Verteidigung der Demokratie - Am Volkstheater Wien demonstriert Christine Eder mit trockener Staatstheorie und tollen Songs die Zerbrechlichkeit unserer Gesellschaftsordnung
Es erschien so stabil
von Leopold Lippert
Wien, 18. Oktober 2018. Man kann sich wirklich spannendere theatrale Ausgangssituationen vorstellen. Am Wiener Volkstheater verspricht Regisseurin Christine Eder ein Stück über den Rechtstheoretiker und Mitautor der österreichischen Bundesverfassung Hans Kelsen (1881-1973), der sein Leben lang an verschiedenen europäischen und amerikanischen Universitäten über das Spannungsfeld von Demokratie und Freiheit gelehrt hat. Der Titel des Abends, "Verteidigung der Demokratie", ist einem Aufsatz Kelsens von 1932 entnommen, und das ist durchaus passend: Denn über weite Teile ist die Inszenierung mehr politikwissenschaftliche Abhandlung als dramatischer Dialog, mehr Thesenpapier als Figurenspiel.
Der Kaufmann von Venedig - Anna Badora lässt im Wiener Volkstheater das Publikum die Interpretation wählen
Demokratie-Spiele
von Veronika Krenn
Wien, 8. September 2018. Opfer oder Täter, das ist hier die Frage. "Die Bosheit, die ihr mich lehrt, will ich ausüben", sagt Shylock. An andrer Stelle legt er nach: "Du nannt'st mich Hund, bevor du Grund dazu hattest, doch weil ich ein Hund bin, hüte dich vor meinen Fängen." Der Jude in William Shakespeares "Kaufmann von Venedig" ist eine Figur, die sich seit dem Jahr 1604 im Laufe der Interpretationsgeschichte radikal gewandelt hat: Vom grell maskierten Scheusal, das von seinem Schuldner ein Pfund Fleisch aus seinem Körper einfordert, bis zur NS-Zeit, wo die Figur einschlägig antisemitisch interpretiert wurde. Nach 1945 setzte langsam ein Umdenken ein und Shylock wurde als Opfer des an ihm verübten Unrechts gezeigt. Anna Badora setzt bei ihrer Interpretation des umstrittenen Klassikers auf eine demokratische Entscheidung.
Regie: Margit Mezgolich
Regie: Luk Perceval
Regie: Jacob Suske
Regie: Dušan David Pařízek
Regie: Stephan Kimmig
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