Geister sind auch nur Menschen - Katja Brunners Stück übers Siechtum am Lebensende radikal körpersprachlich inszeniert von Claudia Bauer in Leipzig
Die Todgeweihten grüßen uns
von Tobias Prüwer
Leipzig, 17. März 2017. Ruinierte Leiber schieben sich durch den steril ausgeleuchteten Saal. Die fünf Frankensteins gleichen eher untoten Kreaturen denn Lebenden. Die grotesken Flickenteppiche ihrer Haut werfen Falten. Als Madensäcke schwanken die Figuren über die kleine Bühne am Schauspiel Leipzig, wo Hausregisseurin Claudia Bauer mit "Geister sind auch nur Menschen" ins Innenleben eines Alters-, besser Siechendenheim schaut. Sie inszeniert Katja Brunners Text als Feldlazarett, aufgeschlagen für die finale, dahindämmende Schlacht im Kriegsspiel des Lebens.
Grand Prix de la Vision - Laura Naumanns Castingshow-Stück übers Welt-Unbehagen in Leipzig von Alexandra Wilke uraufgeführt
Dilemma der Spätgeborenen
von Tobias Prüwer
Leipzig, 25. Dezember 2016. "Ereignis": Schwarz auf Weiß prangen die Großbuchstaben im Schlussbild auf der Brust der Spieler. Warum sie die Kapuzenpullis falsch herum tragen, bleibt unaufgelöst. "Wir sind dein Ereignis", säuselten sie zuvor sirenenartig, die Kraft von Wort und Inszenierung andeutend. Diese verhält sich in "Grand Prix de la Vision" am Schauspiel Leipzig umgekehrt proportional zur zunehmenden Stücklänge. Zu viel will der Stoff von Laura Naumann, der die Ratlosigkeit der Welt dokumentiert. Ebensolches Gefühl zeigt Regisseurin Alexandra Wilke, die die Uraufführung als Road-Trip ohne Road inszeniert. Ost-Highway: Gelungene Szenen verblassen auf irrlichternder Fahrt über Bischofswerda gen Westen und Weltfrieden.
Regie: Rico Dietzmeyer
Regie: Frank Van Laecke und Alain Platel
Regie: Enrico Lübbe
Regie: Philipp Preuss
Regie: Armin Zarbock, Susanne Bolf, August Geyler, Claudius Bruns
Regie: Steffen Klewar
Regie: Philipp Preuss
Regie: Constanza Macras
Regie: Mateja Koležnik / Claudia Bauer
Regie: Matthias Fontheim
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