Mein Kampf - Burgtheater Wien
Hitler braucht einen Coach
von Andrea Heinz
Wien, 9. Oktober 2020. Es erhärtet sich der Verdacht, dass Burgtheater-Direktor Martin Kušej sich an der Ära Peymann abarbeitet: Zur Eröffnung inszenierte er letztes Jahr Kleists Hermannsschlacht. In der zweiten Saison gibt es nun, kurz nachdem Peymann drüben an der Josefstadt bei der Generalprobe der Bernhard-Dramolette Der deutsche Mittagstisch huldvoll einem verzückten Publikum zuwinkte, Taboris "Mein Kampf". Die Uraufführung erregte zu Peymanns Zeiten an der Burg die Gemüter. Hauptdarsteller Ignaz Kirchner bekam während der Proben Scheiße zugeschickt, schön verpackt in einem Demel-Karton. (Für alle Nicht-Wiener*innen: k.u.k. Hofzuckerbäcker.)
Rand - Schauspielhaus Wien
Wollen wir kuscheln?
von Martin Thomas Pesl
Wien, 30. September 2020. Ein wohligeres Anfangsbild hätte Tomas Schweigen für die neue Saison am Schauspielhaus kaum finden können: Statt menschlicher Virenschleudern gibt es erst einmal Luft. Undefinierbare Stoffhäufchen auf der Bühne expandieren zu raumgreifenden Bällen, erst blau, dann rosa angeleuchtet und begleitet von epischem Sound, als fände hier Wiens gesündestes Clubbing statt. Bis alles aufgeblasen ist, braucht es seine Zeit. Dann setzt das klinische Weiß ein, das die Kulisse die nächsten zwei Stunden dominieren wird. Vera von Gunten schiebt sich zwischen zwei Ballons durch und sagt: "Ich bin ein Tetrisstein."
antigone. ein requiem – Akademietheater Wien - Lars-Ole Walburgs österreichische Erstaufführung von Thomas Köcks Antigoneüberschreibung
Die große (An)klage
von Andrea Heinz
Wien, 12. September 2020. Man hatte fast ein kleines Déja-vu bei der österreichischen Erstaufführung von Thomas Köcks antigone. ein requiem im Akademietheater: Eine finstere Bühne, der Chor, die Flüchtlinge. Man denkt sofort an Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen", die 2015, wenn auch im Burg-, nicht Akademietheater, aufgeführt wurden. Damals war die sogenannte Flüchtlingskrise auf ihrem sogenannten Höhepunkt. Heißt: Sehr viele Menschen waren an Leib und Leben bedroht, versanken in Elend, hatten kein Zuhause mehr – und sehr viele andere Menschen schauten zu oder weg, während sie gleichzeitig von Humanität redeten. Wahrscheinlich hatten sie sogar recht, wahrscheinlich ist nichts menschlicher als das. Nichts ungeheurer als der Mensch.
Regie: Via Zusamm
Regie: Bérénice Hebenstreit
Regie: Ben Kidd & Bush Mourkazel
Regie: Toxic Dreams
Regie: Helmut Köpping, Kurt Palm
Regie: Monika Gintersdorfer / Knut Klaßen
Regie: Anna Badora
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